Kletterwald:Ein Parcours zwischen Idylle und Bagger

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In Vaterstetten hat der Bau des umstrittenen Kletterwaldes begonnen. Für den Betreiber ist die Debatte beendet. Doch der Umgang mit dem Wald ist nicht überall schonend.

Von Joseph Hausner

Im Wald an der Ottendichler Straße tut sich etwas: Ein Mann steuert einen gelben Radlader und holt Paletten voller Materialien aus den Containern: Bretter, Eisenstangen, Seile. Der Bau des Vaterstettener Kletterwalds hat begonnen.

Vaterstetten Klettergarten, Achim Kettnacker, David Gruber (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Gemeinsam ziehen zwei Männer einen hölzernen Handwagen hinter sich her. Der eine hat die rechte Hand am Griff, der andere die linke. Aus Containern haben sie sich mehrere Holzpfosten geholt und transportieren diese mit Hilfe des altertümlich anmutenden Geräts ins Waldinnere. Ein ungewohntes Bild. "Wir fahren hier nicht mit motorengetriebenen Geräten herum. So schonen wir den Boden", erklärt Simon Cassier, Geschäftsführer der zuständigen Baufirma. Um die Natur sorgen sich die Gegner des Kletterwaldes. Ob ihr Protest nun zum Schweigen kommt, ist offen. Denn nicht überall auf der Baustelle herrscht Idylle.

"Wir achten sehr darauf, bei der Montage den Bäumen und dem Waldboden nicht zu schaden. Deswegen ist es für mich auch unverständlich, dass sich manche Leute so über dieses Projekt aufregen", sagt Cassier. Der Bund Naturschutz hatte im Vorfeld erfolglos geklagt, um so den Bau des Kletterwaldes zu verhindern. Weitere Vereine und Umweltschützer äußerten Bedenken. "Ein Rehkitz wird hier tagsüber wohl keine Freude mehr haben", stellt der Bauleiter klar. Man habe aber bei der Baumpflege darauf geachtet, alle Spechthöhlen zu erhalten.

Insgesamt zehn Arbeiter sind am ersten Bautag im Wald. Manche leeren langsam die noch vollen Container, manche schneiden Holzbretter auf die passende Länge zu, und manche hängen in den Seilen: Sie errichten bereits die Hauptplattform, von der aus der erste von neun geplanten Parcours später einmal starten soll. Diese Plattform soll einmal etwa sechs mal sechs Meter groß sein und ein Dreieck zwischen drei Bäumen bilden. An den Stämmen festgebohrt wird jedoch nichts. Die Monteure klemmen die benötigten Hölzer mit Gewindestangen lediglich an die Bäume, die so keine Löcher und Schrauben abbekommen.

Schwere Maschinen oder Hebebühnen finden sich auf der Baustelle ebenfalls nicht. Die Arbeiter befestigen ein Seil weit oben am Baum und ziehen sich daran hoch. Sie lassen sich im Seil hängen, stemmen sich mit den Beinen gegen den Stamm und werken in schwindelerregender Höhe. Diese Art der Montage scheint den Arbeitern einiges abzuverlangen, oft greifen sie nach nahe gelegenen Ästen, um sich festzuhalten und nicht zu sehr hin- und herzuschwingen.

Wenn die Plattformen fertig sind, sollen Stahlseile zwischen die Bäume gespannt werden. Zum Schluss werden die Monteure Kletterelemente anbringen, 80 verschiedene soll es dann geben. Nicht ganz so idyllisch sieht die Arbeit auf der zweiten Kletterwald-Baustelle aus. Drei riesige Baumaschinen errichten wenige Meter weiter einen Besucherparkplatz, dessen Größe mit 2000 Quadratmetern vergleichbar ist mit der eines Fußball-Kleinfeldes. Meterhoch türmen sich die Berge aus Erde, die der Bagger hier ausgegraben hat. Ein anderes Gefährt schüttet derweil Kies auf. Schon aus einiger Entfernung sind die lauten Geräte kaum zu überhören. Während für den Kletterwald selbst keine Bäume gefällt werden, schauen hier die Wurzeln einiger Jungbäume aus den Erdhaufen heraus. Hier könnte sich die Aufregung von Umweltverbänden schon eher entzünden.

Kletterwaldbetreiber Wolfgang Estermann ist unterdessen froh, dass alle Klagen abgewiesen wurden. "Das ist für mich abgeschlossen, mein Blick geht jetzt nach vorne", sagt er. Bis Ostern werde der Bau aller Voraussicht nach dauern, pro Woche soll ein Parcours errichtet werden. Die Eröffnung sei für April oder Mai geplant. Dass sich der bayerische Landesverband des Verkehrsclubs Deutschland über die fehlende Anbindung des Kletterwaldes an den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) beschwert, kann Estermann nicht verstehen: "Die Leute kommen ja zu uns, um sich zu bewegen."

© SZ vom 20.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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