Kursangebot in Ebersberg:Mitreden lassen, wo es geht

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Irmgard Bergmeier ist seit vielen Jahren Expertin für verschiedene Familienbildungsmaßnahmen, ihre Kurse gestaltet sie nach dem Kess-Prinzip, das steht für: kooperativ, ermutigend, sozial und situationsorientiert. (Foto: Privat)

Die Pubertät ist schwierig - für Jugendliche wie Eltern. Ein paar Strategien können helfen, die Zeit besser zu überstehen

Interview von Franziska Langhammer, Ebersberg

Pickel, erstes Verliebtsein, die Eltern nerven - die Pubertät ist kein Spaziergang, für die Jugendlichen selbst wie auch für die Eltern. Wie man Spannungen abbaut, will Irmgard Bergmeier in einem Elternkurs vermitteln. Das Konzept der Kurse hat zum Ziel, Mütter und Väter zu ermutigen, sowohl ihre Stärken als auch die der Kinder in den Blick zu nehmen.

SZ: Für wen, glauben Sie, ist die Corona-Situation derzeit anstrengender: für Pubertierende oder deren Eltern?

Irmgard Bergmeier: Puh, das ist schwer einzuschätzen. Für Jugendliche ist es derzeit auf jeden Fall sehr heftig. Was sie brauchen für die Entwicklung ist, etwas in Gemeinschaft mit anderen Jugendlichen zu erleben - das ist momentan ja sehr reduziert. Dieses Gefühl der Freiheit, das sie eigentlich dringend suchen, gibt es nur sehr eingeschränkt.

Und für die Eltern?

... ist die Situation natürlich auch belastend, allein durch Homeschooling, den eigenen Beruf und dann noch die Spannungen zu Hause und wohl bei vielen Familien auch die Medienzeiten und Medienplattformen, auf denen die Jugendlichen sich bewegen. Andererseits haben mir in letzter Zeit viele Eltern die Rückmeldung gegeben, dass sich auch vieles entspannt hat innerhalb der Familie: Weil viele Einflüsse von außen fehlen, ist auch weniger Druck zu spüren. Gleichzeitig nimmt das den Jugendlichen auch die Möglichkeit, Bestätigung zu erfahren - da sind die Eltern dann gefordert, neue Ideen zu entwickeln.

Und das wäre?

Zum Beispiel, das Familienleben alternativer zu gestalten. Dem Jugendlichen nicht immer nur verbieten, am Handy oder Computer zu sitzen - sondern sich für die Interessen der Jugendlichen im Allgemeinen und vor allem im Internet zu interessieren, aber auch Kreatives auszuprobieren, zum Beispiel die Jugendlichen mal an den Kochtopf zu lassen.

Oft haben Jugendliche gar keine Lust, mit ihren Eltern viel zu unternehmen.

Das stimmt, und ich kann auch jetzt nicht alle Eltern dazu auffordern, ein abenteuerliches Hobby wie etwa Mountain-Biking anzufangen, nur damit sie ihre Kinder dazu bewegen können, mitzumachen. Vielleicht sind Gesellschaftsspiele eine Möglichkeit, gemeinsam Spaß zu haben, Kartenspiele oder etwas Handwerkliches. Jugendliche brauchen Bestätigung, dass sie etwas können. Das fängt schon damit an, dass sie Einfluss auf das Familienleben haben, zum Beispiel, wenn es um die Essensplanung geht. Am besten soll man Kinder mitreden lassen, wo es geht. Damit sie merken: Hier interessiert sich jemand für mich.

Und welchen Tipp haben Sie für Eltern?

Man übersteht diese Zeit umso besser, je gelassener man ist. Dazu soll auch der Kurs beitragen. Es hilft schon zu verstehen, warum Jugendliche sich so verhalten, und dass nicht nur mein Jugendlicher zu Hause so ist. Außerdem ist es wichtig, dass Eltern auch immer wieder etwas für sich tun - und wenn es nur eine kurze Walkingrunde mit Freunden ist.

Welche Themen, jenseits von Corona, bewegen denn Eltern Pubertierender?

Oft wird das Thema Grenzen setzen angesprochen. Was tun, wenn der Jugendliche zum dritten Mal in Folge zu spät nach Hause kommt? Wichtig ist es, hier einen Weg zu finden mit ihm zu reden, ohne dass er in eine Abwehrstellung kommt. Der Ton macht hier die Musik. Du-Botschaften sollte man möglichst vermeiden, also Aussagen wie "Du liegst immer nur faul auf der Couch herum". Besser ist es, zu vermitteln: Was möchte ich von dir? Auch das üben wir in den Elternkursen.

Warum ist die Pubertät eigentlich oft so eine schwierige Zeit für Kinder wie Eltern?

Weil beide Seiten massiv merken, dass sich etwas verändert. Die Eltern hatten vielleicht bisher ein pflegeleichtes Mädel, das plötzlich sensibler wird, vielleicht auch bockiger. Und das lieber mit seinen Freunden etwas machen will als mit seiner Familie. Und der Jugendliche merkt, dass etwas mit seinem Körper passiert. Gleichzeitig lastet oft ein großer Druck auf ihm: Ob Schule, Freunde, Familie oder Soziale Medien, alle wollen etwas von ihm. Das ist Eltern meist gar nicht bewusst. Manchmal reicht hier schon etwas mehr Verständnis.

Der Online- Elternkurs "Und täglich grüßt das Pubertier...!" für Eltern mit Kindern ab elf Jahren findet an vier Donnerstagen jeweils von 19.30 Uhr bis 22 Uhr statt. Erster Termin ist Donnerstag, 10. Juni. Mehr Infos unter https://www.kbw-ebersberg.de/

© SZ vom 01.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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