Kirchseeon:Klimaschutz vor der Haustür

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Die Schutzgemeinschaft Ebersberger Forst kämpft für den Wald und gegen alles, was ihn gefährden könnte. Auf der Mitgliederversammlung geht es vor allem um eine geplante Straße

Von Annalena Ehrlicher, Kirchseeon

"Wald ist Naturschutz", betonte Kerstin Mertens, frisch bestätigte Vorsitzende der Schutzgemeinschaft Ebersberger Forst, bei der Mitgliederversammlung vergangenen Donnerstag. Im Jahresrückblick verwies sie auf Aktionen wie das bereits zum siebenten Mal veranstaltete Projekt "1000 Fledermauskästen". Vor allem aber ging es dem Verein um die Projekte, die er zum Schutz des Waldes verhindern möchte: Aktuell sind das Windräder und Straßen. In ihrer Ansprache fasste Mertens die Situation im, wie sie sagte "Brennpunkt Ebersberger Forst", zusammen. Dass Fachmänner der Flugsicherung dem Windpark im Ebersberger Forst eine klare Absage erteilten, ist bereits bekannt. "Windräder, die mehr als 200 Meter hoch sind, machen das einfach schwierig", sagte die Vorsitzende der Schutzgemeinschaft. Der Projektentwickler Green City erwäge wohl eine Klage. Ob diese allerdings Substanz habe, bleibe abzuwarten.

Wichtiger ist für die Forstschützer deshalb momentan das Thema der Schwaberwegener Ortsumfahrung der Staatsstraße 2080. "Inzwischen liegt ein Favorit für die Umfahrung vor", so Mertens. Die West-Umfahrungsroute, die über Moos in Richtung Autobahn führt, würde zwar zunächst nur wenig Einschnitte in den Wald bedeuten, die Naturschützer befürchten jedoch eine Art "Dominoeffekt". "Das ist wie beim Keksessen", sagte Mertens bei der Versammlung, "zuerst nur ein Stückchen und dann doch den ganzen Keks." Die Waldränder seien ein wertvoller Teil der Flora und Fauna. Davon abgesehen ist der Ebersberger Forst ein Bannwald mit sehr gutem Laubholzbestand. Mertens verwies auf eine kürzlich gehaltene Rede der Bayerischen Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz Ulrike Scharf, in der diese die Sorge äußerte, Bayern sei besonders stark vom Klimawandel betroffen. Warum gerade das waldreiche Bayern, diese Frage habe Scharf zwar offen gelassen. Jedoch sind sich alle einig, dass es heuer auffällig warm ist, da "die Rosen noch blühen", wie einigen der Mitglieder aufgefallen ist. "Auch für die Menschen ist das ein wichtiges Erholungsgebiet", betonte die Vorsitzende. Der Wald filtere Stäube und Gase, produziere Sauerstoff und reguliere das Klima. Für die in der Aktion "1000 Fledermauskästen" nachgewiesenen Bechsteinfledermäuse ist der Ebersberger Forst der einzige Ort in der Region, wo die bedrohten Tiere ein Sommerquartier haben und sich fortpflanzen. "Vordringlich" sei es deshalb, die Trasse nicht zuzulassen, so Mertens. "Ich verstehe durchaus die Gründe, warum man so etwas haben will", gestand sie ein, "aber wir können nun mal nicht um jede Ortschaft eine Straße bauen. Sonst haben wir irgendwann nur noch Straßen!"

Die Planfeststellung solle, so Mertens, bereits bis Ende 2015 fertig sein. Der Plan der Trassenführung soll der Gemeinde Forstinning dann vorgelegt werden. Wer etwas tun wolle, erklärte Mertens, der könne nach besonderen Tieren Ausschau halten und diese bei der Umweltbehörde melden. "Also: Augen auf!", sagte sie lachend. Ansonsten müssen die Naturschützer momentan abwarten: Klagemöglichkeit besteht erst von Beginn des Planfeststellungsprozesses an. Mertens ist trotzdem überzeugt, dass es langsam ernst wird - schließlich habe das Straßenbauamt Rosenheim dieses Mal auch alle Schutzbünde zu Gesprächen eingeladen. "Wir treten geeint auf", sagte Mertens bei der Mitgliederversammlung und verwies auf die gemeinsame Presseerklärung, in der sich die Schutzgemeinschaft Ebersberger Forst, der Landesbund für Vogelschutz sowie der Bund Naturschutz in Bayern gemeinsam gegen die Trasse aussprechen.

Ein Mann verwies auf das Verkehrsforum Ebersberg, das bewiesen habe, dass eine Umgehungsstraße den Leuten nicht maßgeblich helfen würde. Ein Anderer fügt hinzu: "Beim Ausbau von Staatsstraßen geht es doch grundsätzlich um die Verflüssigung von Verkehr - am liebsten vom Münchner Flughafen bis nach Rosenheim." Dass das nicht im langfristigen Interesse der Bevölkerung ist, da sind sich die Forstschützer sicher: In der Pressemitteilung heißt es, der Wald sei "zu wertvoll, um auf dem Alter kurzfristiger Wirtschaftsinteressen geopfert zu werden."

© SZ vom 14.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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