Kommentar:Bleibt's vernünftig

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Wenn sich in Kirchseeon ein runder Tisch aus Experten und Gemeindevertretern bildet, um den Facharztmangel zu beheben, ist das ein guter Ansatz. Auch wenn die Kommune kein direktes Mitspracherecht hat

Von Andreas Junkmann

Geht es im Kirchseeoner Gemeinderat eigentlich immer recht harmonisch zu, lässt sich spätestens seit der Sitzung am Montagabend feststellen, dass der Kommunalwahlkampf nun auch in der Marktgemeinde angekommen ist. Stein des Anstoßes war der Antrag des CSU-Ortsverbandes zur besseren fachärztlichen Versorgung am Ort - ein Vorstoß, der, wie die Fraktion ausdrücklich betont, von Bürgermeisterkandidat Jan Paeplow initiiert worden ist. Darin stellt die Partei fest, dass Kirchseeon für Spezialmediziner bislang ein schwarzer Fleck auf der Landkarte ist, denn es gibt schlichtweg keinen im Gemeindegebiet. Als Lösung soll ein runder Tisch mit Vertretern der kassenärztlichen Vereinigung und den Mitgliedern des Marktgemeinderates dienen. Spricht eigentlich nichts dagegen, würde man zumindest meinen.

In der Sitzung am Montag zeigt sich dann aber ein anderes Bild. Denn es gibt deutlichen Gegenwind für den Antrag, sowohl von der Grünen Liste, als auch von Klaus Seidinger, der für die UWG im nächsten Jahr als Bürgermeisterkandidat ins Rennen gehen wird. Der Tenor: Ein solches Treffen bringe nichts, weil man ohnehin keinen politischen Einfluss auf die kassenärztliche Vereinigung nehmen könne.

Das ist im Grundsatz sicher richtig. Die Entscheidungshoheit über die Verteilung der Fachärzte liegt nicht in Händen der Gemeinde, sondern wird von der Ärztevereinigung gesteuert. Allerdings muss man sich schon die Frage stellen, warum diese eine Gemeinde mit mehr als 10 000 Einwohnern bisher völlig links liegen lässt. Ist der Bedarf durch die Nachbarkommunen bereits gedeckt? Lohnt sich Kirchseeon als Standort nicht? Oder hat man die Marktgemeinde am Ende schlicht gar nicht auf dem Schirm? Alles Fragen, über die man in einer Gemeinderatssitzung zwar vortrefflich spekulieren kann, zu einer befriedigenden Antwort wird man indes nicht kommen. Denn dazu bedarf es Experten, die nun mal für die Verteilung der Ärzte zuständig sind und die genau erklären können, warum es eben keinen Fachmediziner in Kirchseeon gibt.

So stimmt es zwar schon, dass man als Kommune kein direktes Mitspracherecht hat, ein sachlicher Austausch hat aber noch niemandem geschadet. Und dafür bietet eine Sitzung mit Gemeindevertretern und Experten ein gutes Forum - auch wenn am Ende kein endgültiger Beschluss stehen wird. Nun mag zwar der Wahlkampf langsam ins Rollen kommen, bei manchen Themen sollte man aber dann doch Vernunft walten lassen und seine Eigeninteressen hinter dem Gemeinwohl zurückstellen.

© SZ vom 26.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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