Lösung nicht in Sicht:Auf Parkplatzsuche in Ebersberg

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Vertreter von Kreisstadt und Kreisklinik beurteilen die Verkehrssituation rund ums Krankenhaus sehr unterschiedlich

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Der Witz, dass man in der Kreisklinik länger auf einen Parkplatz als auf eine OP warten muss, ist weder ganz zutreffend, noch ganz neu. Dass es rund ums Krankenhaus mitunter stressig wird, sucht man einen Platz zum Abstellen des Fahrzeuges, ist hingegen unstrittig. Wiederum sehr innig streiten kann man um die Frage, ob dieses Problem in den kommenden Jahren kleiner oder größer wird, wie nun im Technischen Ausschuss des Ebersberger Stadtrates geschehen.

Zu Gast war Gregor Schober vom Büro Wipfler Plan, der vorrechnete, wie es parkplatzmäßig mit Soll und Ist um die Klinik aussehe. Zugrundegelegt hatte er dazu die städtische Stellplatzverordnung und daraus abgeleitet, wie viele Parkplätze die Klinik - die das Gutachten beauftragt hatte - eigentlich benötige. Demnach würden für den Betrieb des Krankenhauses inklusive seiner bestehenden Personalwohngebäude genau 370 Stück ausreichen. Vorhanden seien hingegen ganze 545 Parkplätze - zumindest heute.

Denn der Bericht enthält auch eine Prognose des kommenden Jahrzehnts. Der Parkplatzbedarf wird sich wegen einiger Neubauprojekte bis Ende der 2020er-Jahre erhöhen - gleichzeitig wird die Zahl der Parkplätze sinken. Denn wenn die neue Notaufnahme, weitere Wohngebäude (siehe Text oben), die Berufsschule und der Neubau in der Von-Scala-Straße bis 2030 fertig werden, stiege der Bedarf auf insgesamt 502, da die Neubauten aber teilweise auf Parkplätzen entstehen, sinkt deren Bestand zugleich auf etwa 329.

Die Klinik werde darum anderswo Stellplätze schaffen, das schon einmal im Stadtrat vorgestellte neue Parkhaus an der Baustraße zur Münchner Straße wird nun aber nicht gebaut werden. Dafür ist eine Aufstockung des Parkhauses in der Pfarrer-Guggetzer-Straße geplant. Laut dem Zuständigen für Bauvorhaben bei der Klinik, Harald Gangkofer, könnten auch die neuen Wohngebäude etwas Entlastung bei den Parkplätzen bringen, wenn diese den Pendelverkehr der Mitarbeiter reduzieren.

Nicht alle waren überzeugt, Gerd Otter (Pro Ebersberg) kritisierte, dass bei der Berechnung des Stellplatzbedarfs das absolute Minimum zugrunde gelegt wurde. Formell sei das schon korrekt - aber eben unrealistisch, so Otter. Er verwies auf Supermärkte, die stets deutlich mehr Parkplätze bauten, als sie müssten, um dem realen Bedarf gerecht zu werden. Dieses Vorgehen sei auch für die Klinik sinnvoll.

Ob die Attraktivität einer Klinik von den Parkplätzen abhänge, oder doch eher von der medizinischen Versorgung, diese Frage stellte Christoph Münch (SPD). Und für letztere sei eben mehr Personal nötig, auch wenn das zulasten der Parkplätze gehe. Diese Sicht teilt man offenbar auch bei der Klinik: "Das Areal ist begrenzt", so Gangkofer, im Zweifelsfall baue man lieber ein Krankenhaus als Parkplätze. Auf die man bei einer besseren Busverbindung zwischen Krankenhaus und Bahnhof vielleicht auch verzichten könne, so Jürgen Friedrichs (Grüne). Zudem machten die geplanten neuen Wohnungen vielleicht auch einige Parkplätze überflüssig, wenn die Mitarbeiter kein Auto mehr bräuchten, um zur Arbeit zu kommen. Für jene, die keine Betriebswohnung bekämen, bräuchte es aber weiterhin genügend Parkplätze, gab Bernhard Spötzl (FDP) zu bedenken.

"Wir stehen der Klinik ja sehr wohlwollend gegenüber", sagte Hans Hilger (CSU), bezweifelte indirekt aber, ob das umgekehrt auch der Fall ist: "Das Parken ist ein Problem, und jedes Mal, wenn man mit der Klinik darüber spricht, ist keinerlei Entgegenkommen." Auch die geplante Reduzierung des Parkplatzangebotes rund ums Krankenhaus sah er sehr kritisch: Die Verkehrssituation "möchte ich mir nicht vorstellen". Dass es jetzt "immer wieder Probleme mit der Nachbarschaft" wegen des Parkplatz-Suchverkehrs gebe, wollte auch Münch nicht bestreiten, "das ist ein sensibles Thema". Er wollte wissen, wie man dieses seitens der Klinik angehen wolle. Neben der Schaffung von neuen Parkplätzen - so wird es unter anderem für die südlich der Münchner die geplanten Wohngebäude entweder ein Parkhaus oder eine Tiefgarage geben, Stadt und Klinik sind sich da seit Jahren nicht einig - sollen die vorhandenen auch besser genutzt werden. Zweiter Bürgermeister Günter Obergrusberger (CSU), der die Sitzung leitete, meinte, man könne die Klinik nicht dafür verantwortlich machen, wenn die "überzähligen" Parkplätze trotzdem belegt seien. Dass es "zu Stoßzeiten nicht viele freie Parkplätze gibt" sei unstrittig, so Schober, aber "das ist eine Frage der Organisation, nicht des Stellplatzschlüssels".

Der könnte dennoch die Ebersberger Stadträte demnächst beschäftigen. CSU-Stadtrat Alexander Gressierer erinnerte daran, dass man bereits vor bald drei Jahren im Ausschuss über eine Novellierung der Stellplatzsatzung beraten habe. "Jetzt sehen wir, wie wichtig das ist", so Gressierer, man müsse sich bald darüber Gedanken machen, wie die Satzung anzupassen ist: "Die ist 15 Jahre alt, die tut es nicht mehr, das sollte wieder aufgenommen werden." In welche Richtung er die Satzung gerne entwickeln würde, machte Gressierer auch klar: "Es muss in die Tiefe gehen." Nur so könne man die raren Flächen optimal ausnutzen - wohl keine zufällige Bemerkung angesichts des jahrelangen Streits um die Tiefgarage an der Münchner Straße.

© SZ vom 12.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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