Kirchseeon:Einem Verwandlungskünstler zur Ehre

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Bettina Scharnagl von den Seetalern erzählt in der ATSV-Halle von den Bräuchen anderer Länder. Dazu gibt es ein Schattenspiel. (Foto: Christian Endt)

Der Kirchseeoner Trachtenverein verknüpft bei seiner Nikolausfeier in der ATSV-Halle charmant bayerische Tradition mit internationalen Bräuchen

Von Annalena Ehrlicher, Kirchseeon

"Nach Nikolaus ist vor Nikolaus", sagt der Vorsitzende des Kirchseeoner Trachtenvereins Josef Götz - deshalb mache sich seine Enkelin Bettina Scharnagl, Jugendleiterin, immer rechtzeitig Gedanken darüber, wie man die nächste Nikolaus-Feier gestalten könne. Dieses Jahr bietet das Nikolaus-Theater der Trachtler - ganz im Zeitgeist - einen Überblick über verschiedene europäische Bräuche: von Russlands Väterchen Frost über die dänischen Nissen bis hin zur italienischen Hexe Befana. Auch der niederländische Sinterklaas mit seinen nicht ganz unumstrittenen Helferlein findet Erwähnung. Ein Gabenbringer und "Verwandlungskünstler", sei der Nikolaus, erklärt Scharnagl den Kindern: Blitzschnell fahre er um die Welt und besuche die Kinder überall in unterschiedlichen Verkleidungen. Untermalt werden die Geschichten, die Scharnagl im gemütlichen Sitzkreis auf der Bühne vorträgt, von einem Schattenspiel. Der Nachwuchs des Trachtenvereins bewegt Scherenschnitte hinter einer Leinwand und sorgt so im gedimmten Licht für zauberhafte Stimmung. Samtvorhänge, verziert mit silbernen und goldenen Sternen, geben der Bühne der ATSV-Halle einen festlichen Anstrich. Zwischen den Erzählungen erlebt das Publikum außerdem diverse Zwischenspiele: Lieder aus den jeweiligen Ländern werden zum Besten gegeben, in der Landessprache und auf Deutsch. Dann wieder treten die Heiligen Drei Könige auf, um den Zuschauern frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr zu wünschen. Doch damit nicht genug: Ganz im Zeichen eines internationalen Nikolaus' werden die guten Wünsche in zahlreichen Sprachen wiederholt.

Wahrlich belebt ist die diesjährige Feier - zirka 250 Leute füllen die Kirchseeoner Halle mit Gemurmel und Gelächter. "Ohne Junge geht es nicht weiter", merkt Götz an und freut sich darüber, dass die Seetaler viele junge Mitglieder haben. Einige Vertreter von befreundeten Vereinen fallen durch andere Hüte und abweichende Trachten auf: Da gibt es Federn, ausladende Ziegenhaar-Puschel und Edelweiß-Blüten, anders gemusterte Trachtenjacken und verschiedene Hutformen. Götz selbst trägt natürlich die Miesbacher Tracht mit Stresemannhose, Laiberl und weißem Hemd.

Durch das liebevoll gestaltete Programm schafft der Trachtenverein spielerisch den Spagat zwischen der Darstellung internationaler Bräuche und bayerischer Tradition, wobei alles wertfrei nebeneinander steht und durch den Einsatz der Kinder charmant verknüpft wird. Götz selbst betont, dass der Trachtenverein allen offen steht - "solange man Bayerisch kann", fügt er im Scherz hinzu. Wichtig ist ihm, dass es sich beim Nikolaus des Trachtenvereins nicht um den amerikanischen knallroten, runden Weihnachtsmann handelt: "Bei uns kommt noch richtig der Bischof", sagt Götz, als der Nikolaus samt Engel den Saal betritt, "so wie sich das gehört". Dem Heiligen kommt es dann auch zu, den Jahresrückblick des Vereins in Versen vorzutragen und - wie könnte es anders sein - in seinem großen, goldenen Buch nachzulesen, ob sich Würdenträger wie Götz oder Bürgermeister Udo Ockel denn in diesem Jahr gut verhalten haben. Das Ergebnis: Beide dürfen sich unbescholten wieder setzten, Götz breit grinsend, Ockel sichtlich erleichtert.

© SZ vom 08.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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