Entscheidung im Kreisausschuss:15 neue Mitarbeiter für Ebersberger Landratsamt

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Die Behörde stellt weiteres Personal ein. Gründe dafür sind unter anderem der Brexit und das MVV-Sozialticket.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Es heißt, man wächst mit seinen Aufgaben - und das gilt ganz offenbar auch für Behörden. Weil es im Landratsamt immer mehr zu tun gibt, sollen die Mitarbeiter im kommenden Jahr 15 neue Kollegen bekommen. Dies hat der Kreis- und Strategieausschuss nun einstimmig beschlossen, die Personalkosten für den Landkreis steigen dadurch 2020 um voraussichtlich 396 760 Euro.

"Wir haben uns sehr intensiv mit dem Stellenplan auseinandergesetzt", sagte Landrat Robert Niedergesäß (CSU) nun im Ausschuss, und die neuen Stellen wirklich nur für die Bereiche beantragt "wo dringend Bedarf ist". Denn grundsätzlich sei man in der Behörde schon bemüht, zu "schauen, wo ist es noch leistbar, wo ist es möglich, die Arbeit zu strecken". Allerdings gebe es in den Bereichen, die nun mit neuen Stellen versorgt werden sollen "keinen Spielraum mehr, weniger Stellen zu schaffen - es sei denn, wir setzen manche Sachen nicht um, etwa das Sozialticket".

Auf das Bürgerbüro wird von Dezember an viel Arbeit zukommen

Dieses auch "Isar-Card S" genannte Angebot wird der MVV im Dezember einführen, Menschen mit geringem Einkommen können dadurch günstiger mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein. Um sich so ein Sozialticket aber kaufen zu können, wird der sogenannte Landkreispass benötigt, darin wird die Bedürftigkeit bescheinigt. Um jedoch allen etwa 1800 Berechtigten im Landkreis einen solchen Ausweis ausstellen zu können, braucht das dafür zuständige Bürgerbüro eine zusätzliche Stelle.

Mehr zu tun gibt es auch in der Personalabteilung, hier ist ebenfalls eine weitere Stelle nötig - was daran liegt, dass auch in den vergangenen Jahren viele neue Kollegen dazukamen. Laut Verwaltung ist die Zahl der Landratsamtmitarbeiter in den vergangenen vier Jahren um gut 22 Prozent, gestiegen. Aktuell hat die Behörde 560 Mitarbeiter, die entweder Angestellte oder Beamte des Landkreises sind. Außerdem gibt es noch 80 Staatsbeamte, die Aufgaben des Bezirkes übernehmen und auch von diesem bezahlt werden. Was allerdings laut der Chefin der Personalabteilung, Margrita Schwanke-Berger, nicht immer sofort passiert. Daher müsse der Landkreis gelegentlich Stellenmehrungen im staatlichen Landratsamt aus eigenen Mitteln überbrücken, das gelte auch, wenn ein Beamter in Pension geht, und als Nachfolger nicht sofort ein Staatsbeamter zur Verfügung steht.

Auch die Digitalisierung, die ja eigentlich Arbeit vermeiden soll, macht erst einmal mehr davon. So braucht die Behörde künftig einen Informationssicherheitsbeauftragten und auch im Jugendamt wird ein Computerexperte benötigt, etwa um die Umstellung auf die E-Akte, die Einführung neuer Software und anderen Digitalisierungsaufgaben zu betreuen. Der neue maschinenlesbare Führerschein bedeutet ebenfalls mehr Arbeit, die Verwaltung schätzt, dass auf absehbare Zeit etwa jährlich 5000 alte Führerscheine gegen die neuen umgetauscht werden, die letzten Fristen dazu enden erst 2033.

Die Zahl der Einbürgerungsanträge steigt im Landkreis stetig an

Der Grund für eine weitere Stelle ist der Brexit. Denn dieser ist verantwortlich für eine gestiegene Zahl von Einbürgerungsanträgen, von 162 im vergangenen Jahr eingebürgerten Personen im Landkreis waren alleine 33 Briten. Allerdings haben auch Nicht-Briten in den vergangenen Jahren vermehrt einen solchen Antrag gestellt, so dass die Wartezeit auf einen Termin auf fünf, die Verfahrensdauer auf bis zu acht Monate gestiegen ist. Ein weiterer Vorgang auf EU-Ebene wird ebenfalls für den Landkreis arbeitsintensiv: die in zwei Jahren anstehende Volkszählung. Dafür muss eine landkreisweite Erhebungsstelle eingerichtet werden, die Daten der Gemeinden sammelt und auch eigene erhebt, allerdings wohl erst gegen Ende kommenden Jahres den Betrieb aufnimmt.

Eine neue Stelle, allerdings aufgeteilt auf mehrere Bereiche, wird im Jobcenter nötig. So fällt dort immer mehr Arbeit im Bereich des Unterhalts an, genau wie im Außendienst. Diesen - konkret die Aufgabe "Ermittlungen" - sollen künftig immer zwei Mitarbeiter übernehmen. In der Vergabestelle, die sich mit Vergaben und Ausschreibungen beschäftigt, wird ebenfalls ein zusätzlicher Mitarbeiter eingestellt.

Auch der Tourismus soll in der Region stärker gefördert werden

Zwei weitere Stellen entstehen durch zwei Vorhaben, welche auf Initiativen aus dem Kreistag zurückgehen: Für eine bessere Förderung des Tourismus wird ein entsprechender Mitarbeiter eingestellt werden müssen, genau wie für die Einrichtung des ersten Pflegestützpunktes im Landkreis, was vermutlich im Frühjahr der Fall sein wird. Hier gibt es aber Fördergeld, die neue Stelle muss der Landkreis nur zu einem Sechstel bezahlen - allerdings könnte durch eine Veränderung des Betreuungsschlüssels in absehbarer Zeit eine zweite Stelle nötig werden.

Ansonsten gibt es neue Mitarbeiter im Bereich der Präventions- und Suchtberatung, diese Stelle wird ebenfalls gefördert, beim Jugendamt in der Abteilung Unterhaltsvorschuss - diesen leistet das Amt, wenn sich der unterhaltspflichtige Elternteil entzieht, was offenbar stark zugenommen hat - und beim Denkmalschutz, wo ebenfalls immer mehr Fälle zu bearbeiten sind. Des weiteren braucht auch die Jugendgerichtshilfe mehr Personal, zunächst soll es eine neue Stelle geben, bei weiter steigendem Bedarf kommt möglicherweise noch eine weitere dazu.

Allerdings gibt es auch einen Bereich, wo die Arbeit weniger wird - beim Thema Asyl. Drei entsprechende Stellen werden "eingezogen", die Mitarbeiter werden damit frei für andere Aufgaben. Der Ausschuss stimmte dem neuen Stellenplan ohne Gegenstimmen zu.

© SZ vom 20.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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