Kirchseeon:Grüne Weihnachten

Lesezeit: 2 min

Willibald Urgibl präsentiert eine an blauen Schnüren von der Decke baumelnde Nordmanntanne. Das sind die beliebtesten Christbäume der Deutschen - denn sie nadeln und piksen kaum. (Foto: Christian Endt)

Die Christbäume, die die Familie Urgibl in ihrem Gartencenter verkauft, wachsen seit Generationen im eigenen Wald. Dort werden sie nach Bio-Richtlinien gehegt, gepflegt und geerntet. 1500 bis 2000 von ihnen schmücken jedes Jahr die festlichen Stuben im Landkreis

Von Jan Schwenkenbecher, Kirchseeon

Wunderbar gerade hängen die 250 Weihnachtsbäume im Außenbereich des Eglhartinger Gartencenters Urgibl von der Decke herab, an dünnen, blauen Plastikschnüren. Bis auf ein paar Blaufichten sind alle präsentierten Bäume Nordmanntannen. Sie sind die beliebtesten Christbäume, denn sie piksen nicht und die Nadeln bleiben länger dran. 80 Zentimeter hoch sind die kleinsten, sie kosten zehn Euro. Die größten Bäume, etwa zweieinhalb Meter hoch, stehen ganz hinten im Laden - sie sind zu groß, um zu hängen - und kosten 80 Euro. Wer ein noch größeres Bäumchen sucht, bekommt auf Anfrage einen bis acht Meter großen Baum - Preis: 500 Euro.

"Wir verkaufen pro Saison etwa 1500 bis 2000 Bäume", sagt Willibald Urgibl, der das Geschäft mit Ehefrau Regina und Tochter Sandra leitet. Ähnlich, wie in den letzten drei Jahren. Das passt zur deutschlandweiten Entwicklung, in der Bundesrepublik werden jährlich nach Angaben des Hauptverbandes der Deutschen Holzindustrie fast 30 Millionen Weihnachtsbäume gekauft. Auch da gab es in den letzten Jahren kaum Veränderung.

Doch die Urgibls sind schon länger dabei, bereits seit 40 Jahren ziehen sie Bäume im eigenen Wald groß. Das Geschäft ist sogar noch älter, bereits 1954 begannen die Großeltern, Obst und Gemüse vom eigenen Feld - das dort lag, wo heute das Gartencenter steht - zu verkaufen. Zwei Läden gab es, in Eglharting und Kirchseeon. 1993 eröffneten Willibald und Regina Urgibl auf dem Feld eine Gärtnerei, die nach und nach zum heutigen Gartencenter wuchs.

Ein, zwei Pärchen schlendern zwischen den Christbäumen herum. Gucken nur, kaufen nicht. "Das Geschäft läuft gerade an", sagt Sandra Urgibl, "die meisten Kunden kommen Mitte Dezember." Lichten sich die Baumreihen, muss Nachschub her. Ein paar Bäume kaufen die Urgibls zu, der Großteil stammt aus dem eigenen Wald. Wird einer gefällt, Sandra Urgibl nennt es ernten, pflanzen die Mitarbeiter einen neuen. Vier Jahre alt sind die Jungbäume, wenn sie in den Wald kommen. Dort wachsen sie sechs bis acht Jahre. Dann ist Ernte.

Bio-Bäume sind es allerdings nicht. Zwar mähen Mitarbeiter das Gras, statt das Wachstum mit Herbiziden zu stoppen. Auch der Dünger würde die Auflagen erfüllen, die Urgibls nutzen Hornspäne, also zermahlene Kuhhörner. Doch obwohl sie alle Bedingungen erfüllen, lassen sie ihre Bäume nicht zertifizieren. "Das ist ein großer Aufwand, der dem Preis nicht entgegensteht", sagt Willibald Urgibl, "ich verspreche mir mit einem Bio-Siegel keinen wahnsinnig größeren Umsatz." Dafür habe man permanente Kontrollen. Für drei Wochen Verkauf im Jahr, lohne das nicht.

Für die Käufer hat Sandra Urgibl Tipps parat, damit der Baum auch an Heiligabend noch grüne Nadeln hat: im Netz lassen, ein schattiges Plätzchen finden, feuchter Boden sei gut. Erst zwei Tage vor dem Fest auspacken, danach am Stamm eine zwei, drei Zentimeter dicke Scheibe abschneiden. Und im Ständer ständig das Wasser nachfüllen, damit der Baum nicht austrocknet. Denn das gehe schnell, besonders Kamine und Fußbodenheizungen seien gefährlich.

© SZ vom 10.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: