Literatur aus dem Landkreis:Ein Mann mit vielen Talenten

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Michael Mettes Werdegang ist fast so spannend wie der erste Roman des Eglhartingers. (Foto: Privat)

In seinem ersten Krimi verwebt der Eglhartinger Michael Mette mystische Elemente mit der Geschichte des Geigenbaus

Von Michaela Pelz, Kirchseeon

Eine Geschichte zu erzählen und mit Hilfe der Fantasie eine Welt zu schaffen, in der er nach seinen eigenen Vorstellungen agieren kann, das ist für Michael Mette Freiheit. Darum hat der Eglhartinger in vierjähriger Arbeit nachts und am Wochenende ein Buch geschrieben - erst als Ausgleich für seinen stressigen Job als Denkmalpfleger, dann, um sich nach seiner Pensionierung zu beschäftigen. Wobei er das eigentlich nicht nötig hätte, bei seinen vielfältigen Interessen - von Malen, Motorradfahren und Golfen bis hin zum Musizieren. Seine Passion für Instrumente und mehr noch für die Wirkung von Klängen hat dem gelernten Orgelbauer auch das Thema für seinen Erstling geliefert: "Teufelsgeige" heißt er.

Im Zentrum der Handlung steht Investmentbanker Alexander Reuther, der aus gesundheitlichen Gründen von München zurück in seine alte Heimat zieht, einen fiktiven Ort in der Nähe von Mittenwald, wie dieses bekannt für seine Geigenbauer. Kurz nach Reuthers Eintreffen kommen zahlreiche Menschen zu Tode und er wird zum Verdächtigen. Außerdem gerät er mehrfach in große Gefahr. Irgendwann wird klar, dass alles mit dem jahrhundertealten Wunsch von Instrumentenbauern und Musikern nach der "perfekten Geige" zusammenhängt. Es beginnt eine Schnitzeljagd, die den Protagonisten und seine Freunde nicht nur ins Gebirge, sondern sogar bis ans andere Ende der Welt führt. Auch eine bittersüße Liebesgeschichte gibt es, dazu ein paar mystische Elemente und immer wieder historisch verbriefte Details rund um Leben und Wirken des Lauten- und Geigenmachers Matthias Klotz, der in den 1680er Jahren den Geigenbau in Mittenwald begründete.

Das dortige Museum hat Michael Mette natürlich besucht - und die Abbildung einer Amati-Violine aus dem Katalog in verfremdeter Form für die Gestaltung seines Buchcovers benutzt. Doch der gebürtige Westfale ist alles andere als ein reiner Theoretiker - und sein Werdegang ist mindestens ebenso spannend wie der Roman.

Ursprünglich erlernte Mette nämlich den Beruf des "Musikinstrumentenmachers" ("Orgelbau ist dabei die Königsdisziplin") und verbrachte als Lehrling wesentliche Teile seiner Zeit in Kirchen, da der Aufbau sowie das Intonieren und Stimmen der Pfeifen mehrere Wochen dauert. Auf diese Weise entstand sein Interesse für Architektur, was er daher im Anschluss an die Ausbildung studierte. Doch nach dem Abschluss und einer Berufstätigkeit in diesem Feld blieben immer noch Fragen offen; der dann schon nicht mehr ganz so junge Mann wollte wissen und verstehen, warum etwas auf eine bestimmte Weise entworfen wird und zwar jenseits von Statik und "Form follows Function". Also begab er sich ein weiteres Mal an die Universität und belegte Kunstgeschichte, Volkskunde, Ur- und Frühgeschichte - zur Finanzierung jobbte er als Reiseleiter, Möbelpacker und an einer Tankstelle. "Ohne Graduiertenstipendium hätte ich die Promotion allerdings nicht geschafft", erzählt er und ergänzt: "Direkt nach dem Rigorosum setzte ich mich in den Zug und fuhr nach München. Dort ging ich, ganz ohne Termin, zum Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und sagte denen: "Ihr braucht mich!" Vier Stunden später hatte ich einen Job. Mit 36 Jahren."

Das war 1988; seit damals lebt Mette in Bayern, tätig anfangs in Mittelfranken, später dann in Oberbayern. Zu seinen Einsatzorten im Landkreis gehörten etwa Schloss Falkenberg oder die Ebersberger Stadtpfarrkirche. Dabei kam dem Denkmalpfleger seine breit gefächerte Ausbildung sehr zugute; Holz- und Metallverarbeitung hatte er durch die Handarbeit bei seiner Ausbildung gelernt, in Sachen Tiefbau und Statik sowie Kunstgeschichte und Restaurierung konnte ihm durch seine Studien auch niemand etwas vormachen.

Doch obwohl der routinierte Geschichtenerzähler viele faszinierende Anekdoten aus seinen Berufsjahren in petto hat, wollte er doch nie etwas Autobiografisches verfassen, sondern lieber einen Krimi. Das Schreiben selbst kostete ihn dabei kaum Mühe, nur, sich nicht zu verzetteln, war schwer, wie er scherzhaft beklagt: "Mein Problem ist, dass ich mich zügeln muss, weil zu viel kommt." Deswegen hatte das Werk ursprünglich auch 740 Seiten - nach der Überarbeitung blieben davon immerhin noch 473 übrig. Als es zwischendurch an der Motivation haperte, half ihm die Unterstützung seiner Frau ("sie ist mein größter Fan"), aber auch ein anderes seiner Hobbys, das Bogenschießen, das er seit einem Vierteljahrhundert betreibt: "Dieser Sport verlangt unendlich viel Geduld, Ehrgeiz und Ausdauer. Wenn man aber fleißig trainiert, kann man, jenseits jeder Altersbeschränkung, theoretisch Weltmeister werden." Zum Bayerischen Meister (2007) und Vizemeister (2018) hat Mette es hier gebracht - jetzt möchte er sich als Autor einen Namen machen. Das nächste Buch ist schon in der Pipeline - wieder ein Krimi. "Als ich in diese Gegend zog, stellte ich fest, dass man sich im Ebersberger Forst verlaufen kann." Man darf gespannt sein, wie das in Mettes Fantasiewelt dann aussehen wird.

Das Buch "Teufelsgeiger" ist im Buchhandel in Kirchseeon sowie in Ebersberg erhältlich.

© SZ vom 13.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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