Kirchseeon: Debatte um Umgehung:Auf ein Neues

Lesezeit: 2 min

Diskussion um die B 304: Kirchseeons Gemeinderat will zwei weitere Vorschläge für eine Umgehungsstraße prüfen lassen.

Christoph Giesen

Kirchseeon startet einen neuen Versuch. Der Gemeinderat hat in der Sitzung am Montagabend dafür plädiert, zwei neue Vorschläge für eine Umgehungsstraße zur Prüfung an das zuständige Straßenbauamt in Rosenheim weiterzuleiten. Im Februar hatte die Behörde vier eingereichte Entwürfe noch als problematisch eingestuft.

Neben zwei CSU-Gemeinderäten stimmten nur die beiden Vertreter der Grünen gegen die vom überparteilichen "Arbeitskreis B304" entwickelten Vorschläge. "Die Nordtrasse beschädigt die Gesamtheit des Forstes", begründete Grünen-Gemeinderat Frank Költerhoff sein Votum. "Und auch mit der südlichen Variante sind wir nicht einverstanden."

Die nördliche Umfahrung durch den Ebersberger Forst sieht drei Tunnel auf einer Länge von insgesamt 2,6 Kilometern vor. Der Streckenabschnitt durch den besonders schützenswerten Teil des Waldes, das so genannte FFH-Gebiet, soll komplett untertunnelt werden. "Hier soll ein Tunnel auf 1,5 Kilometer Länge gebohrt werden, ohne dass der darüberliegende Wald in Mitleidenschaft gezogen wird", erklärte der Sprecher des Arbeitskreises, SPD-Gemeinderat Herbert Blöchl.

Die vorgeschlagene Südtrasse führt laut Entwurf an der Ortschaft Osterseeon vorbei und verläuft dann zwischen den beiden Orten Ilching und Buch. Das Problem dieser Variante ist, dass die Straße durch eine Endmoränenlandschaft mit teilweise bis zu 40 Metern Höhenunterschied gebaut werden müsste. Außerdem befindet sich entlang der geplanten Straße eine Trinkwasserschutzzone. "Eine Umfahrung Kirchseeons ohne Eingriff in die Natur ist leider nicht möglich", gab Herbert Blöchl zu bedenken.

Problematisch an der Südtrasse sei darüber hinaus, dass zahlreiche Äcker durchschnitten würden. CSU-Fraktionschefin Barbara Burgmayr stimmte deshalb gegen den Vorschlag: "Zwischen Buch und Ilching sind zu viele landwirtschaftliche Nutzflächen betroffen." Ihr Fraktionskollege Alfons Bauer schloss sich ihrem Votum an.

SPD-Gemeinderat Peter Seitz warb hingegen für eine breite Mehrheit: "Ich favorisiere zwar die Südlösung, aber das ist im Moment nicht wichtig. Viel wichtiger ist es, dass wir klarstellen, dass wir eine Umgehung brauchen."Kirchseeons Bürgermeister Udo Ockel (CSU) schloss sich an: "Ich persönlich würde eine Nordtrasse bevorzugen, aber so weit sind wir überhaupt noch nicht. Wir haben derzeit keinen zeitlichen Druck."

Entscheidend für den Bau der Umgehungsstraße ist zwar das Votum der Rosenheimer Behörde, doch finanziert werden soll das Projekt mit Geldern aus dem Bundesverkehrswegeplan. Ohne die Unterstützung aus Berlin wäre das Projekt für die Gemeinde nicht zu stemmen, denn selbst die preiswerteste Variante dürfte knapp 100 Millionen Euro kosten. Im aktuellen Verkehrswegeplan ist die Kirchseeoner Umgehung nur in der Kategorie "weiterer Bedarf" eingestuft. Um in den Genuss einer Förderung durch den Bund zu kommen, muss ein Projekt in die Kategorie "vordringlicher Bedarf" fallen.

Der aktuelle Verkehrswegeplan ist mit 150 Milliarden Euro Fördermitteln ausgestattet und gilt noch bis 2015, mit einer Neuauflage des Projekts wird nicht vor 2014 gerechnet. Bislang stehe noch nicht einmal fest, ob es überhaupt einen neuen Verkehrswegeplan geben werde, sagte Bürgermeister Ockel.

Sollte sich die Bundesregierung in Absprache mit den Ländern dazu entscheiden, einen neuen Fördertopf einzurichten, müsste der Freistaat Bayern seine Projekte bis 2014 nach Berlin melden. Dort würde dann nach einem bestimmten Schlüssel entschieden, welches der Bauvorhaben in einen der beiden Fünfjahrespläne aufgenommen wird. Die Beurteilungskriterien dafür sind unter anderm das Nutzen-Kosten-Verhältnis und die Umweltverträglichkeit der geplanten Bundesstraßen.

Wenngleich es noch nicht klar sei, ob es überhaupt eine finanzielle Unterstützung geben werde, sei es sinnvoll, weitere Vorschläge zu entwickeln, sagte Herbert Blöchl. "Alleine damit auch wir im Gespräch bleiben, schlagen wir die zwei Trassen vor."

© SZ vom 10.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: