Markt Schwaben:Abschied vom Bürgerbegehren

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Auf Druck von 1200 Markt Schwabenern reserviert der Gemeinderat nachträglich eine Fläche für ein neues Hallenbad. Die Planungen für das Schulzentrum können damit ohne größere Verzögerungen weitergehen

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) hat ein Talent dafür, Unbequemes so zu umschreiben, dass es sich beruhigend anhört. Umso bezeichnender war es, dass ihm neulich der Geduldsfaden riss. Es ging - natürlich - mal wieder um das Hallenbad im Ort, das die einen in Gefahr sehen, und die anderen nicht. Zu letzteren zählte sich bisher Markt Schwabens Gemeindechef. Doch als er dies vor zehn Tagen 300 Einheimischen erklärte, da hagelte es wütende Zwischenrufe. Hohmann scheint kein Fan solcher Äußerungen zu sein, was man daran erkennt, dass seine Gesichtsfarbe einen bedenklich roten Teint annimmt, das Sanfte aus der Stimme verschwindet, und dann wird auch mal zurückgepulvert.

Dieses Hallenbad hat die Gemüter im Ort zuletzt schon arg überhitzt. Am Dienstagabend erlebte Hohmann in dieser Sache nun abermals ein Wechselbad der Gefühle, wahrscheinlich aber zum letzten Mal. In einer emotionsgeladenen Sondersitzung hat der Gemeinderat den Beschluss gefasst, dass nachträglich doch noch eine Fläche für ein Hallenbad eingeplant wird. Markt Schwaben bekommt damit nicht nur eine neue Grund- und Mittelschule samt Turnhalle, Sportplätzen und Parkanlage. In der Architektenausschreibung wird jetzt auch ein freier Grund aufgenommen, der für ein zukünftiges Hallenbad bestimmt ist.

Es war das Thema des Sommers in Markt Schwaben: Obwohl es einen Beschluss für den Erhalt des alten Gebäudekomplexes samt Hallenbad, Grundschule und Turnhalle gibt, befürchten nicht wenige, dass der Ort sein Hallenbad verlieren könne - deswegen wurde ein Bürgerbegehren gestartet. Mit dem Beschluss vom Dienstag habe er die Liste in den Schrank getan, wie Initiator Wolfgang Eiba am Mittwoch mitteilte, er werde sie "nicht einreichen". Eiba hatte 1200 Unterschriften "für den Erhalt" des alten Bads gesammelt, genug für einen Bürgerentscheid. Die Befürchtung: Wenn sich die Reparatur des Hallenbads nicht mehr rentiert, werde es abgerissen, dann stünde Markt Schwaben mit seinen Schülern, der Wasserwacht und den Vereinen ohne Schwimmanlage da.

Mit der Rettungsaktion für die örtliche Schwimmkultur geriet nun etwas anderes in Gefahr: Im Gemeinderat waren die Bedenken zuletzt groß, dass das Begehren den längst geplanten Schulneubau gefährdet, mit kalkuliert 45 Millionen Euro das größte Bauprojekt überhaupt in Markt Schwaben. Ein Bürgerentscheid hätte die bisherigen Planungen wohl größtenteils über den Haufen geworfen - und den Neubau nicht nur verteuert, sondern wohl auch um Jahre verzögert. Und das, obwohl kaum jemand ernsthaft daran zweifelt, dass die alte Mittelschule marode und die Grundschule zu klein ist.

Eine Lösung musste dringend her, dachten sich wohl die SPD-Gemeinderäte Rita Stiegler und Manfred Klamet. Sie reichten einen Antrag ein, worauf der Bürgermeister noch vor seinem Urlaub zu einer spontane Sondersitzung ins Feuerwehrhaus einberief. Die Forderung im Antrag: Der Gemeinderat möge in sein Pflichtenheft für den Architektenwettbewerb "die Erweiterbarkeit des Schulzentrums um ein Schwimmbecken für Schul- und Vereinszwecke mit aufnehmen", das Becken solle so lang wie im alten Bad sein, also 25 Meter. Eiba hatte angekündigt, das Begehren zurückzuziehen, sollte der Antrag in der öffentlichen Sitzung durchgehen. Doch es kam etwas anders.

CSU-Gemeinderätin Anja Zwittlinger-Fritz eröffnete das Wortgefecht: Für sie sei das ein "Erpressungsversuch". Ähnlich sah es Joachim Weikel (Grüne): "Mit diesem Beschluss würden wir die Ziele des Bürgerbegehrens bereits umsetzen", sagte er. Hubert Bauer (Zukunft Markt Schwaben) und Dieter Kempf (SPD) regten sich wiederum auf, dass Zwittlinger-Fritz von "einer Gruppe von Bürgern" sprach, die in keinster Weise legitimiert" sei, das sei "unerhört", so Bauer, ehe Zwittlinger-Fritz zurückruderte. Georg Holley (CSU) erklärte, ihn störe, dass Schüler und Vereine, nicht aber Senioren beim Hallenbad berücksichtigt würden. Heinrich Schmitt (CSU) erklärte, dass ein Gemeinderatsbeschluss ohnehin "nur bis zur nächsten Sitzung" halte.

Dann nahmen Klamet und Stiegler ihren Antrag zurück - und das Gremium beschloss in nichtöffentlicher Sitzung trotzdem, dass es die geforderte Vorhaltefläche für ein Schwimmbad geben muss, wahrscheinlich im Norden des Geländes: 30 Meter lang, 15 Meter breit, so dass sechs Bahnen Platz hätten (das alte hat fünf). Der Bürgermeister fasste es so zusammen: "Wir benehmen uns hier wie im Kasperltheater."

© SZ vom 10.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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