KFZ-Zeichen in Bayern:Wo "IS" auf dem Nummernschild noch erlaubt ist - und wo nicht

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Buchstabenkombinationen auf Autokennzeichen können eine unterhaltsame Ablenkung sein, oder eine Provokation.

Von Korbinian Eisenberger

Nummernschilder dienen in erster Linie der Bürokratie - umso größer ist das Glücksgefühl für den Laien, wenn die Buchstaben auf dem weißen Blech auch für ihn einen Sinn ergeben.

Rund um München ist das Nummernschildlesen ein vortrefflicher Zeitvertreib, weil hier oft Stau ist und weil das KFZ-Vokabular nirgendwo sonst in Bayern vielfältiger ist. Es ist praktisch für jeden was dabei: die RO-SE für den Floristen, der ED-ER für den Pumuckl-Nostalgiker, der EBE-R für den Wildschwein-Liebhaber - und die TÖL-E für den Wildschwein-Jäger.

Über Geschmäcker lässt sich bei der Schildwahl streiten, über Botschaften hingegen nicht. Damit die 7,5 Zentimeter großen Schriftzeichen nicht zweckentfremdet werden, hat das bayerische Innenministerium vor Jahren eine Empfehlung an Landratsämter ausgegeben. Im Freistaat wird seither auf die Kombinationen "HJ", "KZ", "NS", "SA" und "SS" verzichtet, weil es sich bekanntlich um Abkürzungen aus dem Dritten Reich handelt. Gänzlich verboten sind mittlerweile "AH" und "HH" in Verbindung mit den Zahlen 18, 28 und 88 - leicht entschlüsselbare Codierungen aus der internationalen Neonazi-Szene.

Im Landkreis Passau geht das Landratsamt sogar noch einen Schritt weiter: Dort wird Autofahrern mittlerweile die Kombination "IS" auf dem Nummernschild verweigert. Politische Gründe werden angeführt, statt etwa für Ignaz Schmidt könnte IS schließlich auch von Sympathisanten der Terror-Miliz Islamischer Staat genutzt werden. Ähnliche Sorgen hegen die Landratsämter in Hof, Aichach-Friedberg und Augsburg - wo IS-Nummernschilder ebenfalls nicht mehr zu bekommen sind.

Das Innenministerium bleibt dennoch entspannt. Dass in Einzelfällen provoziert werde, könne man zwar nicht ausschließen. "Insgesamt sehen wir jedoch zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keinen Anlass, die Ausgabe der Erkennungsnummer 'IS' flächendeckend zu unterbinden", heißt es.

Im Landkreis Ebersberg ist das EBE-IS-Schild deswegen nach wie vor erhältlich, wie das dortige Landratsamt mitteilt. Neuerdings jedoch nur mehr auf Wunsch - und, so eine Sprecherin, nur solange das Ministerium bei seiner Einschätzung bleibt. Für alle anderen Autofahrer hat der Landkreis die IS-Kombi ganz unbürokratisch aus dem Sortiment genommen.

© SZ vom 27.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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