Kommentar:Das Auge baut mit

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Die Kommunen werden bei Neubauprojekten künftig auf Nachverdichtung setzen müssen. Luft nach oben ist dabei aber auch bei der städtebaulichen Planung

Von Wieland Bögel

Eine höfliche Umschreibung für "das geht auch besser" lautet, da sei noch Luft nach oben. Bei der Siedlungsentwicklung im Landkreis kann man diesen Ausdruck dagegen zunächst ganz wörtlich verstehen. Dass künftig dichter gebaut werden muss - und bereits auch wird - ist offensichtlich, und das geht vielerorts eben nur, genau, nach oben. Viele Orte im Landkreis werden sich dadurch in den kommenden Jahrzehnten deutlich verändern.

Bislang wuchsen die Ortschaften hauptsächlich in die Breite. An den Rändern entstand ein Wohngebiet nach dem anderen, gerne mit Einzelhäusern zum drumrumgehen und erschlossen durch großzügige Straßen - Platz gab es ja genug. Doch genau der wird vielerorts knapp, Bauland wird so immer teurer, gleichzeitig wollen - oder müssen, etwa wegen eines Arbeitsplatzes - immer mehr Menschen in den Landkreis ziehen. Was läge also näher, als das knappe, teure und so nachgefragte Bauland so gut wie möglich auszulasten und statt in die Breite in die Höhe zu bauen.

Dies würde nicht nur mehr Wohnraum schaffen, sondern hätte auch weitere Vorteile. Etwa für Umwelt und Landwirtschaft, schließlich ist die Neubausiedlung am Ortsrand - die auch noch durch neue Straßen angebunden werden muss - eine der Hauptursachen für den viel kritisierten Flächenfraß. Auch die Kommunen könnten profitieren. So macht es durchaus einen Unterschied, ob an einer Straße - deren Unterhalt immer das gleiche kostet - ein Steuerzahler wohnt oder hundert, dies gilt genauso für Wasser- und Abwasserleitungen, Breitbandinternet und andere Infrastruktur wie etwa Nahwärme. Auch ob die Kinder dank zentral gelegener Wohnungen zu Fuß zur Schule gehen können oder ob man einen Bus braucht, der die entlegenen Siedlungen an den Rändern abklappert, kann sich in der Gemeindekasse bemerkbar machen.

Ohnehin ist es bei den rapide steigenden Grundstückspreisen keine Frage, ob eine solche Nachverdichtung stattfindet, sondern nur noch wann, wo - und vor allem wie. Aus letzterem ergibt sich allerdings eine wichtige Aufgabe für die Kommunen: Stadtplanung. Bei den Wohngebieten auf der grünen Wiese hatten die Bauherren mehr oder weniger freie Hand. Ob das neue Viertel im Toskanastil wirklich zum benachbarten Neubaugebiet passt, das entstand, als der Almhüttenstil oder Bungalowsiedlungen populär waren - egal. Bei der Nachverdichtung sollten die Kommunen dagegen etwas genauer auf ästhetische und städtebauliche Belange achten, um ein verträgliches Ortsbild zu schaffen. In den Gemeinden, wo diese Verdichtung bereits im Gange ist, wird diese Notwendigkeit sehr deutlich. Denn bei vielem, was vor allem im westlichen Landkreis derzeit entsteht, ist aus Sicht des Betrachters oft noch viel Luft nach oben.

© SZ vom 27.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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