Kinderhaus Kirchseeon:Die Kosten haben sich verdoppelt

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Da die Verwaltung Kirchseeons wohl einige Kostenaspekte des geplanten Kinderhauses übersehen hat, wird das Projekt fast doppelt so teurer wie geplant.

Von Christoph Hollender, Kirchseeon

Das Kinderhaus in Kirchseeon wird für knapp 6,4 Millionen Euro gebaut, das hat der Marktgemeinderat am Montag beschlossen. Damit fällt das Vorhaben wesentlich teurer aus als geplant. Vor Jahren war das Großprojekt mit 3,3 Millionen angesetzt worden, diese Zahl bezog sich jedoch lediglich auf das Gebäude. Damit machte die Verwaltung einen entscheidenden Fehler: Sie vernachlässigte die Kosten für Schallschutz, Außenbereich und technische Anlagen sowie Nebenkosten. Diese Dinge schlagen nochmals in Millionenhöhe zu Buche, sodass nun in der Sitzung die amtliche Zahl von 6,383 Millionen bekannt wurde - das Gremium war sichtlich überrascht und alles andere als einig in seiner Zustimmung.

Axel Frühauf vom Büro Meck Architekten legte dem Gremium die Kostenberechnung vor. Was folgte, war eine kontroverse Debatte, die die Fraktionen von CSU und SPD spaltete. Die SPD-Politiker stimmten geschlossen gegen das Millionenprojekt: Das Kinderhaus sei in dieser Form nicht bezahlbar. Die Fraktion der CSU hingegen plädierte energisch dafür, die Planung abzusegnen, trotz der massiven Kostensteigerung. Das CSU-Argument: Man brauche ein Kinderhaus, und in einigen Jahren würde der Bau eines solchen noch teurer werden. Die Fraktion stimmte folglich geschlossen dafür.

Kinderhaus ja, aber mit weniger Kosten

So führte das Projekt Kinderhaus im Gremium zu einer paradoxen Pattsituation, denn in einem Punkt waren sich alle Gemeinderäte einig: Ein Kinderhaus ist grundsätzlich gewollt. Einzig bei den Kosten für das Projekt an der Münchner Straße Ecke Gartenstraße gingen die Meinungen auseinander. Sven Bittner (SPD) stellte klar: 6,4 Millionen Euro seien nicht zu stemmen. "Die SPD-Fraktion geht bei den Kosten nicht mit", sagte er. Die kritische Haltung der SPD indes besteht bereits seit vergangenem Jahr, denn lange Zeit waren überhaupt keine konkrete Zahlen für das Großprojekt bekanntgegeben worden. Der Fraktionsvorsitzende der SPD, Thomas Kroll, kritisierte das im Vorfeld scharf.

Nachdem im September das Architekturbüro Meck die Kosten bereits auf rund 6,3 Millionen Euro geschätzt hatte, herrschte im Gremium eigentlich fraktionsübergreifend die Meinung, dass das zu teuer sei. Im Dezember folgte dann ein klarer Auftrag: Um das Kinderhaus verwirklichen zu können, müssten die Kosten massiv reduziert werden. Aus diesem Grund plante das Architekturbüro um: Die teure Holzfassade fiel weg und aus einem Satteldach wurde ein Flachdach. Kostenersparnis: 190 000 Euro. Dennoch wurde das Projekt in der Summe nicht günstiger. Grund: Die Nebenkosten mussten von der Verwaltung erneut höher angesetzt werden. Ein weiterer "Denkfehler", wie Bürgermeister Udo Ockel (CSU) einräumte. Es ergaben sich sogar Mehrkosten in der genauen Berechnung von 33 000 Euro zur Kostenschätzung im September.

Geringere Kosten nur mit kleinerem Haus

Die einzige Möglichkeit, "massiv Kosten zu reduzieren", wie Architekt Frühauf sagte, sei es, das Gebäude "physisch" abzuspecken, also einfach kleiner zu bauen. Angesetzt ist das Haus für 120 Kinder, es sollen drei Kindergarten- und drei Krippengruppen in den Komplex mit großer Außenanlage einziehen. Das Kinderhaus zu verkleinern, lehnte jedoch insbesondere die CSU strikt ab. Der Fraktionsvorsitzende Siegfried Seidinger verteidigte die Größe und die damit verbunden Kosten: Es sei eben "a bissl mehr".

Manuela Obert (SPD) widersprach Seidinger vehement und betonte, dass das Projekt wesentlich günstiger angedacht war. "Wir sind hier nicht bei Wünsch dir was." Jetzt müsse nach günstigeren Alternativen gesucht werden. "Wir können den Bürgern das so nicht verkaufen." Obert kritisierte zudem die Verwaltung. Diese habe das Projekt "intransparent" für einen Architektenwettbewerb ausgeschrieben, "ohne überhaupt zu wissen, was es kostet".

Ockel versuchte, sich zu verteidigen: Das Gebäude selbst, ohne Außenanlagen, sei heute nur unwesentlich teurer als vor Jahren im Finanzplan angesetzt. Es kostet laut Planung 3,8 Millionen Euro, also 500 000 Euro mehr. "So eine Summe juckt mich aber gar nicht, wenn die Gemeinde dafür ein Kinderhaus bekommt", so der Rathauschef. Die zusätzlichen Kosten von mehr als 2,5 Millionen Euro für Außenanlagen, Schallschutz und Nebenkosten erwähnte er nur in einem Nebensatz: Vieles davon sei im Ansatz der Verwaltung wohl "vergessen worden". Jetzt aber die "Notbremse" zu ziehen, so Ockel, also das Projekt aufzugeben, halte er für wenig sinnvoll. Baubeginn soll übrigens noch in diesem Jahr sein.

© SZ vom 25.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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