Landwirtschaft:Brotlos

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Der Mais steht voll im Saft, über die Ausbeute bei der Getreideernte machen sich die Bauern hingegen große Sorgen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die derzeitige Trockenheit beschert vielen Landwirten im Landkreis Ebersberg enorme Einbußen bei der Ernte. Dem Mais können die hohen Temperaturen nichts anhaben - dafür umso mehr dem Getreide

Von Franziska Langhammer

Rekordverdächtig war der Frühling dieses Jahr in Deutschland vor allem mit Blick auf seine Temperaturen: Der April knackte den langjährigen Durchschnittswert um satte fünf Grad und mauserte sich so zum heißesten April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Die sonnigen Tage wechselten sich allerdings mit heftigen Gewittern ab, was für viele Landwirte verheerende Folgen hat. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die extreme Wettersituation teils erhebliche Einbußen bei der Ernte mit sich bringt. Aus einigen Gegenden Niederbayerns etwa wird von starken Hagelschäden und Ausfällen bis zu 90 Prozent berichtet. Bayernweit enorme Probleme soll es auch beim Raps gegeben haben, dessen Blütezeit ungewöhnlich heiß und trocken ausfiel.

Gerade noch mal Glück gehabt, so könnte man die Zwischenbilanz im Landkreis Ebersberg zusammen fassen. Über den ersten großen Landregen, so Thomas Eberl vom Ebersberger Landwirtschaftsamt, durfte sich der Landkreis zwar erst in der ersten Juliwoche freuen: "Davor hat es aber zum Glück seit dem Muttertag im Mai immer mal wieder ortschaftsweise gewittert." Ein paar Kilometer östlich, im Landkreis Mühldorf und in Niederbayern, habe der Regen erst im Juni, also einen Monat später eingesetzt, was zu teils großen Trockenschäden führte.

Vor allem die Landwirte, die auf dem Gebiet der Münchner Schotterebene anpflanzen, bekamen die Launenhaftigkeit des Wetters zu spüren: Um Vaterstetten, Zorneding und Baldham herum haben die Bauern seit jeher mit Trockenheit zu kämpfen, da der Boden auf Grund seiner Beschaffenheit kaum Wasser speichern kann.

Die wechselhaften Temperaturen - zuerst die eisigen Monate Februar und März, dann der extrem heiße April - irritieren jedoch auch die Pflanzen. Bei Getreide können aus einem Korn mehrere Pflanzen erwachsen. Die so entstandenen Seitentriebe sind jedoch keine starre Sache, erklärt Eberl: "Bei Trockenheit können die Pflanzen diese Seitentriebe auch wieder reduzieren, und bei Regen können sie wieder nachwachsen." Dieser so genannte "Zwiewuchs" macht die Ernte "furchtbar schwierig", sagt Eberl: "Während die einen Triebe schon fertig sind im Wachstum, sind die anderen noch grün." Weil dieser Zwiewuchs dieses Jahr besonders häufig auftrat, mussten die Bauern der Münchner Schotterebene oftmals Ganzpflanzensilagen, also durch Gärung konserviertes Grünfuttermittel oder Biogas-Substrat, zerhäckseln statt wie geplant zu dreschen. Im Großen und Ganzen, schätzt Thomas Eberl, werde man heuer im Landkreis Ebersberg knapp an die durchschnittliche Ernte hinkommen, doch: "Das Ende vom Lied kann man erst singen, wenn es soweit ist."

Je nach Getreide- oder Gemüsesorte falle die Ernte recht unterschiedlich aus, sagt Josef Haas, Zweiter Vorsitzender der Solidargemeinschaft Ebersberger Land. So sehe es etwa beim Maisanbau gut aus: "Mais braucht nicht so viel Wasser, die Trockenheit und der lange, kalte Winter hat ihm nicht viel ausgemacht." Auch bei den Sojabohnen könne mit stabilen Erträgen gerechnet werden, sagt Haas; diese würden vermehrt angebaut, weil immer mehr heimisches Eiweißfutter gefragt sei. Beim Raps, der bereits gedroschen sei, lägen die Erträge jedoch unter dem Durchschnitt und auch die Qualität sei niedriger; beim Getreide rechnet Haas ebenfalls mit einer unterdurchschnittlichen Ernte. Anders sieht es beim Bodengemüse aus: "Bei den Kartoffeln können wir die Trockenheit abfangen, denn die können wir maschinell begießen", erklärt Haas.

Letztes Jahr sei ein extrem gutes Jahr gewesen, erinnert sich Franz Lenz, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands und Landwirt aus Zorneding: Es war warm und habe immer zur richtigen Zeit geregnet. "Heuer ist das Wetter alles andere als optimal", sagt er, "es ist viel zu trocken gewesen - und immer noch viel zu trocken." Inwieweit sich die daraus resultierenden Schäden aber auswirken, das lasse sich jetzt noch nicht abschätzen. Dass derzeit die Wetterlage extrem ist, merken auch die Tiere auf der Weide: Weil das Gras nicht mehr wächst, so Lenz, müssten sich die Tiere vorerst zwei Wochen im Stall mit Winterfutter begnügen.

© SZ vom 16.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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