Kirchseeon:Schau der Traumberufe

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Im Berufsbildungswerk St. Zeno wird nicht nur ausgebildet, es ist auch Plattform für die Azubi-Suche. (Foto: Christian Endt)

Im Berufsbildungswerk St. Zeno präsentieren sich mehr als 50 Betriebe Schülern aus Mittelschule, Realschule und Gymnasium, um künftige Auszubildende zu finden

Von Christoph Hollender, Kirchseeon

Gespannt wartet Moritz Gabold, bis er an der Reihe ist. Am Stand vor ihm drängen sich die Jugendlichen. Er will Bundespolizist werden, vielleicht. Deshalb ist er am Mittwochabend zur Berufsinfo-Messe im Bildungswerk St. Zeno in Kirchseeon gekommen. Dann ist der 18-Jährige ganz vorne am Tisch. Ein Bundespolizist mit blauer Uniform blickt ihn erwartungsvoll an. Was ist der Unterschied der Bundespolizei zur normalen Polizei, will Moritz Gabold wissen. Und: Welche Ausbildung muss man machen, gibt es einen Einstellungstest, sind denn genug freie Plätze da und wie ist das mit dem Sport? Viele Fragen, die er sich gut überlegt hat.

Nach der Realschule hat er sich gefragt, was er machen könnte. Er entschied sich für die Fachoberschule. Doch schnell merkte er, dass er eigentlich "lieber arbeiten will", wie er sagt. "Ich bin offen für etwas Neues." Polizist werden? Durchaus denkbar! "Weil es ein sehr vielfältiger Beruf ist", schätzt er. Sportlich ist der 18-Jährige, er spielt Handball in Ebersberg. "Gute Voraussetzung", attestiert ihm der Bundespolizist. Die erste Hürde sei der Einstellungstest: Wissen und Sport. Nicht jeder schaffe den Test, sagt der Polizist. Moritz Gabold nickt, er ist jedoch zuversichtlich. Wichtig ist für ihn, was die Berufswahl betreffe, "nicht nur am Computer zu sitzen".

Bei der Berufsinfo-Messe hatten die Schüler des Mittelschulverbundes Ebersberg-Süd sowie einiger Realschulen und Gymnasien die Möglichkeit, sich über eine Vielzahl an Berufen zu informieren. Die Messe wurde bereits vor vielen Jahren - damals machten Kirchseeon und Ebersberg noch getrennte Veranstaltungen - ins Leben gerufen. Vor vier Jahren verschmolzen beide Projekte dann zu einem großen, das nun jährlich auf St. Zeno veranstaltet wird und großen Zulauf hat.

Alexander Bär ist Schulleiter der Mittelschule Ebersberg. Er sagt, dass die Messe den Schülern eine gute Möglichkeit gebe, "sich zur orientieren, Praktika auszumachen und Anbahnungsgespräche für den späteren Beruf zu führen". In den letzten Jahren seien bis zu 500 Schüler zur Messe gekommen. Das zeige, wie sehr sich die Jugendlichen für das Angebot interessierten. am Mittwoch informierten über 50 Betriebe quer durch alle Berufsfelder, vom kaufmännischen bis hin zum technischen Bereich. Die Messe richtete sich vor allem an Schüler der siebten bis zehnten Jahrgangstufe. Der praktische Einblick und das persönliche Gespräch ist aus Sicht von Schulleiter Bär die beste Voraussetzung, tatsächlich einen Traumberuf zu finden und nicht am Ende enttäuscht zu sein, weil man etwas anderes erwartet hätte.

Viele Berufsfelder haben mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen. Allen voran das Handwerk. "In den letzten Jahren hatten wir keinen Schulabgänger, der einen Beruf im Bauhandwerk angenommen hat", sagt Schulleiter Bär. Auch im Metzger- oder Bäckerwesen fehlt es an jungen motivierten Fachkräften. Stefan Holzner, 19, wird im nächsten Jahr seinen Meister machen. Er ist Metzger und arbeitet im Familienbetrieb in Pliening. Er sagt, dass in seiner Generation immer weniger Metzger werden wollen. Das liege vor allem an der Arbeitszeit, hin und wieder beginne der Metzgertag bereits um halb vier Uhr morgens. Dass sich Jugendliche heute gerne für "bequemere" Jobs entscheiden, sei immer häufiger zu beobachten.

Melanie Meiler hat sich bewusst für ihren Beruf entschieden. Die 17-Jährige macht seit diesem Jahr eine Ausbildung zur Floristin, einfach weil sie Blumen mag, sagt sie. Nach dem Abschluss an der Mittelschule Kirchseeon musste sie sich entscheiden. Weil sie bereits ein Praktikum in diesem Bereich absolviert hat, entschied sie sich für die Ausbildung. Es sei ein praxisbezogener Beruf, mit viel Abwechslung. Ihr Chef, Josef Ziegltrum, sagt: "Floristen sind Künstler und das Handwerk ist die Basis." Nachwuchssorgen hat sein Betrieb in der Floristikbranche weniger; wo es mangle, sei im Bereich Gärtnerei.

Kathrin Stemberger von der Agentur für Arbeit Ebersberg bewertet die aktuelle Ausbildungssituation im Landkreis Ebersberg als "komfortabel". Die Jugendarbeitslosenquote sei mit 1,9 Prozent gering. Fast alle Jugendliche, die sich bei der Agentur im vergangenen Jahr beworben hätten - das waren 670 - wären vermittelt worden oder "hätten eine berufliche Perspektive". Zu den Lieblingsberufen der Jungs zählten, wie schon in den vergangenen Jahren, der Kfz-Mechatroniker oder eine kaufmännische Ausbildung. Bei den Mädchen landete die kaufmännische Ausbildung auf Platz eins, gefolgt vom Beruf der medizinischen Fachangestellten. Übrigens ist Moritz Gabold mit seinem Traum, Polizist zu werden, nicht der einzige. Der Zulauf bei der Polizei ist in diesem Jahr hoch. Viele neue Stellen wären geschaffen worden, wie die Bundespolizei bestätigt.

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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