Kommentar:Mehr Anreize nötig

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Der Mindestlohn für Azubis mag ein sinnvoller Vorstoß sein - im Landkreis dürfen sich die Arbeitgeber damit aber nicht begnügen

Von Andreas Junkmann

Der Spruch, dass Lehrjahre keine Herrenjahre seien, hat zwar inzwischen schon einige Jahre auf dem Buckel, im Kern gilt er aber nach wie vor. Eine Ausbildung dient nicht in erster Linie zur Finanzierung des Lebensunterhaltes, sondern soll - wie der Name schon sagt - einen Wissensschatz vermitteln, der eine Basis für den späteren beruflichen Werdegang bildet und Perspektiven öffnet. Das nimmt andererseits aber auch die Betriebe in die Pflicht, ihre Auszubildenden nicht als billige Arbeitskräfte zu sehen, denn eines ist klar: Wer arbeitet, der muss auch anständig dafür bezahlt werden. In dieser Hinsicht ist der Vorstoß von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU), einen Mindestlohn einzuführen, richtig - auch, um die Azubis zu schützen.

Ob dieser allerdings ebenso als Anreiz dafür taugt, eine Ausbildung überhaupt erst anzustreben, steht auf einem anderen Blatt. Gerade hier in der Region, dem Münchener Speckgürtel mit seinen teils horrenden Lebenserhaltungskosten, sind die etwas mehr als 500 Euro nichts weiter als ein besseres Taschengeld. Sich bei Wind und Wetter auf ein Dach zu setzen oder 40 Stunden in der Woche im Friseursalon die Beine in den Bauch zu stehen, kann man von niemandem verlangen, wenn am Ende des Monats auf dem Konto nichts übrig bleibt.

Während in anderen Regionen Deutschlands der Mindestlohn zum Leben vielleicht ausreichen mag, sind hier im Landkreis umso mehr die Betriebe gefragt, ihre Ausbildungsplätze anständig zu vergüten. Nur so werden die Lehrstellen auch dauerhaft attraktiv für die jungen Leute sein. Denn auch wenn die Lehrjahre keine Herrenjahre sind - ein bisschen etwas gönnen will man sich von der geleisteten Arbeit dann doch.

© SZ vom 15.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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