Lange Nacht der Musik:Poinger Nächte sind lang

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Am Samstag ziehen Hunderte trotz schlechten Wetters durch die Spielstätten der Langen Nacht der Musik. Dass ein paar Freiluftkonzerte samt Publikum wegen Regens umziehen müssen, tut der freudigen Stimmung keinen Abbruch

Von Peter Kees, Poing

Kunst, Musik, Literatur - einer dieser Disziplinen widmet die Gemeinde Poing einmal jährlich einen Marathon. Am Samstag stand die Lange Nacht der Musik auf dem Plan. Mehr als 40 Musiker, Ensembles und Bands spielten vom Fünfuhrtee bis Mitternacht in Kirchen, Bürgersaal, Familienzentrum, Baumarkt, Tankstelle, Schulen, Privaträumen, Cafés, Bars, Wirtshäusern, Restaurants und bei den Poinger Bauträgern. Zum Beispiel Isabella Xu, eine junge Pianistin mit hörenswertem Programm in der gut gefüllten Evangelischen Christuskirche. Musik von Bach, Haydn, Beethoven, Brahms, Schubert, Schumann und Y. Q. Sun gibt es da zu hören. Die erst 14-Jährige kündigt mit diesem Rezital eine vielversprechende Zukunft an.

Es ist aber nicht nur Klassik geboten. Im Café des Familienzentrums stehen fünf Männer auf dem Podium: ein Sänger und Kontrabassist, ein Gitarrist, der auch zur Tuba greift, ein Akkordeonspieler, ein Trompeter und Schlagzeuger und ein Mann mit Violine. Klezmermusik, jiddische Lieder, Balkanklänge lässt die Band Freylach Zayn da erklingen. Auch hier volles Haus, Begeisterung. Ein Stockwerk höher spielt zur gleichen Zeit im Spiegelsaal ein Jazz-Trio. Piano, Kontrabass und Drums intonieren gepflegte Jazz-Standards. Schon wird klar, man muss sich entscheiden. Alle Konzerte dieser Nacht zu hören, das geht nicht. Viele Veranstaltungen laufen parallel. Während etwa in der Aula der Anni-Pickert-Grund- und Mittelschule eine junge Sängerin samt Band eigene Songs und Coverversionen aus Rock, Pop, Funk und Blues darbietet, könnte man zur selben Zeit auch Rock'n'Roll im Poinger Herzschlog hören oder bayerische Volksmusik im Café des Seniorenzentrums oder ein Sextett aus sechs Männerstimmen, die in der Kita des Familienzentrums a cappella poppige Songs, Eigenkompositionen und Coverversionen bekannter Rocktitel, zum Besten geben - zur Freude übrigens des zahlreich erschienenen Publikums. Das originelle, vor allem aus Schulmusikern bestehende Vokalensemble aus München findet begeisterten Anklang.

Regen hin oder her. Vor dem Poinger Herzschlog in der Hauptstraße stehen die Leute gegen 21 Uhr Schlange. Drinnen ist es voll. Die Besucher drängen sich eng aneinander, warten auf Einlass in die Welt des Irish Folk Rocks. Cellarfolks heißt die raue und wilde Band, die da Party macht.

Wesentlich ruhiger geht es dagegen bei einem Open Air Act im Peishof zu. Zugegeben, es ist gegen 22 Uhr schon recht frisch im Freien und vor allem regnet es leicht. Dennoch baut das Ensemble Funkenflug im Innenhof seine Instrumente auf, die Funken der Musik kann sowieso kein Regen auslöschen. Das, was die drei Flöten und zwei Klarinetten samt Klavierbegleitung dort zum Besten geben, erinnert ein wenig an ein Platzkonzert. Straußwalzer werden gespielt, Märsche, dazwischen Poesie, vorgetragen von zwei Moderatoren. Dass deren Auftritt nicht ganz so gut besucht ist, liegt am miesen Wetter, aber auch daran, dass sie schon zweimal vorher zu hören waren: einmal im Baywa-Bau- und Gartencenter und später in einer Tankstelle. Eigentlich war auch ein italienisches Restaurant als zweiter Spielort angekündigt, doch dort gab es kurz vorher einen Wasserrohrbruch, so dass man kurzerhand umdisponiert. Das Lokal ist geschlossen, man wird umgeleitet. Nicht umgeleitet werden die Besucher hingegen bei Schnick-Schnack & Lifestyle in der Hauptstraße, wo laut Programm der Poinger Dreigesang seinen Auftritt haben soll. Dort bleibt die Tür jedoch verschlossen. Macht nichts. Alternativen gibt es genug.

Die Reise durch die Poinger Nacht der Musik ist spannend und aufregend. Wer nicht mit dem Auto unterwegs ist und zwischendurch Musik aus dem Radio hören kann - zum Beispiel auf Bayern Klassik die Stimme von Fritz Wunderlich, dessen Todestag sich am 17. September zum 50. Mal jährte -, für den fährt den ganzen Abend lang ein Bus mit Partymusik durch den Ort. Der Club-and-Line Bus dient auch als Shuttle, um die Besucher von Spielort zu Spielort zu chauffieren. Bürgermeister Albert Hingerl und seine Kulturreferentin Birgitta Nagel haben mit dieser langen Nacht der Musik einmal mehr ein imposantes Programm aufgelegt. Dass just kurz vorher das Wetter umgeschlagen war und man deshalb so manche im Freien geplanten Auftritte kurzerhand in Innenräume verlegen musste, tat der Stimmung und dem Genuss keinen Abbruch. Die Poinger strömten zahlreich.

© SZ vom 19.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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