Markt Schwaben:Es werde Licht

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Zum dritten Mal macht Markt Schwaben bei einem interreligiösen Treffen klar: Für Intoleranz und Hass ist in der Gemeinde kein Platz

Von Isabel Meixner, Markt Schwaben

Dass arabischer Gesang in der Aula ertönt, dürfte im Franz-Marc-Gymnasium nicht häufig vorkommen. Dass rund 50 Menschen in der Dämmerung vor 13 brennenden Kerzen sitzen, ebenso wenig. Die Kerzen sollen, ebenso wie die vier daneben stehenden Pflanzen, ein Zeichen sein in Zeiten des Terrors und der Unsicherheit, ein Zeichen der Hoffnung. Ebenso symbolisch saßen beim interreligiösen Treffen am Dienstag Vertreter von katholischer, evangelischer und muslimischer Gemeinde Seite an Seite, um deutlich zu machen: In Markt Schwaben haben Hass und Vorurteile keinen Platz.

Das Treffen ging auf eine Initiative der Schulen und der religiösen Gemeinden Markt Schwabens zurück. "Es ist wichtig, dass man sich von Schicksalen berühren lässt. Und es ist wichtig, ein äußeres Zeichen zu setzen", sagte der katholische Pastoralreferent Alexander Kirnberger. Umrahmt wurde die Veranstaltung von einer Geschichte aus dem Koran, die von Hass, Verzeihung und Versöhnung erzählt und in geänderter Form auch in der Bibel zu finden ist: Es ist die Geschichte von Josef - im Arabischen Yusuf - und seinen Brüdern, die ihn in ein Brunnenloch werfen und es später bereuen.

Nach dem Auftakt auf dem Marktplatz ging die Gruppe zum Gymnasium, wo Schüler und Lehrer der Markt Schwabener Schulen mit Theaterstücken und Texten die Anwesenden zum Nachdenken brachten. Etwa mit Peter Weiss' "Die Ermittlungen", gespielt vom P-Seminar der Q 11, bei dem zwei Zeugen beim Auschwitz-Prozess gegen einen Angeklagten aussagen, der seine Schuld nicht eingestehen will; mit Briefen von Charlie Chaplin an sich selbst, in denen er reflektiert, warum es wichtig ist, sich selbst zu akzeptieren und zu lieben; mit Willy Brandts Rede anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises. Oder mit einer erfundenen Alltagsszene, gespielt von Fünftklässlern der Mittelschule, in der sich eine alte Frau über zwei herumalbernde Kinder ärgert. Immer wieder stellten die Schüler eine Kerze oder eine Pflanze auf das schwarze Tuch am Boden. Die Botschaft war klar: Es werde Licht.

Es war bereits das dritte Mal, dass in Markt Schwaben ein interreligiöses Treffen stattfand. Im vergangenen Jahr gab es einen gemeinsamen Spaziergang, Anfang des Jahres nach dem Terror-Anschlag von Paris eine Mahnwache auf dem Marktplatz. "Ich wünsche mir eine Gemeinschaft, in der das Miteinander im Mittelpunkt steht", sagte Bürgermeister Georg Hohmann (SPD), der ebenfalls am Treffen teilnahm. Und Kirnberger bat die Zuhörer, das Zeichen aus der Aula des Gymnasiums nach außen zu tragen: "Wenn wir die Lichter weitergeben, dann wird es nicht dunkler, sondern heller." Besonders ein Satz dürfte bei einigen Teilnehmern nachgehallt haben: der Schlusssatz aus Günter Eichs' "Bestürzung". Ob Folter, Gefängnis, Blindheit oder Lähmung: "Alles, was geschieht, geht dich an."

© SZ vom 26.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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