Kleinkunst in Ebersberg:Kultur-Jonglage

Lesezeit: 3 min

Das Team vom Alten Kino und Alten Speicher agiert flexibel: Es bietet Musik und Kabarett vor Ort sowie im Livestream

Von Markus Bachmeier ist bekannt, dass er gern Gabelstapler fährt. Beim "Kulturfeuer" im Juli durfte der Ebersberger Kleinkunst-Chef beim Auf- und Abbau wieder mit dem Gefährt über den Klosterbauhof ruckeln. Zusätzlich haben er und sein Team vom Alten Kino und vom Alten Speicher in diesem Jahr eine neue Meisterschaft entwickelt: die Jonglage. Sie jonglieren mit Terminen, Künstlern, Häusern, digitalen Formaten, Hygienemitteln und Hinweisschildern, um in der Kreisstadt auch in Corona-Zeiten ein Kulturleben bieten zu können.

Bestes Beispiel für die Fertigkeit: Als sich Anfang September kurzfristig die Chance auftat, Kabarett-Altmeister Georg Schramm zur Eröffnung der Herbstsaison in den Alten Speicher zu holen, sagte Bachmeier sofort zu. Auch für die nächsten Monate muss sich der Ebersberger Flexibilität erhalten. Termine, Sitzpläne, Hygienekonzepte, Einbahnregelungen in den beiden Häusern: Alles ist vorbereitet für den Herbst, "aber man weiß ja nicht, ob morgen nicht schon alles wieder Makulatur ist", so Bachmeier.

Allerdings sieht der Kleinkunst-Chef in dieser neuen Unsicherheit auch eine Chance. Zum einen ließen sich jetzt kurzfristig Künstler engagieren, die sonst über Jahre hinweg ausgebucht waren. Zum anderen tue sich, wenn gar nicht so viel Gäste kommen dürfen, für junge Künstler ein Fenster auf. "Dann haben wir wieder eine Plattform für Experimente - in der Hoffnung, dass die Zuschauer da auch mitgehen." Dazu gehört etwa die junge Österreicherin Sonja Pikart, ausgezeichnet mit dem österreichischen Kabarettpreis, die am Freitag, 9. Oktober, zu Gast sein wird.

Die beiden feinen Absurdisten "Ulan & Bator" hat das Alte Kino zu seinem Geburtstag eingeladen. (Foto: Veranstalter)

Als wichtigste Aufgabe für den Herbst sieht das Team, das Vertrauen der Gäste in die Hygienemaßnahmen zu gewinnen, damit diese sich sicher fühlen. "Die bisherigen Rückmeldungen machen mir da Hoffnung", sagt Bachmeier. Außerdem würden fast alle künftigen Veranstaltungen im Alten Kino und im Alten Speicher zusätzlich gestreamt. Damit nämlich lassen sich zum einen mehr Zuschauer erreichen. "Zum anderen sind wir so bestens vorbereitet, egal, wie sich der Herbst entwickelt", sagt der Kleinkunst-Chef. Erste Erfahrungen mit Online-Formaten wurden in Ebersberg schon im Frühjahr gesammelt.

Besonders hervorheben möchte das Team die Unterstützung von Stadt, Land und Bund sowie dem Kulturfeuer-Sponsor Kreissparkasse. Die Stadt etwa hat für die Monate April, Mai, Juni und Juli die Pacht erlassen. Auch Spenden von Gästen sind eingegangen. "Das tut gut, wenn man Rückhalt spürt", sagt Bachmeier. Zusätzlich wird der Ebersberger Kabarettist Hans Klaffl am Freitag, 16. Oktober, zugunsten des Alten Kinos spielen. "Dafür sind wir ihm wirklich sehr dankbar."

Gesetzt waren im Herbstprogramm die Veranstaltungen, die im Frühjahr verschoben werden mussten. Dazu gehören "Verb-Brecher, Silbenfischer und Vers-Sager" Willy Astor am Dienstag, 27. Oktober, die Münchner Funk-Band Organ Explosion am Donnerstag, 29. Oktober, das A-capella-Quartett La-Le-Lu am Sonntag, 8. November, und Pam Pam Ida, die bajuwarische Pop-Poeten aus Sandersdorf, am Donnerstag, 19. November.

Zusätzlich gibt es wieder einen unterhaltsamen Mix aus Kabarett und Musik. Zum 28. Geburtstag der Kleinkunstbühne am Freitag, 2. Oktober, sind Deutschlands feinste Absurdisten, das Duo Ulan & Bator mit den bunten Strickmützen, nach Ebersberg geladen. Der unterfränkische Spaßvogel Urban Priol lässt sich am Donnerstag, 15. Oktober, ausschließlich live im Alten Speicher erleben. Den Ottenhofener Liedermacher Werner Meier hingegen gibt es am Samstag, 17. Oktober, auch im Stream.

Sonja Pikart bringt junges, preisgekröntes Kabarett aus Österreich mit nach Ebersberg. (Foto: Veranstalter)

Dass auch ein Clubabend gut digital funktioniert, hat das Alte Kino im Frühjahr schon einmal bewiesen. Am Samstag, 7. November, heizt das Münchner Quintett Dillitzer seinen Fans mit einem transsylvanischen Mix der Musikstile ein. Grundschullehrerin Christine Eixenberger spricht am Freitag, 20. November, von "Einbildungsfreiheit". Musiker Martin Kälberer stellt am Samstag, 21. November, sein Projekt "Baltasound" vor. "Reverend" Andreas Rebers betont am Samstag, 28. November: "Ich helfe gern". Seinen bewährten "Rückspiegel" stellt Django Asül am Montag, 7. Dezember, vor. Am Donnerstag, 10. Dezember, singt Pigor, und Benedikt Eichhorn muss begleiten, im inzwischen neunten Programm des preisgekrönten Chanson-Duos. Autor, Kabarettist, Fotograf und Musiker Jess Jochimsen ist für Samstag, 12. Dezember, gesetzt.

Zusätzlich gibt es einige Veranstaltungen, die noch nicht fix oder nicht mehr fix sind. Dazu gehört auch die österreichische Kabarettgruppe Maschek. Aufgrund der vielen Unwägbarkeiten wird es in dieser Saison kein Programmheft geben. "Es ist wirklich schwierig, wenn man nicht werben kann", sagt Bachmeier und verweist auf die Homepage: "Es lohnt sich, immer wieder einen Blick darauf zu werfen!" Karten für Veranstaltungen sind unter www.kultur-in-ebersberg.de oder in der Vorverkaufsstelle im Alten Speicher unter (08092) 25 592 05 erhältlich. Dort können die Tickets auch persönlich abgeholt werden, und zwar montags, mittwochs und donnerstags von 10 bis 13 Uhr.

© SZ vom 23.09.2020 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: