Kiesabbau:Steiniger Weg

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Hohenlinden müht sich weiter mit Vorrangflächen ab

Von Philipp Schmitt, Hohenlinden

Seit Jahren versuchen die Hohenlindener, eine Kiesabbau-Konzentrationsfläche in der Nähe der Ebersberger Straße im Flächennutzungsplan zu verankern, was bislang wegen rechtlicher Probleme und Widerständen von Grundbesitzern gescheitert ist. Bereits vor einigen Wochen musste der Gemeinderat ein Schreiben des Landratsamtes zu einem Kiesabbauprojekt zur Kenntnis nehmen, wonach die Behörde die Genehmigung des Vorhabens auch für den Fall andeutete, dass die Gemeinde das Einvernehmen erneut nicht erteilen sollte.

Bei der jüngsten Sitzung kam ein anderes vor einem Jahr auf die lange Bank geschobene Kiesabbau-Projekt wieder auf den Tisch, dass sich an der Staatsstraße 2086 an einer bereits bestehende Kiesgrube befindet. Das Problem bei dem Vorhaben ist, dass die Gemeinde am Rande des Areals die künftige Zufahrt zu ihren Kies-Vorrangflächen realisieren möchte. Auf Vorschlag von Mechtild Maurer (ÜWH) wurde die Abstimmung deshalb bis zur nächsten Gemeinderatsitzung am 7. Mai verschoben, um zuvor noch mit dem Antragsteller, einem Forstinninger Unternehmer, über eine Vereinbarung sprechen zu können. Das soll Bürgermeister Ludwig Maurer (ÜWH) zufolge in diesen Tagen geschehen. Kämmerin Christina Springer mahnte an, dass die Frist zur Behandlung des zurück gestellten Antrags bereits am 3. Mai auslaufe.

Das Landratsamt hatte der Gemeinde bereits klar gemacht, dass der beantragte Kiesabbau genehmigungsfähig sei und ein weiterer Aufschub der Entscheidung nicht in Frage komme. Zweiter Bürgermeister Thomas Riedl (CSU) kritisierte, dass das laufende Verfahren für gemeindliche Kies-Vorrangflächen "systematisch zerschossen" werde. Riedl und Maurer brachten erneut zum Ausdruck, dass sie die Privilegierung des Kiesabbaus durch die von ihnen vermutete Einflussnahme der "Kies-Lobby" und der Industriegewerkschaft "Bau, Steine, Erden" auf Entscheidungsprozesse nicht befürworten.

Mechtild Maurer ist im Hinblick auf die vermuteten Machenschaften sogar "fassungslos". Sie forderte, vor Erteilung des gemeindlichen Einvernehmens, die Zufahrtssituation zu den potenziellen Vorrangflächen mit dem Unternehmer der neuen Kiesgrube verbindlich zu klären, falls dieser direkt an der Ebersberger Straße Kies abbauen dürfe. Bürgermeister Maurer fügte an, dass die Zufahrt über das Grundstück des Unternehmers die beste Erschließung für die gemeindlichen Konzentrationsflächen wäre, im Notfall wären aber auch andere Zufahrten zum Beispiel von der B 12 oder an der bestehenden Kiesgrube möglich. Die parteifreie Johanna Seitz wies darauf hin, dass durch die Kiesgruben die umliegenden Straßen verschmutzt werden könnten, vor allem auf der Staatsstraße 2086 befürchtete sie Verschmutzungen, die zum Beispiel für Motorradfahrer gefährlich werden könnten.

Darüber hinaus hat der Gemeinderat einem Antrag auf Verlängerung der Abgrabungsgenehmigung sowie Wiederverfüllung mit Rekultivierung einer in Neumühlhausen bestehenden Kiesgrube einer Lengdorfer Firma das gemeindliche Einvernehmen einstimmig erteilt. Thomas Riedl forderte zum komplexen und umstrittenen Thema Kiesabbau eine öffentliche Informationsveranstaltung, um den Bürgern das Dilemma der Gemeinden mit reichen Kiesvorkommen wie etwa in Hohenlinden besser erklären und den besorgten Bürgern und Anwohnern Rede und Antwort stehen zu können.

© SZ vom 28.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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