Kirchseeon:Effektive Hilfe

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Kirchseeon setzt auf Sozialarbeit an der Grundschule

Von Christoph Hollender, Kirchseeon

Seit zwei Jahren kümmert sich die Sozialpädagogin Elisabeth Drosta um die Grundschüler in Kirchseeon - bisher nur im Rahmen einer befristeten Stelle. Nun hat der Marktgemeinderat jedoch einstimmig entschieden, dass daraus eine unbefristete werden soll. Die Gemeinderäte zeigten sich einig, dass die Schüler - wie anderswo auch - teils persönliche Probleme und Schwierigkeiten hätten, und das Angebot der Jugendsozialarbeit ihnen durchaus helfe, damit umzugehen. Der Rektor der Grundschule, Franz Kraxenberger, betonte: Für die Lehrkräfte seien bestimmte soziale Felder nur unzureichend zugänglich und gingen auch über das reguläre Engagement hinaus. Das heißt, dass sich Elisabeth Drosta um die Sorgen der Schüler kümmert, wenn die Lehrer nicht alles schaffen.

Die Pädagogin betreut in diesem Schuljahr 360 reguläre Schüler sowie drei Übergangsklassen, also solche, in denen Schüler mit wenig bis keinerlei Deutschkenntnissen unterrichtet werden. Probleme gebe es zwar überall, doch in den Übergangsklassen seien diese nochmals anders. Vor allem die Sprachbarrieren und kulturelle Differenzen sorgten hier für Arbeit. Aber auch für Schüler, die aus sozial ungesicherten Familienverhältnissen kämen, sei es unerlässlich, dass Drosta unterstütze, sagte Rektor Kraxenberger. Wenn Kinder auffällig werden, zu oft im Unterricht fehlen oder vernachlässigt wirken, ist die Sozialpädagogin erste Ansprechpartnerin.

Zusätzlich bietet Drosta eine Schülersprechstunde an. Zu der können besorgte Kinder mit ihren Anliegen kommen. Meistens gehe es um Mobbing, Schwierigkeiten mit Mitschülern und Leistungsdruck. Vereinzelt seien es auch "heftigere Probleme": Trennungs- und Scheidungsproblematik der Eltern oder drohende Obdachlosigkeit der Familie. Dann brauche es viel Fingerspitzengefühl und Zeit, bis ein Vertrauensverhältnis zwischen Schüler und Sozialpädagogin entstehe. Um das "Miteinander" der Schüler zu verbessern, bietet Drosta außerdem ein Sozialkompetenztraining an. Die Kinder üben hier soziale Grundregeln in der Gruppe und versuchen, Konflikte sachlich und überlegt zu lösen. Auch beim Übertritt in eine weiterführende Schule hilft Drosta Schülern und Eltern, und stellt beispielsweise Kontakt zu Tutoren her.

Kirchseeons Bürgermeister, Udo Ockel (CSU), sprach von einer "positiven Erfahrung" und von "größter Zufriedenheit" mit der Jugendsozialarbeit. Rüdiger Za (Grüne) betonte, dass die Kinder an der Grundschule "immer schwieriger" würden und die Probleme zunähmen. Aus diesem Grund sei die soziale Arbeit einer Pädagogin ein "wichtiges und effektive Element". Vor allem auch der Leistungsdruck sei ein großes Problem, bestätigte Drosta: Die Kinder hätten bereits in der ersten Klasse das Ziel verinnerlicht, aufs Gymnasium zu gehen. Scheitern werde kategorisch ausgeschlossen. Das erhöhe den Druck auf die Kinder massiv.

Die Jugendsozialarbeit an Grundschulen gibt es im Landkreis erst seit einigen Jahren. Früher wurden sozialpädagogische Kräfte erst ab der Mittelschule eingesetzt. Probleme hätten Kinder aber auch im Grundschulalter, betonte Elisabeth Drosta. Bis auf Vaterstetten und Zorneding gibt es in allen Kommunen des Landkreises Jugendsozialarbeit an der Grundschule. In Ebersberg wird im kommenden Jahr eine Stelle geschaffen. Poing war die erste Gemeinde, die vor vier Jahren eine solche Stelle etablierte, Kirchseeon zog dann bald nach.

© SZ vom 25.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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