Landgericht München II:Ausgebrannter Brandstifter

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Er hörte Stimmen und fühlte sich verfolgt: Ein psychisch kranker Frührentner aus dem Landkreis Ebersberg steht vor Gericht, weil er mehrere Autos angezündet haben soll. Im Prozess räumt er die Tat ein.

Von Andreas Salch, Ebersberg

Mit 46 fühlte er sich ausgebrannt und ging vorzeitig in den Ruhestand. Der Mann, der viele Jahre bei der Telekom arbeitete, stammt aus dem südlichen Landkreis. Doch auch als Rentner kam er nicht zur Ruhe. Von Zeit zu Zeit bekam er immer wieder psychische Probleme. Er fühlte sich verfolgt und hörte Stimmen. Ärzte haben bei dem 59-Jährigen eine Schizophrenie diagnostiziert. Seit diesem Dienstag muss sich der ehemalige Telekom-Mitarbeiter vor dem Landgericht München II verantworten.

In der Nacht des 30. Juni vergangenen Jahres hatte er in der Nähe seines Wohnhauses in der Einfahrt eines Anwesen zwischen zwei geparkten Autos Feuer gelegt. Verletzt wurde glücklicherweise niemand. Bei einem der Fahrzeuge, einem Seat, handelte es sich um ein Auto der Telekom. Es wurde völlig zerstört. An dem anderen Wagen verschmorte lediglich die Stoßstange. In dem Seat der Telekom glaubte der 59-Jährige befände sich ein Funkgerät, mit dem er abgehört werde. Aus diesem Grund hatte er zwischen den Autos benzingetränkte Jutesäcke und Zeitungen abgelegt und alles angezündet.

Als der Vorsitzende der 1. Strafkammer, Richter Martin Rieder, den 59-Jährigen frage, ob stimme, was ihm die Staatsanwaltschaft zur Last lege, antwortete er ohne Umschweife mit Ja. Da der ehemalige Telekommitarbeiter psychisch krank ist, kann er strafrechtlich für die Tat nicht verantwortlich gemacht werden. Die Staatsanwaltschaft fordert deshalb die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus. Bereits geraume Zeit bevor der 59-Jährige das Feuer legte, hatte er die Medikamente, die ihm verschrieben worden waren, eigenmächtig abgesetzt. Er habe sich "gesund gefühlt", sagte der 59-Jährige bei seiner Vernehmung.

Doch Anfang vorigen Jahres geriet das Leben des ehemaligen Telekom-Mitarbeiters aus den Fugen: Seine Frau reichte die Scheidung ein, angeblich weil sie in der Politik Karriere machen wollte. Wenig später geriet er auf der Strecke zwischen Glonn und Grafing mit seinem Auto unverschuldet in einen Verkehrsunfall, bei dem er sehr schwer verletzt wurde.

Doch damit nicht genug. Ein Streit mit seinem Sohn führte dazu, dass dieser auszog und den Kontakt abbrach. "Ich hab's nicht mehr gepackt", sagte der 59-Jährige. Anfang Mai vorigen Jahres seien die Symptome dann wieder da gewesen. Die Angst, er werde verfolgt und das Gefühl völliger Überlastung.

An jenem 30. Juni, so der ehemalige Telekom-Mitarbeiter, sei er zu Hause gesessen, habe zwei bei drei Weißbier getrunken und "in sich reingegrübelt". Da er glaubte, man verfolge ihn, habe er den Entschluss gefasst, das Feuer zu legen.

Zum Zeitpunkt der Tat hielten sich Menschen in einem der Häuser auf, die links und rechts der Einfahrt auf dem Anwesen stehen. Einer der Bewohner wollte gerade zu Bett gehen. Es war kurz nach 23 Uhr, als er vom Fenster seines Badzimmers aus sah, dass jemand Feuer gelegt hatte. Der 44-Jährige sowie ein weiterer Bewohner, der ebenfalls bemerkt hatte, was passiert war, griffen zu Feuerlöschern und löschten den Brand. Ein Urteil in dem Prozess wird für diesen Mittwoch erwartet.

© SZ vom 06.05.2015 / sal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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