Kreisverkehrswacht warnt:Eine Frage der Technik

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Das größte Risiko für Autofahrer sind Mobiltelefone

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Ein Fahrzeug gerät auf schnurgerader Strecke auf die Gegenspur, ein Auto rammt bei klarer Sicht und trockener Fahrbahn den Vordermann, ein Fahrer steuert vollkommen nüchtern seinen Wagen in den Graben. Bei solchen und ähnlichen Unfällen steht im Polizeibericht dann oft, "Ursache unklar", eventuell wird darauf verwiesen, dass der Autolenker vermutlich abgelenkt war. Bernhard Schweida von der Kreisverkehrswacht Ebersberg nennt die Ablenkung sogar die häufigste Unfallursache, noch vor überhöhter Geschwindigkeit und Alkohol. Und auch was für Ablenkung sorgt, ist klar: meist ist es das Mobiltelefon.

"Auffahrunfälle sind meistens Handy-Unfälle", ist sich Schweida sicher. Wobei Autofahrer mit Handy am Ohr eher weniger geworden sind, dank Headsets oder Freisprechanlagen. Doch viele Autofahrer schreiben während der Fahrt Textnachrichten, sagt Schweida. Was sich allerdings hinterher nur schwer belegen lasse, schließlich verschwindet das Gerät nach dem Crash schnell in der Hosentasche. Ebenso schwierig sei darum auch die Kontrolle, sagt Schweida.

Zwar macht es für den Gesetzgeber keinen Unterschied, ob jemand während der Fahrt telefoniert oder textet: Das kostet 100 Euro Geldstrafe plus Gebühren und gibt einen Punkt in der Flensburger Verkehrsdatei. Und natürlich versucht die Polizei im Landkreis, das Verbot auch durchzusetzen. Dazu gibt es regelmäßig sogenannte Schwerpunktkontrollen. Doch "das Handy am Ohr sieht man bei der Verkehrskontrolle", sagt Schweida, ob aber jemand ein Gerät auf den Knien liegen hat, dagegen nicht. Eine andere Form der Ablenkung gibt es mittlerweile serienmäßig, zumindest in den teureren Autos. Dort sind vom Bordcomputer über Navigationssysteme und diverse Displays zahlreiche potenzielle Verkehrsrisiken verbaut. Wer diese Technik nicht gewohnt sei, könne sich davon ablenken lassen, so Schweida. "Eigentlich darf man diese Geräte während der Fahrt nicht bedienen", also auch nicht mal kurz das Navigationssystem nachjustieren.

Neben Ablenkung seien vor allem Rücksichtslosigkeit und Leichtsinn die Hauptursachen für Unfälle, so die Erfahrungen der Kreisverkehrswacht. Etwa 20 Prozent der Autofahrer, so schätzt Schweida, hätten ein riskantes Verhalten im Straßenverkehr. Nur weil die übrigen 80 Prozent meist aufmerksam unterwegs seien, passierten nicht noch mehr Unfälle. Gegen zu viel Risikobereitschaft im Straßenverkehr helfe beispielsweise ein Fahrsicherheitstraining bei der Kreisverkehrswacht. Zu dem kann allerdings niemand verpflichtet werden, sagt Schweida, allerdings könne ein Gericht anordnen, dass jemand Schulungen bei der Polizei machen muss - oder, wenn das Verhalten besonders leichtsinnig oder rücksichtslos ist, Verkehrsteilnehmer zur medizinisch-psychologischen Untersuchung schicken.

Andere Untersuchungen, etwa zur Fahrtüchtigkeit, gebe es bislang verpflichtend aber nicht, bedauert Schweida. Er plädiert dafür, dass sich Autofahrer ab 50 Jahre regelmäßig medizinisch durchchecken lassen. Auch dass der Führerschein unbegrenzt gültig ist, hält er für keine gute Idee. Schweida verweist auf die Regelung für Lastwagenfahrer: Die müssen ihren Führerschein alle fünf Jahre erneuern lassen und dabei nachweisen, dass sie fit sind und die Verkehrsregeln noch kennen.

© SZ vom 01.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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