Markt Schwaben:Im Spiegel

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Die Preise im Drehbuchwettbewerb am Franz-Marc-Gymnasium Markt Schwaben sind verliehen worden. Auf Platz eins kam Vivian Zeißig (vorn, Mitte). (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Am Franz-Marc-Gymnasium in Markt Schwaben werden die Schüler-Oscars vergeben. Die Jury verleiht Vivian Zeißigs Drehbuch den ersten Preis, ihr Beitrag wird demnächst verfilmt

Von Max Nahrhaft, Markt Schwaben

Ende Februar wurde in Los Angeles der bekannteste und begehrteste Filmpreis der Welt verliehen: die Oscars. Diese werden in vielen Kategorien vergeben - unter anderem für den besten Film, den besten Darsteller, für die beste Regie, das beste Drehbuch, die beste Musik. Drei Wochen später legte das Franz-Marc-Gymnasium in Markt Schwaben nach und verlieh seinen eigenen Preis für das beste Drehbuch.

Die Auszeichnung fand nur schulintern statt, anders als in L.A. standen keine jubelnden Menschenmassen vor der Tür, auch die mediale Präsenz war überschaubar. Für die Erstplatzierte Vivian Zeißig aus der achten Klasse war es trotzdem ein ganz besonderer Moment; sie fühlte sich vielleicht sogar ein wenig wie Thomas McCarthy, der den diesjährigen Oscar für das beste Drehbuch bekommen hat.

Im Vergleich zum Academy Award ist der Markt Schwabener Drehbuchpreis noch relativ jung: er wurde in diesem Jahr zum zehnten Mal vergeben. Dessen Jury setzte sich aus Schülern, Lehrern, einer Drehbuchautorin, einem Medienpädagogen und einem Dramaturgen zusammen, die höchst professionell über die Werke urteilten. Gudrun Schäffner, die Leiterin der Drehbuchgruppe, sagte: "Wir hatten in der Jury diesmal die Qual der Wahl, es fiel uns schwer, für ein Treatment zu entscheiden." Insgesamt sieben Treatments - so nennt man Kurzfassungen von Drehbüchern, die deren Kernaussage wiedergegeben sollen, - wurden von den Schülern eingereicht und von den Experten bewertet. Die Schüler hatten fantasievolle und außergewöhnliche Ideen, mit denen sie auf den ersten Platz hofften.

Moritz Apelt aus der fünften Klasse machte zum ersten Mal beim Wettbewerb mit und schrieb einen kleinen Roadmovie, der durch das schöne Markt Schwaben führte. Das reichte zwar nicht für den ersten Platz, war aber für das erste Mal beeindruckend, sagte Peter Rohmfeld, der Leiter der Filmgruppe am Franz-Marc-Gymnasium. Hannah Lentner schrieb über einen Autounfall mit Todesfolge, musste sich aber auch nur mit einer Teilnahmeurkunde begnügen, obwohl das Stück dramaturgisch überzeugte. Der Elftklässler Jonas Lehmann reichte "Abistreich" ein, bei dem der Name Programm war. Das komödiantische Drehbuch mit viel Klamauk wurde zwar der Favorit der Lehrer, konnte aber die anderen Juroren nicht überzeugen. Als Team arbeiteten Johanna Bauer und Anne Eckl, beide aus der achten Klasse, an ihrem Drehbuch, in dem die kontrastreiche Figur eines Teenageridols im Vordergrund stand. Besonders die detailgetreue psychologische Entwicklung beeindruckte die Jury.

Auf Platz zwei und drei schrieben sich Fabian Strehlow und Cedric Lipsdorf, die es schafften, mit ihren geheimnisvollen und emotionalen Stücken die Spannung bis zum Ende hoch zu halten. Einen verdienten ersten Platz hat sich die Achtklässlerin Vivian Zeißig mit ihrer "Spiegelgeschichte" erobert. Sie befasst sich darin mit der Diskrepanz zwischen Wirklichkeit und Fantasie und geht dabei auf die Außenseiterrolle in Schulklassen ein. Ihr wird nun nicht nur die Ehre eines ersten Platzes zuteil, sondern ihr Treatment wird von der Filmgruppe der Schule auch verfilmt. "Ich freue mich riesig über den Preis. Jetzt habe ich aber sehr viel Arbeit vor mir in den Osterferien", sagte Vivian, die zum vierten Mal an dem Wettbewerb teilnahm. Sie muss nun ihr Treatment in ein fertiges Drehbuch ausformulieren. Als Faustregel gilt, dass eine Seite Drehbuch zu einer Minute Film wird; obwohl das Projekt Kurzfilmlänge haben wird, geht das nicht mühelos. " Es ist toll, dass wir hier an der Schule sowohl eine Drehbuch- als auch eine Filmgruppe haben, das ergänzt sich wunderbar", sagt Rohmfeld.

Am Ende standen die sieben Schülerinnen und Schüler in einem Wettbewerb, doch die Vorbereitung lief sehr kollegial ab. Sie trafen sich alle regelmäßig in der Drehbuchgruppe und haben dort ihre Ideen ausgetauscht und diskutiert. "Viel wichtiger als der Wettbewerb ist das Zusammensein in der Gruppe. Da lernen sie am meisten und bekommen konstruktive Kritik aus der Runde", erklärte Gudrun Schäffner, die Leiterin der Gruppe.

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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