Ostumfahrung Grafing:Politischer Handstreich

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Es ist nicht verwerflich, dass die Grafinger Stadträte einen Verkehrs-Masterplan für den Nordosten der Stadt anstoßen. Bloß sagen sollten sie es dann auch.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Wenn die Grafinger CSU-Fraktion, die sich seit Jahren für die Anbindung der Sportstätten an die neue Ostumfahrung stark macht, diesen Ablauf so kalkuliert hat, dann ist ihr ein taktisches Meisterstück gelungen. Oder aus der anderen Perspektive: ein politischer Handstreich.

Vor zwei Jahren sammelte die Fraktion im Stadtrat die Stimmen für die Anbindung der Sportstätten an die geplante Umfahrung zusammen - es sei ja alles nur optional. Nun, da die Verhandlungen mit dem Freistaat zu Ende sind, wissen die Grafinger mehr. Aus der harmlosen Option ist eine lästige Verpflichtung geworden. 500 000 Euro wird sie die Stadt aktuellen Schätzungen zufolge mindestens kosten.

Laut Gutachten ist die Anbindung nicht einmal empfehlenswert

Eine halbe Million Euro ist allerhand für eine Anbindung, von der selbst die Befürworter noch nicht wissen, wie sie am Ende aussehen soll. Die Pachtverträge für die Parkplätze nördlich des Eisstadions - sie sind für die Anbindung so etwas wie die planerischen Zwangspunkte - enden in zwei Jahren. Warum trotzdem die Eile? Mindestens bemerkenswert, dass eine CSU-Fraktion, die sich im Stadtrat üblicherweise zum Hüter der Kommunalfinanzen aufschwingt, über die 500 000 Euro plötzlich so großzügig hinwegschaut. Kein Wort mehr davon, dass im Rathaus ein Gutachten liegt, in dem es heißt: "Aus verkehrlicher Sicht und aus Kostengründen kann die (...) Sportstättenanbindung nicht empfohlen werden." Schublade zu.

Das nährt den Verdacht, dass es der CSU und der Stadtratsmehrheit weniger um eine Entlastung der Kapellenstraße bei Spielen des EHC Klostersee geht, sondern die kleine Anbindung lediglich der Teil eines großen Masterplans für den Grafinger Nordosten ist. Stadtverwaltung wie CSU dementieren das zwar unisono. Jedoch braucht es nur einen kurzen Blick auf die Landkarte, um mögliche Entwicklungspotenziale eines solchen Durchstiches weiterzuspinnen.

Solche Potenziale ins Auge zu fassen, ist mitnichten verwerflich. Nur sollte man dann auch den Mumm mitbringen, sie auch zu artikulieren.

© SZ vom 14.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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