Markt Schwaben:Eine Halle für alle

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Sicher ist, dass Grund und Mittelschule (hinten) abgerissen werden. Ob die neue Halle und das Schulgebäude dann auf dem Jahnsportplatz im Ort gebaut werden, entscheidet sich in den kommenden Monaten. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Markt Schwaben entscheidet sich beim Bau des neuen Schulzentrums für eine Dreifachturnhalle. Neben den Grund- und Mittelschülern sollen dort auch die örtlichen Vereine Platz finden. Fragen und Antworten

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Die fünfte Stunde dieser abendlichen Sitzung war gerade angebrochen, die Verwaltungschefin hatte da längst einen Fächer gezückt, der Bürgermeister die oberen Hemdknöpfe geöffnet. Die Debatte um ihre neue Schulturnhalle, sie hatte viele der 20 Gemeinderäte in Unruhe versetzt, die Luft im Sitzungssaal des Feuerwehrhauses war stickig geworden. Nur einer saß immer noch mit einer Seelenruhe auf seinem Platz: Architekt Johann Peter Kellerer antwortete auch um kurz vor Mitternacht noch geduldig auf so viele Fragen, welche die Gemeinderäte in dieser frühen Planungsphase beschäftigten.

Der Münchner Architekt ist eine zentrale Figur beim größten Bauprojekt, das sie in Markt Schwaben je vorhatten: Ein neues Zentrum, das die engen und maroden Gebäude der alten Grund- und Mittelschule ersetzen soll. Der 56-Jährige organisiert zusammen mit dem Gemeinderat die Ausschreibung des Architektenwettbewerbs, der ermitteln wird, wer die Pläne für das 40 bis 45 Millionen Euro teure Projekt umsetzen darf. In der Sitzung am Dienstagabend beschloss das Gremium nun, dass neben den beiden Schulen auch eine Dreifachturnhalle neu gebaut wird. Dem einstimmigen Ratsbeschluss nach, sollen darin vor allem die Schüler der Grund- und Mittelschule Platz finden, aber auch die örtlichen Vereine. Damit ist Markt Schwaben in einigen Fragen einen kleinen Schritt vorangekommen.

Wie sieht die Halle aus?

Klar ist, dass es eine 1215 Quadratmeter große Spielfläche geben soll, 45 auf 27 Meter, teilbar in drei Felder, die voneinander getrennt werden können. Jeweils pro Halleneinheit wird es zwei Umkleiden geben, einen Waschraum mit Toilette und mindestens einen Geräteraum. Hinzu kommen insgesamt, drei Räume für die Sportlehrer, ein Konditionsraum, ein Hallenwartraum und ein Regieraum. All dies wird von der Regierung von Oberbayern mit finanziellen Zuschüssen gefördert.

Was könnte noch hinzukommen?

Uneinigkeit bestand im Gemeinderat über mögliche zusätzliche Räume und Flächen, für die es keine Fördermittel geben würde. Rita Stiegler (SPD) sagte, aus ihrer Sicht müssten die Geräteräume ausreichen. Grünen-Gemeinderat Andrä Le Coutre und Sascha Hertel von der Zukunft Markt Schwaben (ZMS) plädierten für einen zusätzlichen Geräteraum pro Halleneinheit. "Es ist wichtig, dass die Vereine dort Sachen unterbringen können", sagte Le Coutre. "Wir haben jetzt Vereinssport in den Turnhallen, die wir dann wegreißen", so Hertel. Einen Verpflegungsraum mit einer Küche für die Vereine hielten zwar die meisten im Gemeinderat für verzichtbar. "Wenn wir einen Besucheraufenthaltsbereich wollen, dann braucht es aber auch eine Küche", sagte Joachim Weikel (Grüne). Über all diese Fragen wurde letztlich nicht entschieden. Der Gemeinderat formulierte einen Beschluss, der alle Optionen offen hält.

Wird die Halle Versammlungsort?

Anja Zwittlinger-Fritz (CSU) stieß dann noch eine Debatte an, eine Zuschauertribüne einzubauen, dort könnte man zwischen 500 und 2000 Zuschauer unterbringen, wie Kellerer erklärte. "Da wären wir finanziell aber in ganz anderen Sphären", sagte Hohmann. Architekt Kellerer hatte zuvor eine - wesentlich günstigere - Zuschauergalerie empfohlen, also einen Gang mit Geländer, von dem aus bis zu 80 Personen auf Stehplätzen von oben den Sportlern zuschauen können. In dieser Sache geht es auch darum, ob die Schule als Versammlungsort genutzt werden kann oder nicht. Kellerer erläuterte, dass dies bereits gedacht sei. Werde die Turnhalle etwa bei Schultheater-Veranstaltungen bestuhlt, könne man dort bis zu 1400 Gäste unterbringen, außerdem ist eine Schulaula geplant, die ebenfalls als Versammlungsstätte genutzt werden kann.

Was wird aus dem Jahnsportplatz?

Über den Jahnsportplatz nahe der Schule wird in Markt Schwaben bisweilen emotional diskutiert. Im Gemeinderat setzten sich die Freien Wähler stets für seinen Erhalt ein. Der Gemeinderat hat nun einen Beschluss gefällt, der dem Architekten viel offen hält. Im Prinzip gibt es aber zwei Optionen: Entweder der Jahnsportplatz bleibt erhalten, dort werden für zwei Millionen Euro Schulcontainer aufgebaut, die alte Schule wird abgerissen, und an gleicher Stelle eine neue Schule gebaut. Oder: Die alte Schule bleibt solange stehen, bis die neue Schule auf dem Jahnsportplatz gebaut ist. Grünflächen könnten dann nach dem Abriss der alten Schule dort entstehen. Der alte Jahnsportplatz wäre Geschichte, aber es bräuchte keine Container.

Wer wählt den Architekten aus?

Am Dienstag fiel im Markt Schwabener Gemeinderat auch die Entscheidung über die Jury-Mitglieder. Jede Fraktion bestimmte einen aus ihren Reihen. Für die Freien Wähler sitzt Andreas Stolze im Gremium, für die SPD Anton Richter. Die Grünen schicken Joachim Weikel ins Rennen, die ZMS Sascha Hertel. Georg Hohmann (SPD) sitzt als Bürgermeister ebenfalls im Gremium, die CSU ließ noch offen, wer ihre Fraktion vertreten soll. Im nächsten Schritt werden zu den sechs Gemeinderäten sieben Experten berufen, alle 13 entscheiden dann in verschiedenen Runden, welche Architekturbüros in die engere Auswahl kommen um ein Modell zu basteln. Von etwa 100 Bewerbern bleibt am Ende einer übrig.

Wie läuft so etwas anderswo ab?

Dass die Sitzung beinahe bis zum Mittwoch gedauert hätte, lag vor allem daran, dass der Markt Schwabener Gemeinderat mit solchen Großprojekten bis dato keine Erfahrungswerte hat. "In Rosenheim wäre das bestimmt deutlich schneller gegangen", sagte Architekt Kellerer nach der Sitzung. "Wichtig ist aber, dass der Gemeinderat von Anfang an voll involviert ist und mitreden kann", so Kellerer, der seit Mitte der Neunziger um die 20 Schulbauprojekte bei der Ausschreibung betreut hat. Um kurz vor Mitternacht war der Abend dann nach knapp fünf Stunden überstanden. "Die ganz heißen Diskussionen kommen aber erst noch", so Kellerer.

© SZ vom 01.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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