Markt Schwaben:Ein Antrag für die Schwimmer

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Seit 35 Jahren steht das Markt Schwabener Hallenbad. Die Instandhaltung der Anlage ist nicht ganz billig. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Markt Schwabens Gemeinderat lädt am Dienstag zu einer Sondersitzung ein. Dann entscheidet sich, ob nun doch ein Grundstück für ein Hallenbad reserviert wird - oder ob es zu einem Bürgerentscheid kommt

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Es kommt Bewegung in die Markt Schwabener Hallenbad-Debatte. Wie es aussieht, könnten die Initiatoren der Bürgerinitiative ihr Ziel schon nächste Woche erreichen. Nämlich, dass der Gemeinderat nun doch ein Schwimmbad in seine Pläne aufnimmt. Bisher wurde der Neubau des Markt Schwabener Schulzentrums ohne Hallenbad geplant. Nun hat Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) zu einer Sondersitzung des Gemeinderats geladen, in der sich einiges ändern könnte. Einziger Punkt auf der Tagesordnung für kommenden Dienstag: ein Antrag zweier SPD-Gemeinderäte. Danach soll das Gremium beschließen, dass ein freier Platz auf dem Schulgelände für ein Hallenbad reserviert wird.

Es ist das Thema dieses Sommers in Markt Schwaben: Die einen fürchten, dass der Ort sein Hallenbad verliert, weswegen es ein Bürgerbegehren für den Erhalt gibt. Die anderen sind in Sorge, dass dieses Bürgerbegehren den beschlossenen Neubau der Grund- und Mittelschule um Jahre verzögern könnte. Der Gemeinderat unterstrich stets, wie wichtig der Schulneubau sei - die alte Grundschule ist zu eng und die alte Mittelschule marode, daran zweifelt in Markt Schwaben niemand. Vor einem Monat formierten sich dann Kritiker des Gemeinderats, denen vor allem an der Zukunft des Hallenbads gelegen ist. Innerhalb weniger Wochen sammelten sie um die 1300 Unterschriften für den Erhalt - also genug für einen Bürgerentscheid.

Bisher waren die Fronten entsprechend verhärtet, nun aber könnte die Geschichte eine neue Wendung bekommen - eine, mit der möglicherweise beide Seiten ganz gut leben könnten. Im Antrag, den der SPD-Fraktionsvorsitzende Markus Klamet und seine Vorgängerin Rita Stiegler gemeinsam einreichten, geht es nicht um den Bau eines neuen Hallenbads, sondern um das Grundstück dafür. Danach "möge der Gemeinderat beschließen, die Erweiterbarkeit des Schulzentrums um ein Schwimmbecken für Schul-und Vereinszwecke" in das Pflichtenheft für den Architektenwettbewerb aufzunehmen. Konkret geht es um ein 25 Meter langes Becken mit "mindestens vier Bahnen" in einem Hallenbad.

Das alte Becken ist genauso lang und hat fünf Bahnen, also sogar eine mehr. Warum also das Ganze, wo der Gemeinderat erst vor sieben Monaten für den Erhalt des Hallenbads gestimmt hat? Der Konflikt kam zustande, weil viele Markt Schwabener an der Nachhaltigkeit dieses Beschlusses zweifeln. Ihre Befürchtung: Wenn sich die Instandsetzung des Schwimmbads finanziell irgendwann nicht mehr rentiert, wird die Schwimmhalle abgerissen - dann steht Markt Schwaben mit seinen 3000 Schülern, seiner Wasserwacht und seinen Vereinen plötzlich ohne Schwimmanlage da - ein Szenario wie zuletzt vor 35 Jahren. Ausweichorte wären dann wohl Poing und Erding.

Am Dienstag um 19 Uhr wird der Gemeinderat im Feuerwehrhaus also einen Beschluss fassen, der maßgeblich für die Zukunft beider Einrichtungen sein dürfte: Schule und Schwimmbad. Geht der Antrag so durch, würden die Initiatoren ihr Bürgerbegehren zurückziehen, dies teilt deren Sprecher Wolfgang Eiba am Donnerstag mit. Dass die Fläche um eine Bahn kleiner werden könnte, sei kein Problem, sagt er, das habe er mit den Vereinen abgesprochen, etwa mit der Schwimmabteilung des TSV oder der Wasserwacht. Sie würden dort trainieren, ein Beschluss am Dienstag wäre dafür der erste Schritt. "Wenn der Antrag abgelehnt wird, reichen wir das Bürgerbegehren wiederum ein", so Eiba.

Für Bürgermeister Hohmann steht gerade einiges auf dem Spiel, der Schulneubau ist auf 45 Millionen Euro taxiert, das größte Bauprojekt, das es im Ort je gab. Der Antrag könnte der Ausweg aus einer Zwickmühle sein, die Frage ist nur, ob er auch umsetzbar ist. "Wenn es machbar ist, dann würde es mich freuen", sagt Hohmann. Derzeit prüft Planer Johann Peter Kellerer, ob der Vorschlag überhaupt technisch realisierbar ist. Falls ja, hätte ein neues Hallenbad schon mal einen Platz - anders als bisher, das störte ja viele. Für die klamme Markt Schwabener Gemeindekasse hätte es den praktischen Effekt, dass das Begehren vom Tisch wäre, ohne dass Mehrkosten anfallen. "Wir müssten die Fläche erst einmal nur freihalten", sagt Hohmann.

Zahlen muss die Gemeinde erst dann, wenn auf diesem Grund auch gebaut wird. Geht der Beschluss am Dienstag durch, hätte das Schulgelände damit drei Freiflächen: Eine zur optionalen Erweiterung des Schulgebäudes. Eine zum Ausbau der Dreifachturnhalle. Und dann auch eine, wo die Markt Schwabener vielleicht irgendwann mal zum Schwimmen hingehen.

© SZ vom 04.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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