Kommentar:Versprochen ist versprochen

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Schon 2006 hat der Landkreis Ebersberg sich zur Energiewende bekannt. In den meisten Gemeinden ist aber leider nicht viel davon zu spüren

Von Andreas Junkmann

Im 90er-Jahre-Weihnachtsfilmklassiker "Versprochen ist versprochen" sagt Arnold Schwarzenegger in der Rolle von Howard Langston seinem Sohn zu, ihm zum Fest einen Turbo-Man - die Actionfigur aus einer neuen TV-Serie - zu schenken. Wegen diverser Verwicklungen klappt das allerdings nicht wirklich, weshalb der Papa alle Hebel in Bewegung setzt, seinen Junior doch noch glücklich zu machen. Nun ist der Landkreis Ebersberg weder eine Person, und schon gar keine Filmfigur, dennoch hat er durch den Kreistag als Sprachrohr im Jahr 2006 ein Versprechen abgegeben: Bis 2030 will die Region frei von fossilen und atomaren Energieträgern sein. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass der Storm spätestens dann aus nachhaltigen Quellen, wie etwa der Windkraft, entstammen muss. Bei der Umsetzung dieses Vorhabens ist von den Anstrengungen eines Arnold Schwarzenegger bisher allerdings eher wenig zu sehen.

Zwar hat sich der Kreis nun per Bürgerentscheid die Rückendeckung aus der Bevölkerung geholt, fünf Windkraftanlagen im Ebersberger Forst zu errichten, in den einzelnen Kommunen aber ist in diese Richtung bisher kaum etwas passiert. Dabei sind gerade sie es, die bereits durch den Beschluss von 2006 in die Pflicht genommen wurden: Ein Landkreis ist per Definition ein Verbund von mehreren Gemeinden - entsprechend müssen es auch die einzelnen Ortschaften sein, die ihre Flächen für erneuerbare Energiegewinnung zur Verfügung stellen. Das allerdings hört man in den Rathäusern der Region offenbar nicht so gerne. Zumindest haben alle das Thema Windkraft irgendwie auf dem Schirm, öffentlich drüber diskutieren wollen dagegen nur die wenigsten. Wenn in den Gemeinden konkrete Planungen aufgenommen werden, dann werden diese wie etwa in Bruck und Moosach zumeist von Bürgern angestoßen. Lediglich in der Stadt Ebersberg und in Zorneding scheint man sich dieser Tage noch daran zu erinnern, was 2006 vereinbart worden ist.

Übrigens kommt der kleine Junge im eingangs erwähnten Film doch noch zu seinem Turbo-Man - indem sich der Papa selbst als Actionfigur verkleidet und seinen Widersacher bezwingt. Von den Ebersberger Kommunalpolitikern indes verlangt niemand eine Kostümierung, im Gegenteil: Sie müssen endlich ihre Masken fallen lassen und sich auf ihre Verpflichtung zur Energiewende besinnen. Denn versprochen ist versprochen.

© SZ vom 09.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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