Konzert mit Leinekugel:Hoffnung auf Ewigkeit

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Drei sind sich einig: Jürgen Partenheimer (Bürgerstiftung), Theaterleiter Matthias Riedel, und Dirigent Maximilan Leinekugel. (Foto: Angelika Bardehle)

"Munich Classical Players" spielen Brahms deutsches Requiem in Haar

Von Udo Watter, Haar

Obwohl Maximilian Leinekugel im benachbarten Vaterstetten aufgewachsen ist und schon früh ein kulturelles Interesse entwickelt hat, hat er das Kleine Theater Haar in seiner Jugend nie besucht. Seit der junge Dirigent im Jahr 2016 das Kammerorchester Munich Classical Players gegründet hat, ist ihm freilich das Jugendstilgebäude, das 1912 als Gesellschaftshaus der Heil- und Pflegeanstalt Haar erstmals seine Pforten öffnete, sehr vertraut geworden. In schöner Regelmäßigkeit ist Leinekugel dort mit seinem Ensemble, das aus versierten Instrumentalisten der Musikhochschule München besteht, die alle eine Profikarriere anstreben, dort aufgetreten. "Der intime Rahmen, die gute Akustik: Wir spielen grundsätzlich gerne hier", sagt der 23 Jahre alte gebürtige Münchner, der 2018 mit dem Tassilopreis der SZ ausgezeichnet wurde.

Im Juli erst konzertierten die Munich Classical Players hier und präsentierten mit dem früheren Kulturminister Wolfgang Heubisch Sergej Prokofjews "Peter und der Wolf" in bairischer Sprache. Am Samstag, 1. Dezember, werden sie nun Brahms' "Ein deutsches Requiem" aufführen - ein Projekt, das noch mal größer dimensioniert ist, bedarf es dazu doch auch eines Chores und Gesangssolisten. Die Idee, dieses berühmte Werk in Haar zu realisieren, ist erst vor einigen Wochen geboren worden - durch die Kontakte Leinekugels zum Musica-Forum-Chor München, der Brahms' Komposition gerade erarbeitete. Matthias Riedel, Chef des Kleinen Theaters und als früherer Orchestertrompeter ein Fan des "Deutschen Requiems", war spontan angetan. In der Bürgerstiftung Haar fand er eine Institution, die einen Teil der Finanzierung übernimmt, konkret 2500 Euro. "Das ist eine tolle Sache", schwärmt er, "ohne die Bürgerstiftung wäre das Konzert so nicht möglich."

Für Jürgen Partenheimer, den Vorsitzenden der Bürgerstiftung, ist die Unterstützung eine gute Sache: "Auch wenn hier die Betroffenen nicht ganz oben auf der Bedürftigkeitsskala sind, gehört die Förderung der Kultur ja auch zu unseren Satzungszielen." Die Zusammenarbeit mit dem Kleinen Theater sei generell sehr gut, und Haar sei beispielhaft, "was den sozialen und kulturellen Bürgersinn angeht." Auch Riedel lobte bei einem Treffen im Theater die unkomplizierte Zusammenarbeit mit Partenheimer und freut sich auch aufgrund seiner eigenen musikalischen Vergangenheit auf das Konzert. "Ich bin ja von der Klassik geprägt und ich finde, wir brauchen so eine Art von Musik regelmäßig in unserem Haus."

Brahms' Werk ist kein Requiem im klassischen Sinn. Es greift nicht auf den lateinischen Text der Totenmesse, sondern auf Texte der deutschen Luther-Bibel zurück und rückt das Gegenüber von Vergänglichkeit und Hoffnung auf Ewigkeit in den Vordergrund. "Es ist ein großes Werk, eine dramatische Wanderung durch viele Themen, aber die Kernaussage ist Trost für die Menschen generell und das macht die Musik wunderbar transparent", sagt Leinekugel. Am 1. Dezember erklingt die Komposition, die sich als theologisch-philosophische Reflexion über die Vergänglichkeit primär an die Lebenden (und nicht an die Toten im Jenseits) wendet, in einer Fassung für Kammerorchester, Chor und zwei Gesangssolisten (Julia Jacobs, Benedikt Weiß).

Für den damals 33-jährigen Brahms bedeutete die Uraufführung den Durchbruch als Komponist, heute wird "Ein deutsches Requiem" gerne in einer Reihe mit Bachs h-Moll-Messe und Beethovens "Missa solemnis" genannt. Für die Munich Classical Players, die das Werk in kurzer Zeit erarbeiten müssen, eine Herausforderung, aber die Mitglieder des jungen Klangkörpers haben ja schon häufiger bewiesen, wozu sie fähig sind. Das Ensemble, das unter anderem im Gasteig oder in der Staatskanzlei konzertierte, wird im Kleinen Theater Haar 2018/2019 noch zwei weitere Konzertprogramme präsentieren. Für Leinekugel und seine Mitstreiter sind die Auftritte dort inzwischen ein Heimspiel.

Das Konzert am 1. Dezember beginnt um 19 Uhr. Karten gibt es über die Homepage des Theaters respektive www.reservix.de.

© SZ vom 24.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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