Kirchseeon:Gemeinsame Anstrengung

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Landrat Robert Niedergesäß hat allen Grund, den Engagierten der Helferkreise zu danken, im Landratsamt werden ohnehin Sonderschichten gefahren. (Foto: Christian Endt)

Gespräch zu Flüchtlingen und Arbeitsmarkt bleibt unkonkret

Von Christian Endt, Kirchseeon

Vor allem hehre Worte bot eine Veranstaltung im Berufsbildungswerk Sankt Zeno. Thema war die "Qualifizierung Asylsuchender zur Integration in den Arbeitsmarkt". Dafür ist Sankt Zeno eine gute Adresse. Dort startete gerade eine neue Klasse, in der Flüchtlinge innerhalb eines Jahres fit für eine Berufsausbildung werden sollen. Schon der Sprachunterricht findet in den Lehrwerkstätten statt, weil man, so Geschäftsführer Bernd Zimmer, "das Wort für Hammer am besten lernt, wenn man einen in der Hand hält".

Statt um solche konkreten Projekte drehte sich das Gespräch mit den geladenen Gästen vor allem um Allgemeines. Hauptredner Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, sprach von einem "mittelfristig erheblich positivem Beitrag, wenn wir uns gesellschaftlich Mühe geben". Wir dürften uns nichts vormachen. Man müsse sich auf eine Daueraufgabe einstellen. Ohne Initiativen vor Ort gehe gar nichts.

Organisiert hatte den Abend Sonja Naumann, die mit ihrem Mann die gleichnamige Elektrofirma in Kirchseeon führt. Sie berichtete für die regionalen Unternehmen: "Wir haben einen Überhang an Arbeitsplätzen, die nicht mehr besetzt werden können." Im Zweifel sollten Flüchtlinge auch als Helfer anfangen könnten, "es gibt Anschlussmöglichkeiten". Naumann berichtete von kulturellen Schwierigkeiten mit Asylbewerbern in ihrem Betrieb, ohne ins Detail zu gehen.

Einen schwierigen Stand hatte Harald Neubauer: Als Chef der Münchner Arbeitsagentur ist er für den Landkreis Ebersberg gar nicht zuständig, kennt die Situation vor Ort nicht. "Wir alle definieren uns zum großen Teil über den Job", sagte er. Dementsprechend wichtig sei es, die Asylbewerber in den Arbeitsmarkt zu bringen.

Klare Worte fand Mirjana Simic, Integrationsbeauftragte des Landratsamtes. Jeder neu angekommene Flüchtling im Landkreis werde zuerst nach seiner Qualifikation befragt: Sprachkenntnisse, Dauer des Schulbesuchs, Abschlüsse. "Dadurch haben wir eine ganz gute Übersicht", sagte Simic. Die Standards der Schulen seien aber sehr unterschiedlich. Bei Sprachkursen arbeite man gut mit den Helferkreisen zusammen, 35 Kurse hätten Ehrenamtliche inzwischen durchgeführt. "Aber in zehn Jahren Sprachkurs lernt man die Sprache nicht, wenn man sie nicht im Alltag anwendet." Das könne über einen Helferstelle geschehen. Auch bei der Jobsuche seien das Engagement der Helferkreise hilfreich. Seit Jahresanfang seien 150 Arbeitserlaubnisse beantragt worden, wovon man nur 37 habe ablehnen müssen.

Als die Diskussion frei gegeben wurde, meldeten sich Handwerker aus dem Publikum. Ein Bäckermeister und die Chefin einer Schreinerei schilderten, woran bei ihnen die Anstellung eines Flüchtlings gescheitert sei. Brossardt versprach, sich zu kümmern. Nach drei kritischen Äußerungen allerdings war Schluss, der Wirtschaftsvertreter muste weg.

© SZ vom 19.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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