Lebendkicker-Turnier in Grafing:An die Stange, fertig, los

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Der TSV Grafing veranstaltet die erste Meisterschaft im Lebendkickern.

Von Jessica Morof, Grafing

Schnell und platziert geschossen fliegt der schwarz-gelbe Schaumstoffball direkt auf den Torwart von Grafing United zu. Konzentriert starrt der auf den Ball, bereit zu parieren. Doch noch bevor das Geschoss in Reichweite des Keepers kommt, spannt sich der linke Abwehrspieler an. Mit beiden Händen stützt er sich auf der Stange vor ihm ab, an der seine Gelenke mit Schlingen befestigt sind. Gekonnt wirft er sein rechtes Bein hinter dem Rücken in die Luft und befördert den Ball mit der Ferse wieder in die Spielfeldmitte.

"Hier wird erstaunlich viel mit der Hacke gespielt - es gibt wohl einige Ronaldinhos und Messis in unseren Reihen", tönt die Stimme des Stadionsprechers durch die Lautsprecher über den Platz. Doch was bleibt den Spielern auch übrig? Denn die Stange loszulassen und sich umzudrehen gilt hier - beim Lebendkickern - als Foul.

Zum ersten Mal hat die Fußballabteilung des TSV Grafing am Sonntag eine Meisterschaft im Lebendkicker veranstaltet. Wie beim Tischkicker treten dabei zwei Mannschaften mit je einem Torwart, zwei Verteidigern und drei Stürmern gegeneinander an.

Und wie beim Tischfußball können sich die Spieler nicht frei auf dem Feld bewegen, sondern sind an Stangen nebeneinander aufgereiht. Der Unterschied zur Tischversion ist allerdings, dass die Mannschaftsmitglieder lebendig sind und das Spielfeld aus einer acht mal sechzehn Meter großen aufblasbaren Gummiwand auf dem Boden besteht.

In Grafing sind gleich zwei dieser hüpfburgartigen Fußballfelder auf dem Rewe-Parkplatz aufgebaut, damit alle 20 Mannschaften mehrmals antreten können. Die Teilnehmer des Turniers sind Sportgruppen und Vereine. "Wir haben uns irgendwann überlegt, dass die Vereine in Grafing ein bisschen besser zusammenwachsen müssten", erklärt Mathias Stockinger, Leiter Sponsoring und Marketing der TSV-Abteilung Fußball.

Mit der Idee, dies durch ein Lebendkicker-Turnier zu bewerkstelligen, wandte sich der Verein an den Rewe-Besitzer Martin Gruber. Der war sofort begeistert von der Idee, stellte seinen Parkplatz zur Verfügung und organisierte die Verpflegungsstände.

Jeweils zehn Minuten dauert eine Partie; gespielt wird auf beiden Feldern gleichzeitig. So treten in der orange-grünen Arena sechs Handballmädels ganz in Schwarz gegen das Dreamteam der Stadtkapelle, die in Lederhosen und in weißem Vereinsshirt auflaufen, an.

Letztere haben gleich einen Fanclub mitgebracht, der am Spielfeldrand mit bunten Lametta-Pompons auf und ab hüpft. Heiß geht es bei diesem Aufeinandertreffen her, nicht nur wegen der sengenden Mittagshitze. Wild hüpft der Schaumstoffball zwischen Damen und Herren hin und her.

Mit vollem Einsatz werfen sich die Teammitglieder gegen die Stange und zur Seite - sodass das ganze Spielfeld in alle Richtungen wackelt. "Die Handball-Damen haben eine ganz starke Verteidigung", lobt der Moderator - gerade als eine der Abwehrspielerinnen den weichen Ball mit dem Gesicht stoppt.

Eine ganz andere Taktik verfolgen scheinbar die Grafinger Hofnarren, die gleichzeitig auf dem blau-roten Feld gegen die Spvgg Cuba Libero antreten. Mit den unzähligen Glöckchen, die die Faschingsbären an ihren gelb-schwarzen Narrenhüten und -kostümen angebracht haben, möchten sie den Gegner wohl verwirren. "Eine Taktik gibt es eigentlich nicht", widerspricht Rudi Wagner nach dem Spiel und lacht. "Außer draufzuhauen."

Und das sei konditionell viel anspruchsvoller, als er gedacht hätte. Diese Erfahrung hat auch Celine von der Jugendfeuerwehr gemacht. Ihr Fazit zum Turnier: "Total cool, aber sehr heiß."

© SZ vom 10.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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