Kultur:Zum Abschied ein Untergang

Lesezeit: 1 min

Das letzte Herbstprogramm des Ebersberger Kulturkreises

Mit seinem diesjährigen Herbstprogramm verabschiedet sich der Kulturkreis Ebersberg von der Bühne der Kreisstadt. Die Gründe dafür sind vielfältig: Den Verein plagen Geldsorgen, die große Konkurrenz und Überalterung. Angelika Kratzer, von Anbeginn Chefin des Kulturkreises, wird also nach dieser Herbstsaison wohl schweren Herzens den Hut nehmen, und mit ihr die gesamte Vorstandschaft. Davor aber bietet der Verein seinen Besuchern ein letztes Mal ein abwechslungsreiches Programm, diesmal ausschließlich im Alten Kino.

Es beginnt am Samstag, 23. September, mit einer Lesung von Angelika Kratzer und Markus Lugmayr: Die beiden Vereinsvorsitzenden haben sich quasi zum Abschied mit einem kleinen Augenzwinkern die schauerlich-schöne Novelle "Der Untergang des Hauses Usher" des Amerikaners Edgar Allen Poe vorgenommen. Eine herrliche Geschichte, gerade wenn die Tage schon wieder kürzer werden, denn gerade an "einem trüben, langen Herbsttag" beginnt dieses Drama, das weder die knarrende Türe, noch eine düstere Gruft vergisst zu erwähnen. Wie immer wird Kratzer lesen, und Lugmayr das Geschehen mit seiner unnachahmlichen Interpretationskunst am Flügel umrahmen.

Am Samstag, 28. Oktober, stapft Schauspielerin Johanna Bittenbinder einmal nicht durch niederbayerische Ställe, um Mörder dingfest zu machen, sondern stellt eine Kultfigur von Ödon von Horváth vor, die in den Träumen und Sehnsüchten des einfachen Mädchens absolut zeitlos wirkt. Der Titel der Lesung lautet: "Kennen Sie das Fräulein Pollinger?" Mitbringen wird Johanna Bittenbinder ihre Tochter Veronika, die mit sinnlich-zarter Stimme eigene Kompositionen beitragen und auf diese Weise dem Text noch mehr Lebendigkeit verleihen wird.

Eine knappe Handvoll Berliner Philharmoniker lassen sich Samstag, 25. November, beim Kulturkreis blicken, und zwar mit einem Geschenk: "Mozart zum Kugeln - Klassik zum Kringeln". Das Ensemble namens "Eine kleine Lachmusik" unternimmt eine bühnenreife konzertante Gratwanderung zwischen philharmonischem Unernst und virtuosen Albernheiten. Es wendet sich an ein genussbereites, schmunzelfähiges und altersloses Publikum ohne nennenswerte Vorkenntnisse - und ist auf dem schweren Weg zwischen Anspruch und Erfüllung auf spontanen Beifall angewiesen.

Am Samstag, 9. Dezember, schließlich wendet sich der Kulturkreis noch einmal an die ganze Familie: Schauspieler Stefan Wilkening und Maria Reiter, die "Königin des Akkordeons", laden Groß und Klein zu einem "Weihnachten mit Astrid Lindgren" ein. Diese Veranstaltung beginnt um 15.30 Uhr, alle anderen um 20 Uhr. Karten gibt es unter (08092) 255 92 05.

© SZ vom 13.09.2017 / abl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: