Konzert mit Gästen aus Trogir:Frohsinn, der das Herz erwärmt

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Der "Bayerisch-dalmatinische Advent" in Neufarn erweist sich eines Hoagaschts unter Freunden als würdig

Von Ulrich Pfaffenberger, Vaterstetten

Einmal im Jahr verwandelt sich die Peter-und-Paul-Kirche in Neufarn in ein konzertantes Wohnzimmer. Ihrem neugotischen Äußeren zum Trotz zeigt sich das Innere der Kirche im Kerzenlicht im Gewand einer guten Stube, in der man sich gern aufhält. Auch wenn der "Bayerisch-dalmatinische Advent" kein "Hoagascht" im klassischen Sinn ist, so entspricht das Zusammenkommen von Freunden unter musikalischer Begleitung doch ganz der Tradition dieses alten Brauchtums. Anlass ist die Partnerschaft zwischen Vaterstetten und der kroatischen Gemeinde Trogir, die seit neun Jahren besteht. "Die Idee für ein Konzert, in dem die Kulturen beider Länder sich begegnen, ist gleich zu Beginn der Partnerschaft entstanden", erzählt Branka Schröder, verantwortlich für Gestaltung und Organisation des Abends. "Das ist auch der einfachste Weg, um etwas Gemeinsames zu schaffen." Sie freut sich dabei außerordentlich darüber, dass es gelungen ist, die Musikschule unter der neuen Leitung stärker einzubinden.

Zumal Musik als grenzenlose Sprache von vorneherein die Kommunikation erleichtert - und die nicht nur zwischen Kroaten und Deutschen: Auch Gäste aus der französischen Partnergemeinde Allauch nutzen inzwischen den Anlass für eine Reise und den Besuch auf dem Weihnachtsmarkt. "Das pflegt den europäischen Geist", sagt Branka Schröder. Wer die Atmosphäre vor Konzertbeginn in der Kirche aufmerksam wahrnimmt, spürt mehr als das. Er spürt das Familiäre in den Plaudereien und Umarmungen, das Grenzenlose innerhalb eines einladenden Raums - und eine Vorfreude auf das, was kommt, die durchaus adventliche Qualität hat.

Anders als im Wohnzimmer oder bei einem Hoagascht bewahrt das Publikum im restlos gefüllten Gotteshaus allerdings andächtige Zurückhaltung, was den Applaus angeht. Nicht einmal die Konzertnorm, dass am Ende jedes abgeschlossenen Stücks geklatscht werden darf, kommt zum Tragen. Bis zum Ende des Konzerts, dann aber umso fröhlicher, ausführlicher und anhaltender haben sich die Vaterstettener ihre Anerkennung für die Instrumentalisten aufgehoben. Dabei wäre eine frühere Reaktion auf das Gespielte mehr als gerechtfertigt gewesen.

Allein schon den Auftakt mit Henry Purcells Weihnachtsmusik aus "Behold, I bring you glad tidings" konzertierten Tanja Conrad und Olena Savka mit ihren Geigen, Marta Dachowska an der Viola sowie der Cellist Klaus Kämper mit herzerwärmendem Frohsinn. Wüsste man nicht, dass dieses Streichquartett kein festes Ensemble ist, sondern sich für diesen Anlass zusammengefunden hat - man könnte es ob der fein abgestimmten Intonation ohne weiteres vermuten. Auch die beiden folgenden Bach-Stücke bestätigten diesen Eindruck: Wie eine feingliedrige Schnitzarbeit entwickeln die vier Instrumentalisten die klaren und anmutigen Linien der "Aria" aus den Goldberg Variationen, der die Bearbeitung für Streichquartett angenehme Tiefe verschafft; beim Choral "Jesus bleibt meine Freude" verstehen sie es, achtsam den vertrauen Orgelton von der Melodie fernzuhalten und ihm die Sanftheit des Saitenklangs elegant hineinzuweben.

Zum finalen Stück des Abends gesellt sich dann Jakov Koscina mit dem titelgebenden Instrument hinzu, Mozarts Klarinettenkonzert A-Dur. Für die regelmäßigen Besucher der Adventskonzerte ist er ein guter Bekannter, zeichnet er doch auf Trogirer Seite für die kulturelle Zusammenarbeit verantwortlich. Diesmal nicht als Bariton, sondern als Instrumentalsolist liefert er beschwingtes Zeugnis seines großen Könnens, bei dem gelegentlich das Mitwirken in diversen Jazz-Ensembles durchklingt und seinem Spiel eine mitreißend fröhliche Leichtigkeit verleiht. So auch an diesem Abend, woraus sich ein Mozart entspinnt, dessen volksmusikalische Note die Oberhand gewinnt.

Nicht nur wegen dieses Konzertabends und wegen des zehnjährigen Jubiläums der Partnerschaft im kommenden Jahr: Diese auf Musik gebaute Grenzenlosigkeit hat Substanz und Perspektive. Eine Option sprach Vereinsvorsitzender Michael Baier bei der Begrüßung an: "Unser Wunsch für die Zukunft: Wenn unsere Menschheit mal vernünftig wird, dass auch unsere Freunde aus Äthiopien dabei sein können." Was nicht nur für das Instrumentalkonzert in Peter und Paul gilt, sondern auch für die anschließende Fortsetzung im "Haberer" zu Purfing, bei der, wie man hört, viel miteinander gesungen wurde. Auf Bairisch, Französisch und Kroatisch. Grenzenlos und unisono.

© SZ vom 03.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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