Kinderstation:Wenn es schnell gehen muss

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Kinderärzte begrüßen den Vorstoß des Landrats, sich um eine Kinderstation an der Kreisklinik zu bemühen. Dann könnten jedes Jahr etwa tausend kleine Patienten in Ebersberg behandelt werden.

Von Carolin Fries

Die Idee des Landrats, sich um eine Fachabteilung für Kinder- und Jugendmedizin an der Kreisklinik bemühen zu wollen, stößt bei den Kinderärzten im Landkreis auf große Zustimmung. "Praxis und Klinik würden sich gut ergänzen", sagt etwa der Vaterstettener Kinderarzt Christian Lucae. Auch die Ärzte der gemeinschaftlichen Kinderarztpraxis in Poing, Martin Griebel, Barbara Feldmann-Griebel und Bärbel Vielhauer-Graßl, halten eine solche Station in Ebersberg für "prinzipiell gut". "Besonders für die Akutversorgung, also wenn es schnell gehen muss" wäre es laut Lucae sinnvoll, wenn Eltern nicht die langen Wege nach München oder Rosenheim auf sich nehmen müssten.

Die Kinderärztin und Neoantologin Veronika Spranger aus Zorneding weiß als dreifache Mutter, wie unangenehm es für Eltern ist, mit ihren kranken Kindern in die nächste Klinik fahren zu müssen, wenn diese 30 Kilometer oder noch weiter entfernt liegt. Dabei ginge es meistens um die klassische Akutversorgung etwa bei einer Gehirnerschütterung, einem Fieberkrampf oder Pseudokrupp. Laut statistischem Landesamt wurden 2012 exakt 1001 Patienten aus dem Landkreis Ebersberg in Fachabteilungen für Kinderheilkunde in anderen bayerischen Krankenhäusern stationär versorgt. Das bayerische Gesundheitsministerium schätzt, dass etwa 70 Prozent der Patienten in München und 20 Prozent in Rosenheim behandelt werden.

Von einer Kinderstation würden Familien aber auch für den Fall profitieren, dass sie sich für eine Entbindung in der Kreisklinik entscheiden. Denn Neugeborene, die Anpassungsschwierigkeiten zeigen, werden von hier in eine Kinderklinik verlegt. Bei 542 Geburten im vergangenen Jahr war das elf Mal der Fall. Die Mutter wird dann nachverlegt, "bis auf wenige Ausnahmefälle ist es dann so, dass die Mutter gleich am nächsten Morgen verlegt wird", sagt der leitende Oberarzt für Geburtshilfe, Stephan Haslmüller. Dass die Verlegungsquote mit zwei Prozent weit unter dem landweiten Schnitt von 9,9 Prozent liegt, ist auch dem Umstand geschuldet, dass man in Ebersberg kein unnötiges Risiko eingeht. "Frauen, bei denen sich bereits Komplikationen mit dem Kind in der Schwangerschaft abzeichnen" würden an ein Krankenhaus mit angeschlossener Kinderklinik empfohlen, sagt Spranger. Treten während der Geburt dennoch einmal Komplikationen beim Kind auf, wird vorsorglich der Neugeborenen-Notarzt aus München angefordert - "der zum Glück meistens unverrichteter Dinge wieder abrückt", wie Spranger erzählt. Sie ist zusammen mit dem Grafinger Kinderarzt Reiner Valentin konsiliarisch an der Kreisklinik tätig und macht dort die Neugeborenen-Untersuchungen. Eine Kinderstation - "sie muss nicht besonders groß sein" - findet sie "wünschenswert".

Eltern, Ärzte, Landrat und Klinik-Geschäftsführung - alle scheinen an einem Strang zu ziehen. Sie sehen den Bedarf auch dadurch bestätigt, dass die Kinderstationen in den umliegenden Krankenhäusern oft belegt sind und "Betten zeitweise nur schwer zu kriegen sind", wie Christian Lucae sagt. Doch einen Anspruch auf eine solche Fachabteilung hat die Ebersberger Klinik nicht, die laut bayerischem Krankenhausplan lediglich der Grundversorgung dient. "Es ist eine politische Entscheidung, den Bedürfnissen dieser 1000 Patienten entgegenzukommen", sagt Martina Kranz. Sie leitet die Kinderklinik am Krankenhaus Agatharied, seit 15 Jahren eine Außenstelle der Kinderklinik in Rosenheim. "Was braucht ein Kind, wenn es krank ist", fragt Martina Kranz und antwortet selbst: "Einen Kinderarzt, eine Kinderschwester, eine kindgerechte Umgebung und eine Begleitperson." Sechs Zweibettzimmer und ein Neugeborenenzimmer hat die Außenstelle im Landkreis Miesbach, die - ähnlich wie die Klinik in Ebersberg - etwa 30 Kilometer entfernt zur nächsten Kinderklinik (Rosenheim) liegt. Etwa 1400 Patienten werden hier jedes Jahr stationär versorgt, die Zahl der Geburten liegt durchschnittlich bei 750 im Jahr. "Wir bekommen sehr positive Rückmeldungen", sagt Kranz.

© SZ vom 11.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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