Arbeitsbedingungen im Landkreis Ebersberg:Immer noch zuhause

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Wegen Corona haben viele Firmen und Behörden ihre Leute ins Homeoffice geschickt - so weit das möglich war. Trotz derzeit eher entspannter Lage wird weiterhin öfter von Daheim aus gearbeitet als vor der Pandemie.

Von Jonas Braun, Ebersberg

Sinkende Fallzahlen und steigende Impfquoten lassen auf eine Zukunft ohne Corona hoffen. Doch die Pandemie hat viele Lebensbereiche nachhaltig verändert. Besonders im Arbeitsleben ist diese Veränderung vor allem durch die flächendeckende Umstellung auf das Homeoffice bemerkbar. Inzwischen könnten die Arbeitnehmer wieder in ihre Büros und Betriebe zurückkehren. Doch wollen sie das überhaupt? Hat sich das Homeoffice wirklich durchgesetzt oder ist der persönliche Kontakt im Büro doch unersetzlich?

Besonders das Landratsamt Ebersberg hat eine sehr schnelle Entwicklung durchmachen müssen: von 40 Homeoffice-Plätzen musste auf knapp 400 Plätze aufgestockt werden. Diese Möglichkeiten würden auch weiterhin bestehen bleiben, so Evelyn Schwaiger, Sprecherin des Landratsamtes. "Die technischen Voraussetzungen werden bleiben, es wird sich allerdings zeigen wie sie letztendlich angenommen werden. Natürlich gibt es Bereiche wo das Homeoffice besser funktioniert, wie in anderen." Damit meint sie etwa die Zulassungsstelle des Landratsamtes, denn der Kontakt am Schalter sei hier unerlässlich. Sie selbst nutze die Möglichkeiten zum Homeoffice nach wie vor, bei wichtigen Terminen sei sie dann aber trotzdem vor Ort. Sie habe auch Verständnis für Leute, bei denen es nicht so einfach ist, die Arbeit von zu Hause zu erledigen: "Es kommt ganz auf die Lebensumstände und den Job an, ob man jetzt weiterhin im Homeoffice arbeiten kann oder will."

Diese Branchenabhängigkeit zeigt sich auch im Gespräch mit der Sprecherin des IHK-Gremiums für den Landkreis Ebersberg, Sonja Ziegltrum-Teubner. "Bei vielen der Mitgliedsunternehmen war Homeoffice von Beginn an kaum möglich, da die meisten Firmen Einzel- und Großhandel sind", sagt sie. Soweit es allerdings möglich war, habe die Umstellung größtenteils gut funktioniert. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten und vereinzelten Internetproblemen, etwa durch den mangelhaften Ausbau durch Glasfaserkabel, wurde vielen Leuten bewusst, dass es teilweise durchaus möglich ist, die Arbeit auch von daheim zu erledigen. Sie erzählt von einer Freundin, die sich durch das Homeoffice den Wunsch erfüllen konnte, an den Chiemsee zu ziehen, da sie nicht mehr an ihren Arbeitsplatz gebunden war. "Das ist kein Einzelfall", sagt Ziegltrum-Teubner. "Inzwischen wird viel mehr online gemacht, zum Beispiel Workshops oder Konferenzen funktionieren wunderbar über das Internet, wodurch man sich Reisekosten und viel Zeit sparen kann." In ihrem eigenen Betrieb sei bis auf die Buchhaltung nicht viel online gemacht worden, da es schlicht unmöglich wäre. Sie betreibt eine Gärtnerei, die aus Produktionsbetrieb und Großhandel besteht. "Es gab bei uns keine Ansteckungen und auch nur acht Fälle, die als Kontaktperson in Quarantäne mussten. Das kann natürlich daran liegen, dass es sich bei uns nicht um geschlossene Räume handelt, sondern um luftige Gewächshäuser."

Nicht ganz so einfach ist das zum Beispiel beim Arbeitsamt in Ebersberg. Da hier ständig Kundenkontakt herrscht und sich normalerweise viele Mitarbeiter in den Büroräumen aufhalten, sind die Arbeitsämter in Deutschland bis auf die Notfallschalter immer noch geschlossen. Homeoffice ist aber für die meisten Angestellten keine Neuheit: "Seit 2005 gibt es beim Arbeitsamt als Möglichkeit zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf das Angebot, die Arbeit im Homeoffice zu erledigen, soweit das möglich ist", erzählt Kathrin Stemberger, Pressesprecherin der Bundesagentur für Arbeit in Freising, zu der auch Ebersberg gehört. Das habe die Umstellung zu Beginn der Pandemie natürlich sehr stark vereinfacht. "Bei den Kunden kam der Wechsel überraschend gut an", so Stemberger. Der Kontakt, der immer vor dem Schalter und im Haus stattgefunden hat, wird jetzt über Telefongespräche und Videochats erledigt und auch die Berufsberater, die vor der Pandemie in Schulen zu Besuch waren, greifen nun auf Onlinekommunikation zurück. Ob das Homeoffice eine große Zukunft hat, könne sie nicht sagen, so Stemberger: "Die Situation ist einfach zu schwer einzuschätzen, man weiß nicht wie sich die Inzidenzen in Zukunft entwickeln werden. Allerdings möchte auch jetzt nicht jeder von zu Hause arbeiten und es gibt die Möglichkeit in Einzelbüros und mit genügend Abstand zeitweise in der Agentur zu arbeiten."

Mit der Hans Brunner GmbH hat die SZ Ebersberg bereits vor knapp einem Jahr gesprochen. Für die fünf bis 20 Mitarbeiter, die sich damals im Homeoffice befanden gibt es die Möglichkeit vollständig in den Betrieb zurückzukehren. "Zehn unserer Mitarbeiter sind inzwischen nur noch abwechselnd im Homeoffice und jede Woche zwei bis drei Tage im Betrieb. Wenn man sich persönlich absprechen kann ist das einfach angenehmer, als zum Beispiel über Microsoft Teams", erläutert Prokurist Christoph Schwaiger. Er selbst war während der Pandemie nicht im Homeoffice, sieht aber dennoch die Vor- und Nachteile: "Man kommt zu mehr, wenn man in der Arbeit den Kopf frei hat und Familie und Arbeit trennt. Allerdings spart man sich durch das Homeoffice natürlich zum Beispiel den Fahrweg." Er finde die hybride Lösung gut, sagt er. "Es ist die eigene Entscheidung der Mitarbeiter, ob sie lieber in Präsenz oder von zuhause aus arbeiten. Die Möglichkeiten zum Homeoffice sind da und werden auch genutzt."

© SZ vom 16.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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