Landkreis Ebersberg:Poing spekuliert auf eigenes Gymnasium

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Steigende Schülerzahlen - das schürt die Hoffnung der Poinger, Schulstandort zu werden. Doch im Kreistag hält man sich bedeckt.

Barbara Mooser

In Poing ist man schon ein bisschen weiter: Während man sich im Kreistag bisher allein davor scheut, den Begriff "fünftes Gymnasium" überhaupt auszusprechen, träumen Bürgerinnen und Bürger in der Wachstumsgemeinde im Norden bereits davon, die neue Schule für sich zu reklamieren. Das erfährt Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) momentan ständig, wenn er in Poing unterwegs ist. "Viele Leute fragen mich: Bekommt Poing jetzt ein Gymnasium?", erzählt der Bürgermeister. Doch vorpreschen möchte er momentan noch nicht. "Die Bringschuld liegt jetzt erst einmal beim Landrat", sagt er.

Bekommt Poing ein Gymnasium? Neuen Prognosen zufolge wird es im Landkreis bald mehr Gymnasiasten geben, als Kapazitäte zur Verfügung stehen. (Foto: dapd)

Wie berichtet, hatte das Landratsamt in der jüngsten Sitzung des Schulausschusses deutliche Zahlen vorgelegt. Demnach wird sich die Situation an den weiterführenden Schulen im Landkreis drastisch zuspitzen: Langfristig wird es nach Berechnung von Fachleuten 780 Gymnasiasten mehr geben als Kapazitäten zur Verfügung stehen. "Ich will jetzt erst einmal wissen: Wie gehen wir mit diesen Zahlen um?", sagt Hingerl, der auch Sprecher der Kreistagsfraktion der SPD ist. "Das ist eine politische Frage, eine gesellschaftliche Frage, eine Zukunftsfrage." Er erwarte, dass diese Debatte in naher Zukunft im Kreistag geführt werde, sagt Hingerl. Erst dann, wenn geklärt sei, ob und wann man überhaupt eine neue Schule benötige, könne man auch über den Standort sprechen.

Dann allerdings würde sich Poing durchaus in Position bringen. "Das bin ich meiner Gemeinde doch schuldig, dass auch darüber diskutiert wird", sagt Hingerl. So sehen das auch viele im Gemeinderat. "Selbstverständlich stünden wir einer zusätzlichen weiterführenden Schule in Poing sehr positiv gegenüber", sagt SPD-Fraktionssprecher Peter Maier. Ähnlich sieht das sein CSU-Kollege Ludwig Berger. "Ein Gymnasium nach Poing zu bringen, das wäre eine wunderbare Geschichte", sagt er. Doch wie Hingerl warnen auch Maier und Berger vor verfrühten Hoffnungen. Denn da ist ja auch noch der finanzielle Aspekt: Der Kreis hat kein Geld, und ein neues Gymnasium würde wohl mindestens 30 Millionen Euro kosten. "Ich bin zu realistisch, um davon auszugehen, dass ich das noch erleben darf", sagt Ludwig Berger.

Das Landratsamt hat sich laut Sprecherin Evelyn Schwaiger durchaus Gedanken gemacht, wie die Schülerflut bewältigt werden könnte. "Alle weiterführenden Schulen wären noch erweiterbar, es gibt also noch Spielraum", so Schwaiger. Entlastet werden könnte der Landkreis außerdem durch ein neues Gymnasium, das in Höhenkirchen (Landkreis München) gebaut wird. Mögliche Standorte für ein neues Gymnasium seien daher noch nicht geprüft worden.

Auch im Kultusministerium hat man sich noch nicht konkret mit einem fünften Gymnasium für den Landkreis befasst, wie Sprecher Ludwig Unger erläutert. Bekannt sei zwar, dass die Nachfrage an den Gymnasien sehr groß sei, doch bisher gebe aus den "Schulfamilien" keine massiven Beschwerden über Platzprobleme. Auch der Landkreis sei noch nicht an das Kultusministerium herangetreten, so Unger. Generell gelte, dass die Erweiterung bestehender Schulen einem Neubau vorzuziehen sei.

© SZ vom 04.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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