Kinderbetreuung in Grafing:Puffer statt Platznot

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Grafing startet erstmals seit vielen Jahren mit einem Überschuss an Betreuungsplätzen ins neue Kita-Jahr

Von Thorsten Rienth, Grafing

Im Grafinger Spätsommer hatte es in den vergangenen Jahren oft einen Aufschrei geben - von Eltern, die auch kurz vor dem Start des beginnenden Kindergarten- und Kinderkrippenjahres noch vergeblich nach einem Platz für den Nachwuchs suchten. Dieses Jahr ist alles anders. "Der Druck ist jetzt erst einmal weg", erklärte Bürgermeister Christian Bauer (CSU) auf Nachfrage. Mehr noch: Die Stadt kann sich sogar über einen Überschuss freuen. Krippen- und Kindergartenplätze zusammengenommen seien aktuell noch 23 frei.

Ein wesentlicher Grund für die Entspannung ist ein baulicher. Und es ist gleichzeitig jener, der zuletzt Auslöser der Anspannung war: Den neuen und vor wenigen Tagen in Betrieb gegangener Elkofener Kindergarten hatte die Stadt eigentlich genau ein Jahr früher eröffnen wollen. Doch mitten in der Planung forderte der Denkmalschutz Anpassungen. Dies blieb, wie so oft wenn Planungen überarbeitet werden müssen, nicht ohne Auswirkungen auf die Zeitachse. Nun aber konnten die beiden Gruppen mit zusammen 48 Plätzen starten - und eben die größte Lücke schließen.

Zudem eröffnet Bürgermeister Bauer zufolge in wenigen Tagen die neue Dobel-Kindertagesstätte im sogenannten Haseitl-Haus. Dort werden 25 neue Kindergarten- sowie zwölf neue Krippenplätze angeboten. Beschlossen hatte der Stadtrat den Umbau vor gut einem Jahr, nachdem der Stadt der Kauf der ehemaligen Steinmetzwerkstatt gelungen war. Insgesamt kostete das Vorhaben rund 1,2 Millionen Euro. Knapp 900 000 Euro schoss der Freistaat aus seinem "Investitionsprogramm Kinderbetreuungsfinanzierung" zu.

Die einstige Platzknappheit resultierte mit daraus, dass die Stadt mit der Einrichtung neuer Plätze schlicht nicht hinterherkam. Nahezu jedes der zurückliegenden Jahre war irgendwo in der Gemeinde eine neue Gruppe in Betrieb gegangen. Parallel sei aber die Betreuungsquote der unter Dreijährigen rasant angestiegen, erklärt Bauer. Und zwar von rund 30 auf mittlerweile 50 Prozent. Die Quote habe sich mittlerweile etwas stabilisiert.

Zumindest auf absehbare Zeit scheint die Stadt mit ihrem jetzigen Puffer von 23 Plätzen auf der sicheren Seite zu sein. Sie kann sich sogar eine Art Warteschleife für den Bau des neuen Kinderzentrums in der Forellenstraße leisten. Dabei ist der Anlass allerdings finanzieller Natur. Der ursprüngliche gezeichnete Entwurf war den Stadträten mit veranschlagten 10,1 Millionen Euro zu teuer.

Derzeit überarbeiten die Architekten den Plan mit dem Ziel einer deutlichen Kostensenkung. Konkret will die Stadt von den aktuellen 4500 Euro pro Quadratmeter herunter auf 3900 Euro kommen. Doch das ist nicht ohne Kehrseite: Der größte Hebel, nämlich einfach die Gruppenräume zu verkleinern, geht zu Lasten der Prämisse der Multifunktionalität. Ein 45 Quadratmeter großer Raum, der bisher beispielsweise als Krippe fungieren soll, kann später nicht mehr einfach vom Hort genutzt werden. Für ihn gilt ein Minimum von 60 Quadratmetern. Besonderes Augenmerk liegt deshalb auch auf der technischen Ausstattung.

© SZ vom 15.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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