Markt Schwaben:Bilder erzählen Geschichten

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Gut besucht ist die Vernissage der Fotoausstellung des Camera-Clubs im Rathaus Markt Schwaben. (Foto: Christian Endt)

Schwabener Camera-Club feiert 40-Jähriges mit Fotoschau

Von Ulrich Pfaffenberger, Markt Schwaben

". . . und viertens müssen die Bilder beim Betrachter etwas auslösen." Günther Keil serviert dem Journalisten im Gespräch ein Wortspiel. Ungewöhnlich, denn eigentlich ist seine Sprache das Bild. Doch wenn der Vorsitzende des Camera-Clubs Markt Schwaben auf Nachfrage die Kriterien für die Aufnahme einer Aufnahme in eine Ausstellung erläutert, dann will er nicht nur die sichtbaren Ergebnisse für sich sprechen lassen. Sondern er will auch verständlich machen, was seit 40 Jahren die Mitglieder dieses Clubs verbindet. Was eben bedeutet: Wenn diese Frauen und Männer auf den Auslöser drücken, dann wollen sie mehr auslösen als eine technische Reaktion in der Kamera.

Zum Jubiläum hat der Club im Rathaus von Markt Schwaben eine Ausstellung eröffnet, zu der die Werke von 19 Autorinnen und Autoren beitragen. Ein Begriff, der Außenstehenden im Zusammenhang mit Fotografie fremdartig erscheinen mag, der aber im Sinne von "Urheber, Schöpfer" vollauf gerechtfertigt ist. Ohne thematische Vorgabe sei die Einladung erfolgt, an der Werkschau teilzunehmen, sagt Keil, zumal nach dem bayerisch-österreichischen Städtewettbewerb in diesem Jahr, aus dem die Schwabener als Sieger hervorgingen, Zeit und Motive knapp waren. Einzig die Einheitlichkeit des individuellen Themas war gewünscht, um die Betrachter nicht zu überfordern.

Das Ergebnis ist es wert, so viel Zeit und Ruhe zum Anschauen mitzubringen wie das kundige Publikum zur Vernissage. Um nur einige zu nennen: Da mag man sich mit Walter Schneider "Im Museum" umsehen und dabei nicht nur Kunstwerke betrachten, sondern auch deren Betrachter. Oder man lässt sich umfassen von der dramatischen, fast übernatürlichen Dreidimensionalität, die der Große Ahornboden bei klarem Herbstlicht in den Bildern von Annegret Kawan entwickelt. Karl Huber hat den Mont Royal aufgesucht, von dessen Höhe aus das Stadtbild Montréals gefertigt, es danach in Segmente unterteilt und das Grundmuster der urbanen Sinfonie aus Flächen und Kuben, aus Licht und Schatten erkennbar gemacht. Dem beliebten Spiel der Fotografen mit Spiegelungen hat Robert Müller einen eigenen Akzent gegeben, indem er nicht nur die Wasseroberfläche, sondern auch den darunterliegenden Asphalt in die impressionistische Textur seiner Aufnahme einbezieht.

Was diese Bilder verbindet, sind die Geschichten, die sie über ihre Autoren erzählen. Vergleiche zur Literatur oder zur Musik bieten sich an, wo dank jahrhundertelanger schöpferischer Tätigkeit die Motive eigentlich erschöpft scheinen - und sich doch immer wieder einer findet, der einem Stoff ein neues Muster, eine neue Farbe geben will. Die Überlegungen sind zum Begreifen nahe, die den einen bewogen haben, seinen Bildern vom Königssee genau diese Perspektive zu geben, damit vor der dunklen Bergkulisse die grünen Blätter in der Reflexion des Lichts auf dem Wasser aufleuchten. Oder die einen anderen nach Elkofen und Egglburg geführt haben, um Bilder, die jedem in der Gegend zutiefst vertraut sind, mit der Signatur eines bestimmten Tages, Wetters und Lichts noch einmal aus der Taufe zu heben.

Man wünschte sich, nur ein bisschen der abgebildeten Leidenschaft, nur ein wenig der ausstrahlenden fotografischen Fertigkeit käme bei denen an, für die ein Foto nur ein Knopfdruck auf dem Handy ist und die beim Motiv zunächst an sich selbst denken.

© SZ vom 24.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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