Kommentar:Schade, aber nötig

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Wenn das 90 Jahre alte Parsdorfer Rathaus tatsächlich abgerissen wird, kann man schon nostalgisch werden. Es ist jedoch die einzige sinnvolle Lösung

Von Wieland Bögel

Wer schon einmal vor der Aufgabe stand, einen Keller oder Speicher zu entrümpeln, kennt das Problem: Viele der dort aufbewahrten Dinge haben zwar sentimentalen aber sonst keinen anderen Wert. Da stellt sich die Frage, was anfangen mit wackeligen Tischchen, nicht mehr ganz kompletten Vasen und ähnlichen Erbstücken. Manchmal - so schwer es einem fällt - bleibt nur der Gang zum Wertstoffhof. Ähnlich geht es nun der Gemeinde Vaterstetten mit ihrem Rathaus, das sie aus einer Zeit geerbt hat, als sie noch Parsdorf hieß. Es wäre schade, das alte Gebäude abzureißen, aber brauchen kann man es eigentlich auch nicht mehr.

Seit gut vier Jahrzehnten dämmert der Bau von 1927 vor sich hin. Mit Bezug des neuen Rathauses in der Wendelsteinstraße hatte sein Vorgänger verschiedene Zwischennutzungen, war Wohnung, Feuerwehrlagerraum und als Gewerbefläche vermietet. Inzwischen steht das Haus aber größtenteils leer, wollte man es wieder nutzen, müsste es aufwendig - und teuer - saniert werden. Wie teuer, das stellt sich meist erst im Laufe einer Sanierung heraus. Ebenso, wie brauchbar das Ergebnis ist, denn ein 90 Jahre alter Verwaltungsbau ist für andere Nutzungen - etwa als Wohnhaus - nur bedingt geeignet. Zudem wäre nach einer Generalsanierung nicht mehr viel von der Originalsubstanz übrig, eigentlich wäre es ein Neubau.

Allerdings ein sehr teurer, weshalb das nun im Gemeinderat favorisierte Vorhaben, gleich einen richtigen Neubau hinzustellen, durchaus Vorteile hätte. Erstens, weil dieser im Gegensatz zur Sanierung umfangreich gefördert wird, und zweitens, weil man dann gleich ein richtiges Wohnhaus bauen könnte, eines mit jenen kleinen bezahlbare Wohnungen, die man in Vaterstetten so dringend braucht. Ein bisschen schade wäre es natürlich trotzdem um das alte Rathaus, aber es teilt das Schicksal der geerbten Möbel auf dem Dachboden: Man kann es einfach nicht mehr brauchen.

© SZ vom 16.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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