Krönungsmesse in der Pfarrkirche:Gotteslob zur irdischen Freude

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Wohlklingendes Miteinander bei Kirchenkonzert in Glonn

Von Ulrich Pfaffenberger, Glonn

Eindringlich das Kyrie, filigran blitzend das Gloria, hochdramatisch das Credo, schnörkellos das Sanctus, große Oper im Benedictus und ein gesungenes Gebet das Agnus Dei: Die Krönungsmesse in der Glonner Pfarrkirche bot am Sonntagabend alles, was es braucht, um "Festliches Kirchenkonzert" mit einem großen F zu schreiben. Sage jetzt keiner, Mozart an sich sei schon die halbe Miete. Gerade bei solchen Paradestücken der sakralen Musik müssen alle Komponenten passen und in der Ausführung nahtlos harmonieren, damit die Komposition ihre Wirkung nicht nur zur Ehre Gottes entfaltet, sondern auch zur Freude der Menschen.

Dirigent Thomas Pfeiffer durfte aus dem Vollen schöpfen und tat dies in konzentriert ruhiger Haltung und mit gewohnter Bestimmtheit. Mit einem stattlichen Chor von 60, angenehm zwischen weiblich und männlich gewichteten Stimmen konnte er Stimmungen und Ausdruck im Großen wie im Kleinen differenziert modellieren. Der Chor ließ sich bereitwillig auf die führende Hand ein, ohne gedrängt oder geknechtet zu wirken. In den Piano-Passagen, in denen derlei sonst erkennbar wird, agierten sie mit wacher Achtsamkeit, auf die Herausforderungen im Forte antworteten sie mit Leidenschaft, aber ohne Übertreibung. Man darf vermuten, dass sie sich mit der Krönungsmesse auch ihr Konzertjahr krönen wollten.

Instrumental war das Konzert ebenfalls ansehnlich und in sehr feiner Qualität ausgestattet. Knapp 20 Köpfe zählte das Orchester und erlaubte eine klangreiche Besetzung mit zwei Violinstimmen, Cello, Bass, Oboen, Trompeten, Hörnern, Pauken und Orgel. Das war stark genug besetzt, um eigene Akzente zu setzen, aber nicht zu dominant, vielmehr wohl ausgewogen zu den Singstimmen. Standen doch noch vier Solisten am Altar, denen Mozart in die liturgische Botschaft der Messe hinein eine zweite Rolle auf den Leib geschrieben hatte: Das musizierte Gotteslob zum Erlebnis für die - noch - Irdischen zu machen. Freude der Menschen eben.

Die Sopranistin Maria Klaus, wie die drei anderen auch überzeugend in Artikulation und Dynamik, gab den Höhen wohl dosierten Glanz mit fein gezeichneten Linien und blitzsauberen Figuren. Hier und da vielleicht des Vibrato eine Prise zuviel, aber das ist Geschmackssache. Auf der Gegenseite lieferte Michael Birgmeier einen prägnanten Tenor ab, der sprachliches Gewicht setzte, wo erforderlich, und sich, fast schon mit lakonischer Zurückhaltung, in den Dienst des gemeinsamen Klangs stellte, wo es sich anbot. Zwischen beiden entspann sich ein dynamisches Wechselspiel von Lichtern und Höhen, das sehr belebend wirkte. Die Wärme, die Emotion, das Gedankenvolle dazwischen, dazu trugen Altistin Hana Katsenes mit einer berührenden Interpretation des Mozartschen Konzepts von Seele bei und Bass Klaus Reiter mit einer nachdenklich und berührend angelegten Stimmführung.

Für sein Urteil, das sich in minutenlangem, intensiven Applaus widerspiegelte, durfte das Publikum im vollbesetzten Gotteshaus neben der Krönungsmesse einige einleitende, kleinere Werke heranziehen, die eben nicht nur den triumphalen Mozart zeigten, sondern auch den nachdenklichen Gestalter "heiliger" Musik. Gerade die Lauretanische Litanei (KV 109) in ihrer kunstvoll umgesetzten Anrufung der Gottesmutter ist ein Musterbeispiel dafür, wie sich der Weg betender Worte hinauf zur Himmlischen in Musik fassen lässt. Gleiches gilt für das Regina Coeli (KV 276), einen lebendig frischen, fast heitern Dialog zwischen den vier Solisten und dem Chor, jene ausdrucksstarke Hymne, bei der man sich immer wieder fragt, welcher Gedankenflug Mozart für sein dreimaliges "Halleluja" die nahezu identischen Klänge aus Händels "Messias" zukommen ließ. Dieses Stück durfte das Publikum in Glonn an diesem Sonntagabend sogar zwei Mal hören. Behutsam, suchend gleich zu Beginn des Konzerts, dann befreit und getragen von innerer Stärke noch einmal am Ende, als Zugabe - eine kluge Entscheidung des Dirigenten und ausnahmsweise auch ein Grund, dieses oft störende Extra "obendrauf" als Bereicherung aller zu empfinden.

© SZ vom 29.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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