Kinderschutzbund Ebersberg:Eine gute Nummer

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Probleme in der Schule, Fragen zu Sexualität, Gewalt und Internet - Immer mehr Jugendliche wenden sich an die "Nummer gegen Kummer". Die wachsende Nachfrage lässt das Kinderschutzzentrum an seine Grenzen stoßen.

Valentin Jahn

Vermehrt wenden sich junge Menschen mit ihren Problemen an die "Nummer gegen Kummer". "Wenn die Leitung offen ist, läutet das Telefon am laufenden Band", sagt Michael Nerreter, Vorstandsvorsitzender des Kinderschutzbundes Ebersberg, "wir können gut und gerne eine zweite Leitung aufmachen." 1829 Beratungsgespräche - 36 mehr als im Vorjahr - haben die Ebersberger Seelsorger 2009 geführt.

Immer mehr Jugendliche wählen die "Nummer gegen Kummer".  Die meisten haben schulische oder familiäre Probleme oder Fragen zu Sexualität, Gewalt und Drogen. (Foto: dpa)

Der Dachverband "Nummer gegen Kummer", der 94 regionale Träger unter sich vereint, bietet seit 30 Jahren jungen Leuten, die Schwierigkeiten haben, ein offenes Ohr. Am häufigsten rufen Kinder und Jugendliche wegen persönlicher und familiärer Probleme an, aber auch das schulische Umfeld sei oftmals Grund für Anfragen. Meist gehe es um die Angst vor schlechten Noten oder auch um Fragen zu Sexualität, Gewalt und Drogen.

Zehn Jahre lang stehen die Mitarbeiter des Kinderschutzbundes Ebersberg bereits den Heranwachsenden mit fernmündlichem Rat zur Seite. Das Konzept hinter dem Beratungsangebot ist relativ einfach: Hilfe suchenden jungen Menschen wird die Möglichkeit gegeben, anonym und kostenlos mit ausgebildeten Seelsorgern zu sprechen.

Alle ehrenamtlichen Gesprächspartner müssen eine mindestens 80-stündige Ausbildung absolviert haben. Dort lernen sie Gesprächstechniken und Kommunikationstheorien kennen und beschäftigen sich mit Problemen, die für Jugendliche relevant sind.

Wichtigstes Ziel der "Nummer gegen Kummer" ist nicht, vorgefertigte Lösungen zu liefern oder die Anrufer sofort an lokale Hilfsdienste weiterzuvermitteln. Vielmehr sollen die Kinder und Teenager angehalten werden, sich selbst zu helfen. "Nicht wir schalten Vertrauenslehrer, Jugendamt oder Polizei ein, sondern wir bestärken die Anrufer darin, dies selbst zu tun", sagt Michael Nerreter.

Immer mehr Fragen zum Internet

Aufgrund des anonymen und damit sehr niederschwelligen Angebots lassen die Statistiken keine Feststellung zu, ob Jugendliche im Landkreis Ebersberg vermehrt die Hotline anwählen. "99 Prozent der Heranwachsenden rufen vom Handy aus an und sind somit nicht lokal erfassbar", sagt Anna Zacharias, Mitarbeiterin beim Dachverband. "Aber ihre Probleme ähneln sich sehr; ob sie nun aus Mecklenburg-Vorpommern oder vom Bodensee anrufen".

Verstärkt drehten sich die Fragen in den vergangenen Jahren auch um Probleme mit dem Internet. Dabei beschäftigen die jungen Anrufer Fragen zum Umgang mit Daten oder Mobbing in ihren Netzwerken. Seit 2003 ist daher auch eine Online-Beratung im Angebot. Auch hier hat die Nachfrage leicht zugenommen.

Um den Zuwachs an Anfragen zu kompensieren, müssten entweder mehr Träger zum Dachverband stoßen oder aber die bestehenden Träger müssten ihr Angebot erweitern. Für das Kinderschutzzentrum Ebersberg funktioniert dies aus finanzieller Sicht momentan nicht, wie Nerreter beklagt. "Wir tragen alle Kosten selber. Mit dieser einen Stelle kommen wir so über die Runden, aber ein zweites Telefon einzurichten wäre wahnsinnig schwierig."

© SZ vom 04.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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