Konzept zur Modernisierung:Langsames Ende der Kreidezeit

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In manchen Schulen arbeiten Kinder mit Tablets, in Ebersberg sollen sie eigene Rechner bekommen. (Foto: Florian Peljak)

Ebersbergs Grund- und Mittelschule setzt auf eine schrittweise Digitalisierung. Zunächst soll mit neuen Servern und Laptops die Infrastruktur auf den aktuellen Stand gebracht werden

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Zukunft sei digital, so hört und liest man oft. Das gilt auch für Schulen. An Ebersbergs Grund- und Mittelschule macht man sich ebenfalls Gedanken darüber, wie sich die Digitalisierung in den Unterricht einbauen lässt - und auch, wie viel nötig und hilfreich ist. Dazu stellte Direktor Alexander Bär nun im Schulausschuss des Stadtrates das Konzept vor.

Bär machte gleich klar, was damit auf keinen Fall erreicht werden soll: "Keine Vorzeigeschule" voller Geräte, die keiner bedienen kann, solle das neue Konzept bringen, "nichts Überkandideltes", sondern zunächst erst einmal die digitale Infrastruktur auf den aktuellen Stand bringen. Denn derzeit arbeite man mit Geräten aus den 1990er Jahren, sowohl die Computer, an welchen die Schüler unterrichtet werden, als auch die dazugehörigen Server und die Netzwerkarchitektur hätten langsam aber sicher das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht, so Bär.

Geplant ist daher als erster Schritt, neue Server anzuschaffen. Auch ein Drahtlosnetzwerk "wird sich wohl nicht vermeiden lassen". In den Klassenzimmern werde man die Geräte nach Bedarf einsetzen. Allerdings habe sich gezeigt, dass wenn die Schüler schon damit arbeiteten, auch jeder einen eigenen Rechner brauche. Das bisherige Konzept, bei dem sich vier oder fünf Schüler einen PC teilen, "hat sich nicht bewährt". Ob Tablets oder Laptops besser geeignet seien, darüber könne man geteilter Meinung sein, so der Schulleiter, in Ebersberg werde man aber wohl letztere anschaffen, diese seien einfach vielseitiger einzusetzen. Die Rechner sollen zu sogenannten "Klassensätzen" zusammengefasst sein. Das bedeutet, die Schule kauft mehrere Einheiten - ideal wären sechs Stück, zwei pro Stockwerk - mit jeweils etwa 20 gleichen Rechnern. Je besser die Server seien, desto günstiger könnten die Endgeräte ausfallen, trotzdem sei von mindestens 250 Euro pro Rechner auszugehen.

Die genauen Kosten für die Server stehen noch nicht fest, seitens der Schule rechnet man aber mit einem Betrag zwischen 40 000 und 80 000 Euro. Was bedeutet, dass ein Großteil der für die Digitalisierung verfügbaren Fördermittel in die Server fließen wird. Laut Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) bekomme die Stadt heuer 75 000 Euro für das Upgrade der Schule, kommendes Jahr sei ein Betrag in gleicher Höhe zu erwarten.

Neben den Servern und Laptops habe man sich auch Gedanken über andere digitale Unterrichtsmittel gemacht, so Bär. Was es auf absehbare Zeit nicht geben werde, seien sogenannte "Whiteboards" in jedem Klassenzimmer. Die interaktiven Tafeln seien zwar "eine schöne Sache, aber nicht ganz einfach zu bedienen", und mit rund 3000 Euro pro Stück auch nicht ganz günstig. Bereits jetzt gebe es große Bildschirme in den Klassenräumen, welche die Lehrer mit deren Rechnern ansteuern können. Was es übrigens weiterhin geben soll, sind "klassische Lehrmittel". So werden die Schüler auch nach der Digitalisierung - für die etwa fünf bis sechs Jahre veranschlagt ist - noch Bücher benutzen und auch mit Kreide an eine Tafel schreiben. "Ich finde gut, dass Sie es so differenziert sehen", sagte dazu Brilmayer, der vor seiner Zeit als Bürgermeister selbst Lehrer gewesen ist. Schließlich seien elektronische Medien "ein wichtiger Bestandteil" des Unterrichts, aber eben nicht der einzige.

Neben pädagogischen gibt es aber - zumindest noch - auch andere Gründe nicht vollends auf Bücher, Schreibhefte und Kreidetafeln zu verzichten: Der Internetanschluss der Schule ist nämlich nicht der schnellste. Schon jetzt seien "die Datenmengen immens", etwa für Verwaltungsaufgaben, so Bär. Eine volldigitale Schule sei mit den aktuellen Übertragungsgeschwindigkeiten nicht machbar. An dem Problem werde gearbeitet, versicherte der Bürgermeister, eigentlich hätte die Schule bereits im vergangenen Jahr einen Breitbandanschluss bekommen sollen. Aber erst "war das Geld nicht da", und dann habe man keinen Anbieter gefunden, der umsetzen konnte, was sich die Stadt vorstellte. Man suche darum gerade nach Firmen, die Breitband speziell für Schulen anbieten. Immerhin ist nur ein Anschluss nötig, da die beiden Schulhäuser untereinander seit Abschluss der Sanierung 2015 mit einem Glasfaserkabel verbunden sind.

Christoph Münch (SPD) stellte die Frage nach dem Personalbedarf für die digitale Schule und die Kosten dafür und die Lizenzen für Software. Bei der Wartung der Computer und Server könnte einiges die IT-Abteilung im Rathaus übernehmen, so Hauptamtsleiter Erik Ipsen. Was die Kosten für die Software angehe, könne man noch nichts sagen, so Bär, da noch nicht entschieden sei, was man eigentlich brauche. Grünen-Stadträtin Petra Behounek regte an, bei der Software auf Open Source zu setzen, das könnte die Kosten senken. Auch darüber habe man sich schon Gedanken gemacht, so Bär, aber dies sei wohl nicht in allen Bereichen möglich. Denn man wolle die Schüler ja auch aufs Berufsleben vorbereiten, und in den meisten Firmen "laufen halt die Produkte der Platzhirsche".

© SZ vom 06.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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