Kommentar:Es geht nur gemeinsam

Lesezeit: 1 min

Bei der Frage, ob es in Zorneding Windräder geben soll, hat sich der Gemeinderat an den Parteilinien orientiert, anstatt zusammen zu überlegen, was für den ganzen Ort am besten wäre

Von Andreas Junkmann

Wer den Zornedinger Gemeinderat etwas besser kennt, konnte bereits ahnen, dass der Donnerstagabend ein langer werden würde. Leicht hat sich das Gremium die Entscheidung jedenfalls nicht gemacht, sich für ein kommunales Bekenntnis zu Windkraftanlagen am Ort durchzuringen. Dass am Ende ein positives Votum herauskam, lag schlicht an der Stimmmehrheit der Antragsteller - und nicht daran, dass sich alle Gemeinderäte und der Bürgermeister tatsächlich für den Bau der Windräder stark gemacht hätten. Trotzdem muss man das Zornedinger Gremium stellvertretend für viele bayerische Kommunen in Schutz nehmen, die von der Staatsregierung in der Windkraft-Frage alleine gelassen werden.

Das führt zu eben solchen Debatten, wie sie nun in der Grundschulturnhalle zu verfolgen war. Die Antragsteller von Grüne, SPD, Freie Wähler und Linke hatten es vorab versäumt, auch die CSU mit ins Boot zu holen. Wenig überraschend waren die Fronten von Beginn der Diskussion an verhärtet. Was folgte, waren die in Zorneding nicht unüblichen Angriffe von Grünen und SPD auf Bürgermeister Piet Mayr (CSU) und dessen Rathausverwaltung. Das wiederum sah man bei den Christsozialen nicht gerne, die das Verhalten der Antragsteller ihrerseits als anmaßend und heuchlerisch kritisierten. Um die Frage, wie man eigentlich bis zum Jahr 2030 klimaneutral werden will, ging es da schon längst nicht mehr.

Doch dieser Debattenverlauf ist gar nicht so sehr den Gemeinderäten anzukreiden, sondern vielmehr dem Freistaat, der die unpopuläre Entscheidung über Windräder lieber auf die Basis abwälzt. Zwar gilt in Bayern die 10-H-Regelung, Kommunen können diese aber eigenmächtig kippen. Doch wer will schon in einem kleinen Dorf den Buhmann spielen, und den Bürgern mehrere Windräder vor die Nase setzen? Die Antwort: am besten alle gemeinsam. Würden Gemeinderat und Bürgermeister als geschlossene Einheit für die Windkraft einstehen, wäre das ein klares Signal an die Kritiker. Denn eines sollte allen Beteiligten bewusst sein: Um die Energiewende zu schaffen, müssen früher oder später Windräder gebaut werden. Und es ist besser, das aus eigenem Antrieb heraus zu tun, als unter Zwang.

© SZ vom 22.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: