Kirchseeon:Trauer um Hans Killi

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Der Landkreis trauert um den durch zahlreiche Auftritte bekannten Mundartsprecher Hans Killi aus Kirchseeon. Am Samstag wurde der 85-Jährige beerdigt. Zu der Gemeinschaft der Trauernden um die Witwe und die Tochter gesellten sich ehemalige Kollegen aus der Post in Grafing, Ebersberger Freunde und Vertreter des Fördervereins des Museums der Stadt Grafing.

Hans Killi hatte sich bei der Post mit seiner aufrechten, herzlichen Art wiederholt mit sturen Bürokraten und höhergestellten G'schafftlern auseinanderzusetzen. Stolz war er auf eine schriftliche Anerkennung seiner Arbeit durch den Postminister Christian Schwarz-Schilling. Die Kunden erlebten den Amtsleiter stets als freundlich und kundenorientiert. Wenn nötig, erwies er sich auch als flexibler Organisator, etwa wenn trotz Ausfall der Postzustellungsautos die pünktliche Auslieferung der Weihnachtspäckchen zu bewältigen war. Seit den 80er Jahren entwickelte er sich zu einer allseits geschätzten Persönlichkeit in Grafing.

In seiner Freizeit engagierte sich der Hoagaschtsprecher mit der einnehmenden Stimme und seinem gepflegten Bayerisch als Gestalter eindrucksvoller Veranstaltungen. Der damalige Museumsleiter Georg Weilnböck konnte dieses Talent für Grafing gewinnen, unter seiner Nachfolgerin Rotraud Acker wurde dann der Kontakt zu Killi intensiviert. Dessen sicheres Wissen über das bayerische Brauchtum hat so zahlreichen Zuhörern im Museum eindrucksvolle Stunden vermittelt. Aber auch die Eisenbahner in Kirchseeon erlebten den engagierten Sprecher, der sich sogar die Zeit nahm, hochdeutsche aussagekräftige Texte ins Bayerische zu übertragen - eine Mordsarbeit! Beim Hans fühlte man sich wohl. Und wenn er zu einer "staaden Stund" in der hektischen Vorweihnachtszeit einlud, fand man sich zu einer eingeschworenen Gemeinschaft zusammen. Musikgruppen aus seinem großen Freundeskreis band er gekonnt in seine Programmfolge mit ein. Dankbare Anerkennung war allen stets gewiss. Erst als ihn in den vergangenen Jahren schwere Krankheiten schwächten, nahm er Abschied von diesen vorbereitungsintensiven Auftritten.

Poststellenleiter, Mundartsprecher und Experte fürs Brauchtum: Hans Killi war eine im allseit geschätzte Persönlichkeit. Nun ist er mit 85 Jahren gestorben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Seine Stimme wird gerade in der jetzt beginnenden Adventszeit fehlen. Hans Killi blieb sich stets treu in seinem Anspruch auf qualitätvolle Unterhaltung und Anregung zum Nachdenken. So verwundert auch nicht, dass er seinen Mitmenschen Kraft vermitteln wollte durch seine ernsthafte Hinterfragung der christlichen Botschaft: Den Schwachen, den Hilfsbedürftigen, den Ausgenutzten und den Bescheidenen - also den Hirten in der Weihnachtskrippe - galt seine Zuwendung. Der Mensch und nicht die Menschenordnung, gar die Hierarchie, stand im Zentrum seiner Betrachtungen. Dass er sich dazu auch mit unabhängigen Denkern und Interpreten der christliche Lehre besser verstand, das stärkte seine Glaubwürdigkeit. Wie litt er etwa über die Schmach, die der Verfasser des inzwischen weltbekannten Lieds "Stille Nacht" im Salzburgischen durch seine engstirnigen geistlichen Vorgesetzten damals durchleiden musste!

Auch heute noch kann uns Hans Killi durch sein immerwährendes Eintreten für ein respektvolles Miteinander ein Vorbild sein. Er hat vorgelebt, wie und wo man unverfälschte Heimat finden kann. Er wünschte sich, als seine Lebenskraft schon spürbar nachließ, einen gnädigen Tod. Unerwartet schnell ging dieser letzte Wunsch am 4. November in Erfüllung. Er ruhe in Frieden und, wenn möglich, verdienterweise in einem bayerischen Himmel: "Fahr' ma hoam ... in Gott's Nam'."

Poststellenleiter, Mundartsprecher und Experte fürs Brauchtum: Hans Killi war eine im allseits geschätzte Persönlichkeit. Nun ist er mit 85 Jahren gestorben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Franz Frey, ehemaliger Vorsitzender des Fördervereins des Museums der Stadt Grafing

© SZ vom 25.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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