Hochwasserschutz:Gefährliche Verzögerungen

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Ein Papierkrieg zwischen Planern und Behörden verhindert, dass Glonn beim Hochwasserschutz voran kommt. Doch das Rangeln um Details ist hier völlig fehl am Platz.

Von Anja Blum, Ebersberg

Trotz aller moderner Technik: Prognosen sind schwierig. Wann örtliche Gewitterzellen, gesättigte Böden und anschwellende Pegel zu einer Katastrophe wie in Simbach kumulieren, kann wohl selbst der erfahrenste Wetterfrosch nicht mit Gewissheit vorhersagen. Doch eines ist klar: Hinterher ist man immer klüger. Und in manchen Gemeinden im Landkreis ist schon seit langem "hinterher". In Glonn zum Beispiel weiß man ganz genau, wo die Schwachstellen des Hochwasserschutzes liegen und kann auch die Maßnahmen benennen, die nötig wären, um die Ortschaften vor der Überflutung mit Wasser und Schlamm zu bewahren, ein Gutachten liegt seit vielen Jahren vor. Allein: Es mangelt an der Umsetzung.

Der Wasserreichtum der Gemeinde Glonn stellt dabei eine besondere Herausforderung dar: Aus dem Norden kommen der Schrankenbach und die Glonn, von Süden fließen der Augraben und der Kupferbach in die Glonn. Das Ortszentrum liegt in einer Senke und wird bei Hochwasser, vor allem bei einem sogenannten Jahrhunderthochwasser wie im Jahr 2002, großflächig überflutet.

Der Damm hat es noch nicht in Genehmigungsverfahren geschafft

2009 entschied sich der Gemeinderat für einen Damm im Augraben - als ersten wichtigen Schritt. Die Bewertung als "Überschwemmungsgebiet" würden mehrere Grundstücke im Ortskern selbst damit nicht los. Doch bis heute hat es das Projekt noch nicht einmal ins offizielle Genehmigungsverfahren geschafft, weil sich Planer und Behörden offenbar einen derart aufwendigen Papierkrieg liefern, dass jedes Teilergebnis monatelang auf sich warten lässt.

Vor einem Jahr lud der Glonner Bürgermeister deshalb alle Beteiligten zu einem Gespräch ein und beschloss, den Prozess künftig selbst zu koordinieren: Von nun an sollten alle Informationen über das Rathaus laufen und von dort aus weiter verteilt werden. Damit hoffte der Bürgermeister, die Kommunikationsprobleme zwischen Planern und Naturschutzbehörden beheben zu können. Doch von einer merklichen Beschleunigung keine Spur: Selbst in der Standortfrage konnte bislang keine Einigung erzielt werden.

Das ist eine traurige Bilanz, die alle Beteiligten beschämen sollte. Menschen vor Hochwasser zu schützen ist derart dringlich, dass operative Gelassenheit und jedwede Detailverliebtheit hier schlicht fehl am Platze sind. In der Marktgemeinde ist das unbestritten, dem Bürgermeister ist kein Vorwurf zu machen. Sollte Glonn demnächst wieder unter Wasser stehen, muss sich jemand anderes an den Pranger stellen lassen. Den Geschädigten ist damit dann aber auch nicht geholfen.

© SZ vom 07.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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