Kolumne:Wer einmal am Starnberger See war, ist froh um den Klostersee

Der Klostersee: Tümpel, und Namensgeber eines Eishockeyklubs. (Foto: Christian Endt)

Der ist einfach viel bodenständiger. Da darf der Schorschi schon mal gescheit zurückplärren, wenn ihm die Erika wieder einen Sand aufs Wurstbrot geschmissen hat.

Glosse von Korbinian Eisenberger

Über den Klostersee in Ebersberg sagen manche Leute, dass es sich drin oft ein bisserl wie in einem Entenpfuhl anfühlt. Vor allem, weil sich das Wasser dort recht schnell erhitzt. Hinzu kommt, dass der See immer seltener richtig zufriert. Im Winter kann der Nachwuchs des EHC Klostersee dort praktisch kaum mehr Eishockey spielen. Und im Sommer fühlt sich der See gelegentlich an wie ein Moorbad.

Ganz schön gemein, fast ungerecht, diese Analyse. Damit ein Ebersberger weiß, was er an seinem winzigen Klostersee hat, braucht er nämlich bloß einmal an die Seeufer in der Region fahren. Zum Beispiel in die Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen oder Starnberg. Dort stehen Tischtennisplatten, Riesenschachspiele, Volleyball-Plätze und Sandkästen um den Starnberger See herum. Manchmal schreien Kinder, doch dann steht immer gleich irgendein Schmerbauch auf und staucht sie ordentlich zusammen, die Swantjes und die Noëls.

Am Klostersee sind sie da einfach viel bodenständiger. Da darf der Schorschi schon mal gescheit zurückplärren, wenn ihm die Erika wieder einen Sand aufs Wurstbrot geschmissen hat. Wer einmal einen Tag am Starnberger See verbracht hat, den muss so etwas freuen. Eigentlich kann man dann gar keinen großen piekfeinen See mehr wollen. Der Klostersee überzeugt durch die Ästhetik seiner Winzigkeit. Es wäre deshalb nicht völlig verkehrt, den See seiner Größe angemessen umzutaufen. Der neue, viel logischere Gewässername dürfte dann sicherlich vielen gefallen. Außer vielleicht den Eishockeyfans des EHC Klostertümpel.

© SZ vom 16.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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