Markt Schwaben:Der Streit ist vorbei

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Aktion für mehr Harmonie: Robert Niedergesäß stellt den Flyer "Modellprojekt für ein Miteinander von Mensch und Natur" vor. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Im Schwabener Moos haben Hundehalter, Landwirte und Vogelschützer sich auf einen Kompromiss geeinigt, der offenbar funktioniert: Die Hunde dürfen frei laufen, wenn auch nicht überall

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Ein Jahr ist es her, da starteten Naturschützer, Hundebesitzer, Landwirte und Jäger den ersten seriösen Versuch, den schier endlosen Streit um die Anleinpflicht im Schwabener Moos beizulegen. Nun spricht alles dafür, dass der diplomatische Schachzug von Landrat Robert Niedergesäß (CSU) sein Ziel erreicht hat: Am Freitag haben sich erstmals alle Beteiligten zufrieden erklärt mit den bisherigen Entwicklungen - sogar Richard Straub, der bis dato schärfste Kritiker vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) äußerte sich bei einem gemeinsamen Treffen zuversichtlich: "Wir sind auf einem guten Weg".

Viele Jahre war es in Markt Schwaben ein verlässlich wiederkehrender Frühjahrszwist. Es ging um die leidige Frage, ob Spaziergänger im Schwabener Moos ihre Hunde anleinen müssen oder nicht. Naturschützer, Jäger und Landwirte vertraten strikt die Anleinpflicht. Ihr Vorwurf: Die freilaufenden Hunde würden beim Erledigen ihrer Geschäfte die Felder der Bauern verschmutzen und beim Rumlaufen Brüter und Wildtiere verschrecken. Den Hundehaltern lag beim Gassigang hingegen stets die Lebensqualität ihrer Haustiere am Herzen, weswegen sie sich in einer Interessensgemeinschaft organisierten. Statt sich anzunähern, verhärteten sich die Fronten über die Jahre jedoch stetig - dazu trug lange auch das Landratsamt als Entscheidungsträger bei. Unter dem früheren Landrat Gottlieb Fauth (CSU) galt im Moos eine strikte Anleinpflicht, ehe sein Nachfolger Robert Niedergesäß die Leinenpflicht im Moos abschaffte: Erst waren also die einen grantig, später die anderen.

Es dauerte bis zum Frühjahr 2015, ehe Niedergesäß die zerstrittenen Parteien an einen Tisch bestellte und ihnen den neuen Ansatz präsentierte - einen Kompromiss: Seither dürfen Hunde im Moos zwar weiterhin frei laufen, jedoch nur noch gebietsweise. Auf bestimmten Wegen und Wegstrecken werden Spaziergänger gebeten, Hunde während des gesamten Jahres anzuleinen, an anderen Stellen gilt diese Regelung vom 15. März bis 31. Juli. Die Untere Naturschutzbehörde hat mittlerweile Nistplätze angelegt, die Vögeln Platz zum Brüten bieten soll. Die ansässigen Landwirte erklärten sich zudem gegen eine Entschädigung bereit, auf ihren Feldern mit dem Dünger zu sparen.

Und wie es scheint, zeigen die Maßnahmen die erwünschte Wirkung. "Die Stimmung im Moos hat sich gut entwickelt", sagt Christine Rackl von der Interessengemeinschaft. Anders als zuvor käme es kaum mehr zu Streitereien zwischen Hundehaltern und Jägern oder Bauern. "Für die Spaziergänger ist das eine gute Lösung, weil die Hunde an den meisten Stellen frei rumlaufen können", sagt Rackl.

Richard Straub, Vorsitzender des LBV Ebersberg und lange ein erklärter Gegner der Interessensgemeinschaft, sieht die aktuellen Entwicklungen ebenfalls positiv. "Mein Eindruck ist, dass die Hundehalter mehr Sensibilität für die Natur entwickelt haben", sagt Straub. "Viele im Moos passen sich den Gegebenheiten an und nehmen den Hund im richtigen Moment an die Leine." Getan sei es damit aber noch nicht, so Straub. "In Zukunft müssen wir noch weitere Biotope schaffen", sagt er.

Der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt geht es neben dem Vogelschutz um die Wildtiere. "Ziel der Initiative war es auch, den Lebensraum für die Hasen zu erweitern", sagt Sachgebietsleiter Johann Taschner. Auswertungen, ob der Vogel- und Wildbestand in den vergangenen zwölf Monaten angestiegen ist, habe das Landratsamt derzeit noch nicht vorliegen, dafür wäre eine aufwendige Monitoring-Datenerhebung nötig. "Wir machen aber die Beobachtung, dass das Problembewusstsein der Leute gestiegen ist", sagt Taschner. "Die Hundehalter sind rücksichtsvoller geworden."

Damit sich die Spaziergänger gleich zu Beginn der Gassi-Saison an ihr gutes Benehmen vom Vorjahr erinnern, hat das Landratsamt am Freitag Gedächtnisstützen auf die fünf Schautafeln am westlichen Rand des Schwabener Moos verteilt: Faltblätter mit einer detaillierten Regelkunde und eingezeichneten Anleinzonen.

© SZ vom 02.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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