Kommentar:Starthilfe nötig

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Kaufprämien für Elektroautos allein funktionieren nicht. Möchte die Politik die E-Mobilität vorantreiben, muss sie zunächst eine Infrastruktur für Ladesäulen aufbauen

Von Andreas Junkmann

Es könnte eigentlich alles so einfach sein: Morgens in das aufgetankte Auto steigen, CO₂-neutral in die Arbeit düsen und durch das offene Fenster die abgasfreie Luft der Bundesstraße atmen. Schöne neue Welt. Die Realität aber sieht anders aus: Wer im Moment verwegen genug ist, sich ein E-Auto anzuschaffen, der holt sich damit deutlich mehr Probleme als Fahrspaß ins Haus. Während eine öffentliche Ladeinfrastruktur quasi nicht vorhanden ist, sind die Hürden für private E-Zapfsäulen in größerem Stil schier unüberwindbar. Dabei ist die Rechnung einfach: Damit sich Menschen ein Elektroauto kaufen, müssen sie es laden können. Können sie das nicht, werden sie kein Elektroauto kaufen.

Zwei Beispiele aus dem Landkreis Ebersberg zeigen genau diese Problematik auf: Michael Lenz versucht in einem Mehrparteienhaus in Zorneding eine größere private Ladeinfrastruktur zu installieren. Er hat jedoch keine Chance dieses Vorhaben umzusetzen, denn ein Passus im Wohneigentumsgesetz besagt, dass er dafür die Zustimmung aller Wohnungseigentümer braucht - was in einer größeren Wohngemeinschaft schier unerreichbar ist. Doch selbst diese erste Hürde außer Acht gelassen, scheint es auch rein technisch kaum möglich, mehrere Stellplätze gleichzeitig mit genügend Strom zu versorgen. Eben dieses Szenario hat der Poinger Dieter Finkhäuser durchgespielt - und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis.

In beiden Wohnanlagen zusammengezählt, könnten mehr als 150 Parkplätze mit Strom versorgt, also die Grundlage für über 150 Elektroautos geschaffen werden. Unterm Strich wird aber kein einziges dazukommen. Stattdessen werden in den beiden Tiefgaragen auch in nächster Zeit noch Diesel und Benziner parken, E-Autos müssen draußen bleiben. Deshalb ist die Politik gefordert, der Mobilitätswende hierzulande endlich richtige Starthilfe zu geben. Das funktioniert nicht mit Kaufprämien, sondern nur mit einer gut ausgebauten Infrastruktur - auch im privaten Bereich. Die Hürden für deren Installation müssen beseitigt werden, damit auch Mehrparteienhäuser leichter mit E-Ladesäulen versorgt werden können. Denn eines ist klar: Auch das beste Elektroauto ist nicht mehr als ein Haufen Blech, wenn man es nicht vernünftig laden kann.

© SZ vom 10.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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