Kulturverein Zorneding-Baldham:Alles wie immer - im positiven Sinne

Lesezeit: 4 min

Am Sonntag startet der Kulturverein in eine neue Saison. Trotz Corona bietet er ein vielfältiges Programm: sieben Konzerte im Kammermusik- sowie fünf im Klavierzyklus

Von Anja Blum

Möglichst viele Menschen zu erreichen und ihnen die positive Erfahrung von live gespielter klassischer Musik zu schenken - das ist seit jeher das Ziel des Kulturvereins Zorneding-Baldham. "Und das gilt nach wie vor - ganz egal, wie aufwendig es ist", sagt Oliver Triendl, Pianist und künstlerischer Leiter des Vereins. Denn momentan, das liegt auf der Hand, ist es nicht ganz einfach, Konzerte zu veranstalten. Die Pandemie fordert auch hier einen hohen Tribut. Das Zornedinger Publikum indes soll davon nichts oder möglichst wenig merken - und das ist dem Verein bei der Planung auch sehr gut gelungen. Wer das neue Programmheft zur Hand nimmt, wird denken: alles wie immer. Im positiven Sinne.

Insgesamt finden sieben Konzerte im Kammermusikzyklus sowie fünf im Klavierzyklus statt, deren vielfältige Programme unterschiedliche Künstler, Ensembles und Musik von der Klassik bis in die heutige Zeit miteinander verbinden. Für Triendl muss eine musikalische Reihe sein wie ein schön komponierter Blumenstrauß: "Sie braucht einen imaginären Bogen, eine Dramaturgie, aber auch jeder einzelne Abend soll für sich genommen etwas Besonderes sein", sagt der Ebersberger Pianist. Und so beglückt der Kulturverein seine 150 Abonnenten und andere Gäste wieder mit internationalen Musikern, außergewöhnlichen Besetzungen, bekannten und unbekannten Werken. "Unser Publikum ist sehr offen - und diese Neugier muss befriedigt werden", so Triendl. Für die Qualität des Kammermusikzyklus' in Zorneding spricht auch, dass der Bayerische Rundfunk regelmäßig dort zu Gast ist, in dieser Saison werden gleich vier Konzerte aufgezeichnet, zur großen Freude Triendls: "Ich sehe das auch als Signal, dass unsere Anstrengung belohnt wird!"

Die Anpassungen an die Corona-Bedingungen seien letztlich eher kosmetischer Natur, so Triendl: Nur ein Streichquartett aus den USA habe er streichen müssen, wegen der unwägbaren Risiken einer solchen Reise. Erfreulich ist, dass zwei Konzerte, die der Zwangspause zum Opfer gefallen waren, nun nachgeholt werden können: Gleich zu Beginn der Saison, am Sonntag, 27. September, treten die Flötistin Christina Fassbender und das Boulanger Trio auf; und am Ende, Sonntag, 9. Mai, spielt das Kurpfälzische Kammerorchester mit der Geigerin Nina Karmon als Solistin. Ansonsten mussten die einzelnen Programme lediglich angepasst werden auf 75 Minuten Spieldauer.

Das "Boulanger Trio" widmet sich dem Jubilar Ludwig van Beethoven: Es spielt seine 2. und 3. Sinfonie in kleiner Besetzung - also ganz Corona-konform. (Foto: Veranstalter)

Mit Blick auf Corona sei eine solch regionale Reihe klar im Vorteil, erklärt Yasmin Mellinghoff vom Vorstand des Kulturvereins. "Wir sind klein und daher viel flexibler, außerdem engagieren wir uns alle ehrenamtlich, so dass keine Arbeitsplätze in Gefahr sind." Und die Kirche als Hausherr des Martinstadl habe das Hygienekonzept klaglos akzeptiert. Demzufolge wird es keine Pausen geben, keine Garderobe, keinen Getränke- oder CD-Verkauf, um im Vorraum "Gedränge zu vermeiden". Deshalb werden auch die Programmhefte auf den Stühlen ausgelegt anstatt wie bisher verkauft - "auf diese Einnahmen verzichten wir zugunsten der Sicherheit", sagt Mellinghoff. Was die Stimmung bei den Konzerten angeht, ist man entspannt: Bereits das Sonderkonzert des Vision String Quartet Anfang August in einer Turnhalle sei komplett ausverkauft und ein toller Startschuss gewesen, berichtet Mellinghoff, und Triendl ergänzt, seiner Erfahrung nach seien die Zuhörer meist erst etwas angespannt, würden dann aber schnell lockerer. Für den Pianisten, der international konzertiert, ist ohnehin klar: "Wir müssen jetzt alle zusammenhelfen, dass die Kultur nicht stirbt! Veranstalter, Künstler und Zuhörer." Aber auch die Kommunen und Sponsoren seien wichtig, betont Mellinghoff, denn ohne Förderung stehe so ein Projekt wie der Kammermusikzyklus schnell auf wackeligen Beinen.

Da alle Karten personalisiert sein müssen, wird es keine Abendkasse geben, reservieren kann man künftig ausschließlich per Mail. Abonnenten, die einen Termin mal nicht wahrnehmen können, bittet der Verein dringend um Rückmeldung - "damit andere von dem freien Platz profitieren können". Weil im Saal freilich die Abstandsregeln gelten, wird für jedes Konzert ein neuer Sitzplan erstellt: Je mehr Paare oder Familien kommen, desto mehr Gäste kann man unterbringen, im Martinstadl rechnet der Verein mit etwa 65, beim Klavierzyklus im Alten Kino mit rund 40.

Um trotzdem die Nachfrage befriedigen zu können, werden alle Konzerte im Kammermusikzyklus fortan zwei Mal gegeben, einmal um 17 und einmal um 19.30 Uhr. Für die Musiker ist dies freilich eine Mehrbelastung, doch das nehme man in dieser Ausnahmesituation gerne in Kauf, sagt Triendl, der als Interpret ja auch die andere Seite sehr gut kennt. "So was darf dann nur nicht einreißen!" - schiebt er aber sogleich mahnend hinterher.

Zwei Konzerte sind ganz dem Jubilar dieses Jahres, Ludwig van Beethoven, dessen Geburtstag sich zum 250. Mal jährt, gewidmet. Beide Programme bieten Sinfonien von ihm in verschiedenen Bearbeitungen: Am 27. September werden die 2. und 3. Sinfonie in der Besetzung für Flöte und Klaviertrio in Bearbeitung von Beethoven selbst und von Johann Nepomuk Hummel aufgeführt (Christina Fassbender und das Boulanger Trio); im Klavierzyklus spielt am 6. Dezember Hinrich Alpers Beethovens 5. und 6. Sinfonie in Bearbeitungen von Franz Liszt.

Auch die Flötistin Christina Fassbender wird zu sehen sein. (Foto: Veranstalter)

Im Kammermusikzyklus tritt außerdem das renommierte Klavierduo Silver/Garburg auf, Hauptwerk ist Igor Strawinskys "Le sacre du printemps". Das Schumann Quartett und Oliver Triendl am Klavier bringen unter anderem eine Uraufführung zu Gehör, eine Komposition von Enjott Schneider. Das preisgekrönte Bennewitz Quartett mit Stefan Fehland, Viola, führt unter anderem das Streichquintett von Antonín Dvořák auf. Es folgen Klaviertrios von Lindholm, Enescu und Schubert, gespielt von Mihaela Martin (Violine), Franz Helmerson (Violoncello) und Oliver Triendl (Klavier). Die weltweit erfolgreiche Klaviervirtuosin Lilya Zilberstein wird im April mit Werken von Schubert, Ravel und Chausson zu hören sein.

Für den Klavierzyklus im Alten Kino Ebersberg hat der Kulturverein Zorneding-Baldham eine Reihe junger, vielversprechender Künstler eingeladen, die in den vergangenen Jahren wichtige Preise gewonnen haben: Der Reigen beginnt am 17. Oktober mit der Pianistin Shaghajegh Nosrati. Im November wird der umjubelte Gewinner des ARD-Wettbewerbs 2019, der Klarinettist Joë Christophe, von Triendl begleitet. Es folgt ein Klavierabend mit Hinrich Alpers. Die Preisträgerin des Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerbs 2019, Senja Rummukainen, ebenfalls mit Triendl am Klavier, spielt im Januar unter anderem die Cellosonate d-Moll von Dimitri Schostakowitsch. Zum Abschluss am 14. März findet ein Klavierabend von Violetta Khachikyan statt, der sich mit dem Thema "Fuge" auseinandersetzt.

Die Konzerte des Symphonieorchesters des Kulturvereins Zorneding-Baldham konnten wegen der Corona-Pandemie leider noch nicht fertig geplant werden. Fest steht aber bereits, dass das Herbstkonzert am Sonntag, 29. November, im Alten Speicher Ebersberg über die Bühne geht.

Auftaktkonzert im 39. Kammermusikzyklus des Kulturvereins Zorneding-Baldham am Sonntag, 27. September, Martinstadl, 17 Uhr und 19.30 Uhr. Weitere Einzelheiten zum Programm sind zu finden unter www.kulturverein-zorneding-baldham.de/. Reservierung per Mail an info@kulturverein-zorneding-baldham.de.

© SZ vom 23.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: